Frist: 2015-01-01

Der performative Expressionismus
Expressionismus, Ausgabe 02/2015
Herausgegeben von Kristin Eichhorn und Johannes S. Lorenzen

Das zweite Heft der Zeitschrift Expressionismus widmet sich der performativen Seite expressionistischer Kunst. Damit liegt der Fokus einerseits auf den Entwicklungen des modernen Theaters. Expressionistische Bühnen wie die Tribüne und die Sturm-Bühne tragen mit dazu bei, dass die konkrete Theatererfahrung gegenüber dem reinen Dramentext stärker ins Zentrum rückt (Retheatralisierung). Der Bruch mit dem traditionellen Theater führt zur Integration von Musik und bildender Kunst und stärkt die Position von Regie und Schauspielern. Auch die Entwicklung des Ausdruckstanzes ist in diesem Zusammenhang zu berücksichtigen.

Andererseits soll das Heft den Performativitäts-Begriff bewusst darüber hinaus erweitern, um die einschlägigen Phänomene im Zusammenhang betrachten zu können. Nicht nur lässt sich der zeitgenössische Film einbeziehen, der in seinen Aufnahmen theatralische Elemente übernimmt und mit der üblichen musikalischen Begleitung auch ein unmittelbares performatives Moment aufweist. Außerdem hat der Aspekt der Performativität für Lesungen und Happenings Relevanz. Verschiedentlich werden in den 1910er Jahren Forderungen laut, die Wirkung von Gedichtlesungen zu intensivieren, indem beispielsweise Schauspieler anstelle der Dichter die jeweiligen Texte vortragen.

Darüber hinaus schließt die Frage nach der Performativität des Expressionismus die intendierte Wirkung der künstlerischen Tätigkeit ein. Expressionistische Arbeiten sind nicht zuletzt auf die Veränderung der Gesellschaft ausgerichtet (Stichwort ‚Neuer Mensch‘). Inwieweit zeigt sich Kunst in allen ihren Formen darauf angelegt, dieses Ziel nicht nur zu kommunizieren, sondern zu seiner Umsetzung aktiv (performativ) beizutragen?

Wünschenswert sind schließlich Beitragsvorschläge zur aktuellen performativen Rezeption des Expressionismus: In welchem Rahmen und in welcher Form werden expressionistische Theaterstücke und Filme heute aufgeführt bzw. literarische Texte aus dem expressionistischen Jahrzehnt performativ zu neuem Leben erweckt? Gibt es neue künstlerische Arbeiten, die mit den performativen Methoden des Expressionismus arbeiten?

Abstracts zu diesen oder anderen thematisch einschlägigen Aspekten von nicht mehr als 2.000 Zeichen senden Sie bitte bis zum 1. Januar 2015 an eichhorn@neofelis-verlag.de bzw. jlorenzen@ndl-medien.uni-kiel.de. Zudem werden unabhängig vom Thema des Hefts auch immer Vorschläge für Rezensionen oder Diskussionsbeiträge zu aktuellen Forschungsdebatten sowie für die Rubrik „Expressionismus heute“ entgegengenommen, die Phänomene der aktuellen Expressionismus-Rezeption vorstellt und bespricht.

Die fertigen Beiträge sollten einen Umfang von 20.000 Zeichen (inkl. Leerzeichen und Fußnoten) nicht überschreiten und sind bis zum 1. Juni 2015 einzureichen. Das Heft erscheint Anfang November 2015.

Beitrag von: Kristin Eichhorn

Redaktion: Christof Schöch