Stadt: Gumpoldskirchen bei Wien, Österreich

Frist: 2015-04-15

Beginn: 2016-02-24

Ende: 2016-02-27

Emotion und Motivation. (Figuren-)Psychologisierungen in der Artusepik
Kolloquium der Internationalen Artusgesellschaft, Sektion Deutschland/Österreich Gumpoldskirchen bei Wien, 24.–27.02.2016

Call for Papers

Nicht nur die Emotionsforschung wurde in den letzten Jahren in der Mediävistik intensiv betrieben, auch die Forschung zu und über Figuren der Artusepik erlebt eine theoretisch fundierte Konjunktur. Grund dafür ist zum einen die Wiederbelebung und neue Popularität von überholt geglaubten narratologischen Modellen und Theorien, zum anderen die Überwindung der rein auf Synchronie ausgerichteten Analysewerkzeuge, die so für die diachronen Ansätze der Mediävistik fruchtbar gemacht werden konnten.

In der Emotions- und Motivationsforschung werden ebenso Fragen nach ontologischen Innenräumen von Figuren gestellt wie Überlegungen angestrengt, warum Figuren so handeln, wie sie es eben tun und nicht anders. Motivation kann dabei einerseits als narratologische Kategorie (etwa im Sinne Lugowskis) aufgefasst, andererseits schlicht als (Beweg-)Grund für das spezifische Handeln oder Nicht-Handeln einer literarischen Figur verstanden werden. Als Voraussetzung für die Erforschung von Emotionen und Motivationen gilt die Annahme, dass Figuren als fiktive Entitäten über eine ihnen durch den Erzähler zugeschriebene Psychologie verfügen („Es gibt keine Figuren ohne Psychologie. Allerdings ist die Psychologie nicht gleich abenteuerlich", so Harald Haferland). Psychologisierungen wiederum geschehen auf Seiten der Rezipient(innn)en und sind – entgegen den negativen Konnotationen – für die Literaturwissenschaft unerlässlich, um Figuren als Einzelne oder im Kollektiv fassen zu können.

Als besondere Herausforderung erweist sich in Bezug auf die Figuren der Artusepik der Umstand, dass viele Charaktere textübergreifend auftreten, was Fragen nach dem Status der Subjektivität und individuellen psychologischen Beschaffenheit solcher Figuren in den verschiedenen Werken aufwirft. Auch die epistemologische Wechselbeziehung zwischen Emotion und Motivation, zwischen Ursache und Wirkung im Umfeld der höfischen Literatur gilt es zu erforschen. Ziel der Tagung wird sein, den Emotionen und Motivationen von Figuren im Artusroman sowohl auf histoire- als auch auf discours-Ebene auf die Spur zu kommen; danach zu fragen, welche Funktion die psychologische Bedingtheit von Figuren in diesem Wechselspiel von Ursache und Wirkung hat und welche Auswirkungen sich in Bezug auf die Gattung festmachen lassen.

Wir bitten um ein kurzes Exposé (max. ½ Seite) für 30-minütige Vorträge aus dem Bereich aller Mittelalterphilologien bis zum 15.4.2015
bitte gleichzeitig an alle drei Adressen:

Prof. Dr. Matthias Meyer (matthias.meyer@univie.ac.at)
Prof. Dr. Cora Dietl (cora.dietl@germanistik.uni-giessen.de)
Mag. Lena Zudrell (lena.zudrell@univie.ac.at)

Für die aktive Teilnahme am Kongress ist die Mitgliedschaft in der Int. Artusgesellschaft Voraussetzung.

Beitrag von: Brigitte Burrichter

Redaktion: Christof Schöch