Stadt: Kassel

Frist: 2016-05-13

URL: https://www.uni-kassel.de/fb02/index.php?id=38835

Die methodische Aus-, Fort- und Weiterbildung der fachdidaktisch Forschenden stellt eine der zentralen Herausforderungen der Fachdidaktik als wissenschaftliche Disziplin dar. Zahlreiche Veröffentlichungen der letzten Jahre unterstreichen diesen Anspruch. Fokussierte kleinere Tagungen erscheinen sehr geeignet, die methodische und methodologische Reflexion in den fremdsprachlichen Didaktiken anzuregen bzw. zu fördern.

Die drei fremdsprachendidaktischen Professuren für DaF/DaZ (Prof. Dr. Karin Aguado), Anglistik/Amerikanistik (Prof. Dr. Claudia Finkbeiner) und Romanistik (Prof. Dr. Bernd Tesch) der Universität Kassel planen daher im Herbst 2016 eine Fachtagung zum Thema „Methoden rekonstruktiver Fremdsprachenforschung: Lautes Denken, Stimulated Recall und Dokumentarische Methode.

Das „Laute Denken“ dient der Rekonstruktion und Erforschung individueller Denkprozesse sowie sozialer fremdsprachlicher Handlungen aus der Innenperspektive der Probandin/des Probanden. Dabei soll direkt, simultan und ungefiltert aus dem Arbeitsgedächtnis das verbalisiert werden, worauf die laut denkende Person ihre Aufmerksamkeit richtet, d.h. es werden keine Steuerungen von außen vorgenommen.
Im Unterschied dazu werden beim Stimulated Recall Kognitionen retrospektiv, also durch eine spätere Evozierung, versprachlicht. Das Ereignis, auf das sich die Versprachlichung bezieht, wird aufgezeichnet (z.B. videografiert) und eine kurze Sequenz daraus als Auslöser für die Erinnerung benutzt. Die Erinnerung bezieht sich ausschließlich auf die Gedanken, die der/die Proband/in zum Zeitpunkt des Ereignisses hatte und nicht auf spätere Reflexionen. Die Analyse von Daten, die durch Stimulated Recall erhoben wurden, setzen ein hohes Maß an methodischer Erfahrung und kritischer Reflexion voraus.

Die „Dokumentarische Methode“ als ursprünglich soziologisches Analyseverfahren ist auf soziale Interaktionen und darauf bezogene meist unbewusste „Orientierungen“ gerichtet, das heißt auf sozial geteiltes implizites Wissen. Sie wird in der Unterrichtsforschung, für die Analyse von Gruppendiskussionen sowie für die Interviewanalyse genutzt. Diese Sichtweise bedingt ein methodisches Vorgehen, das auf dem Vergleich mehrerer Fälle nach einer festgelegten Schrittfolge – zuerst die Nennung der Themen, dann die Neuformulierung der Aussagen, schließlich die gründliche Interpretation und letztendlich das Aufsuchen des Typischen – beruht.

Die methodisch-methodologisch ausgerichtete Tagung wendet sich gleichermaßen an den wissenschaftlichen Nachwuchs wie auch an erfahrene Fremdsprachendidaktiker/innen. Die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer soll zwischen 20-30 liegen, wobei eine ausgeglichene Zahl von etablierten Professor/innen und Nachwuchsforscher/innen angestrebt wird.

Impulsvorträgen der Veranstalter/innen zum ‚Lauten Denken‘, zum ‚Stimulated Recall‘ und zur ‚Dokumentarischen Methode‘ folgen mehrere mehrstündige Arbeitssitzungen. In ihnen soll gemeinsam an Daten gearbeitet werden, die von den Teilnehmenden im Rahmen ihrer empirischen Studien selbst erhoben worden sind und denen die genannten methodischen Ansätze zugrunde liegen. Beabsichtigt ist, in Datensitzungen konkrete Forschungsprojekte der Teilnehmenden kennenzulernen und dabei ausgewählte Fragen, Herausforderungen und methodische Entscheidungen zu diskutieren.

Hiermit laden wir Sie herzlich ein, sich am Call for Papers zu beteiligen. Bitte schicken Sie ein aussagekräftiges Abstract (max. 250 Wörter) zu Ihrem jeweiligen methodischen Schwerpunkt ‚Lautes Denken‘, ‚Stimulated Recall‘ oder ‚Dokumentarische Methode‘ bis spätestens zum 13.05.2016 an die folgende Email-Adresse:

MethodentagFB02@uni-kassel.de

Bitte lassen Sie uns außer Ihrem Namen und Ihrer vollständigen Adresse (sowie ggf. den Namen der Institution, an der Sie beschäftigt sind) einige Information zu Ihrer beruflichen Tätigkeit, Ihren Forschungsinteressen und Arbeitsschwerpunkten sowie zu Ihren persönlichen Erwartungen an die Veranstaltung (max. 100 Wörter) zukommen.

Beitrag von: Bernd Tesch

Redaktion: Redaktion romanistik.de