Stadt: Saarbrücken

Frist: 2016-03-31

Beginn: 2016-09-28

Ende: 2016-10-01

Während der Begriff der Grenze in den Literatur- und Kulturwissenschaften bereits seit einigen Jahren Hochkonjunktur hat (vgl. etwa Krilles 2008), scheint er in der aktuell(er)en sprachwissenschaftlichen Diskussion kaum präsent, doch wäre eine diesbezügliche Reflexion aus unterschiedlichen methodologischen Gründen sinnvoll und wünschenswert: Zum einen scheint in bestimmten sprachwissenschaftlichen Paradigmen nicht immer genau zwischen Meta-/Modell- und Objektebene getrennt zu werden; zum anderen wird auch durch „die Trennung in ‚Flexionslehre‘, ‚Morphosyntax‘ und ‚Syntax‘ eine gesamthafte Sicht bestimmter grammatischer Phänomene und auch eine Antwort auf die Frage nach möglicherweise einheitlichen Gestaltungsprinzipien der Sprachzeichenbildung […] erschwert“ (Oesterreicher 1996, 273).

Die hier angedeutete Ausdifferenzierung linguistischer Teildisziplinen korreliert natürlich zunächst mit einzelsprachlichen Strukturierungsebenen (u. a. Morphem, Syntagma, Satz), darüber hinaus ist aber u. a. auch an Bezeichnungen wie „lexikalische Semantik“ oder die sogenannten „Bindestrich-Linguistiken“ zu denken, die ebenso auf jeweils spezifische Abgrenzungen bzw. Grenz-Beziehungen verweisen (vgl. etwa Costăchescu 2012, Vater 42002, 23f).

Auch für die Linguistik Chomskyscher Prägung spielt – freilich unter anderen Vorzeichen – die Differenzierung unterschiedlicher „linguistic level[s], such as phonemics, morphology, phrase structure“ (Chomsky 1957, 11) eine wichtige Rolle. Im weiteren Verlauf hat diese modulare Sicht auf Sprache natürlich ebenfalls die Frage der Grenz(be)ziehungen aufgeworfen: Ist in Chomsky (1957, 93 u. passim) etwa noch von „the points of connection between syntax and semantics“ die Rede, wurden Grenz(be)ziehungen im weiteren Verlauf wesentlich unter Rekurs auf die Metapher des interface (vgl. Bierwisch 2007, Costăchescu 2012, Partee 2014, Ramchand/Reiss 2007, Schaefer 2011, Scobbie 2007) modelliert, ohne dass der epistemologische Status solcher Schnittstellen bzw., allgemeiner, solcher – theorieinduzierter – Modellierungen von Grenzbeziehungen geklärt wäre.

Vor dem skizzierten Hintergrund sollen u. a. die folgenden Überlegungen zu sprach(wissenschaft)lichen Grenz(be)ziehungen im Mittelpunkt der Sektionsarbeit stehen:

  • Untersuchungen sprachlicher Phänomene aus „Grenzbereichen“ bzw. Diskussion von „Schnittstellen-Phänomenen“ unter Einbeziehung der Meta-Ebene
  • Fragen der theoriekonstitutiven Funktion(en) von „Grenz“-Metaphern (vgl. Roggenbuck 2005)
  • begriffsgeschichtliche Aspekte von Metaphern wie Interface, Schnittstelle, over-lap, interaction oder relation
  • (sprach)wissenschaftshistorische Aspekte der Modellierung von Grenzbeziehungen
  • Strategien der terminologischen Fassung von Grenzphänomenen (sémantico-syntaxique, lexikalische Semantik, Semantik-Pragmatik-Schnittstelle etc.)

Vortragsvorschläge (1 Seite, inkl. bibl. Angaben) werden bis zum 31.3.2016 erbeten an die Sektionsleiter Anke Grutschus (grutschus.anke@uni-koeln.de) und Ludwig Fesenmeier (ludwig.fesenmeier@fau.de)

Beitrag von: Ludwig Fesenmeier

Redaktion: Christof Schöch