Stadt: Tübingen

Beginn: 2014-11-13

Ende: 2014-11-13

Während Brasilien mit der Fussball-WM die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf sich zog, jährte sich dieses Jahr zum 50. Mal der Putsch des brasilianischen Militärs. Dieser markiert den Beginn einer 20 Jahre anhaltenden Diktatur, die erst ab 1985 von einer schrittweisen Demokratisierung abgelöst wurde. Ihre kulturellen und politischen Folgen wirken bis in die heutige Zeit nach. Erst ab 2011 beginnt sich eine Wahrheitskommission mit den vom Militär begangenen Menschenrechtsverbrechen zu beschäftigen. Die Gründe für das Schweigen von offizieller Seite sind vielschichtig und reflektieren die Macht- und Sozialstruktur Brasiliens.

Im Fokus der Ausstellung sowie des einleitenden Symposiums steht die zentrale Rolle von Kultur und Kulturschaffenden sowohl im Widerstand gegen die Diktatur als auch bei der Aufarbeitung und Erinnerung in Zeiten der Demokratie.

Trotz der weitreichenden Zensur und der Verfolgung von Intellektuellen, gehören die 1960er und 1970er Jahre zu den fruchtbarsten Dekaden des brasilianischen Kulturschaffens im 20. Jahrhundert. Film, Literatur, Populärmusik, Journalismus, Karikatur und Plakatkunst erprobten Strategien des kulturellen Widerstands und schufen ein bleibendes Zeugnis der Kreativität und des Muts im Kampf gegen den Totalitarismus. Mit dem Übergang zur Demokratie wird das Kulturschaffen zu einem zentralen Medium des Erinnerns in einer Gesellschaft, in der Diktatur und Repression von der öffentlichen Wahrnehmung lange Zeit als randständige Themen behandelt wurden und Archive der Diktatur bis heute immer noch nicht zugänglich sind. So wirkt die Erinnerungskultur den in Brasilien weit verbreiteten positiven Mythen über die Diktatur entgegen und klärt über die vielfältigen Formen künstlerischen Protests im Brasilien der Militärdiktatur auf.

Die Ausstellung „Brasilianische Militärdiktatur und kulturelles Gedächtnis“ wurde im Sommersemester 2014 mit den Studenten des Fachs Portugiesisch am Lehrstuhl für Iberoamerikanische Philologie und Kulturwissenschaften der Universität Tübingen entwickelt.
Im Fokus steht die zentrale Rolle des Kulturschaffens im Widerstand gegen die Diktatur und bei der späteren Aufarbeitung der diktatorischen Vergangenheit.

Die Ausstellung umfasst die folgenden thematischen Schwerpunkte:
- Historischer Kontext und Ausmaß der Repression
- Zensur und zensierte Medien
- Widerstand des kulturellen Feldes: Protestlieder und Karikaturen
- Politiken der Aufarbeitung
- Medien der Erinnerungskultur: Testimonios, Film und Comic

Symposium

„Ditadura militar e memória cultural no Brasil“

Von 14:00 bis 17:15, in der Neuen Aula der Universität Tübingen, Raum 236
Geschwister-Scholl-Platz, 72074 Tübingen

14:00 Begrüßung und Einführung: „Ditadura militar e memória cultural no Brasil“
Sebastian Thies/ Suzana Vasconcelos (Universität Tübingen)

14: 30 -16:00 Panel I: Desafios éticos e estéticos: memória da ditadura na produção cultural

„Nunca mais: documentar a ditadura militar brasileira no cinema“
Markus Schäffauer (Universität Hamburg)

„Memória do desaparecimento: K de Bernardo Kucinski
Joachim Michael (Universität Bielefeld)“

„Ditadura noir? História em quadrinhos como mídia da memória cultural“
Suzana Vasconcelos / Sebastian Thies (Universität Tübingen)
 
16:15 -17:15 Panel II: Vozes esquecidas: exílio e a geração dos filhos

„Memória e exílio“
Vânia Kahrsch (Universität Hamburg)

„As marcas invisíveis: memória e trabalho de luto na segunda geração“
Izabel Fontes (Universität Hamburg)

Ausstellung

Brasilianische Militärdiktatur und kulturelles Gedächtnis
13.November – 04.Dezember 2014
im Bonatzbau/Universitätsbibliothek Tübingen

18: 15 Eröffnung der Ausstellung
„Brasilianische Militärdiktatur und kulturelles Gedächtnis: 50. Jahre Militärputsch“ im historischen Lesesaal im Bonatzbau der Universtitätsbibliothek

Plenarvortrag:
„Authoritarianism, Memory and Contemporary Politics in Brazil:
The Truth Commission in 2014“
Jaime Ginzburg (Universidade de São Paulo)
 
19: 15 Vorstellung des Ausstellungsprojektes
von den Studenten des Romanischen Seminars

Romanisches SeminarLehrstuhl für Iberoamerikanische Philologie und Kulturwissenschaft
Prof. Dr. Sebastian Thies

Organisation und Kontakt:
Suzana Vasconcelos de Melo/Sebastian Thies
Telefon +49 7071 29-78474
E-Mail: suzana.vasconcelos-de-melo@uni-tuebingen.de
Eberhard-Karls-Universität TübingenRomanisches Seminar
Wilhelmstr. 50, 72074 Tübingen