Stadt: Mannheim

Frist: 2015-01-15

Beginn: 2015-07-26

Ende: 2015-07-29

URL: http://www.romanistentag.de/index.php?id=914

Sektionsleitung: Regina Schleicher, Giselle Zenga-Hirsch (Goethe-Universität Frankfurt am Main) Kontakt: r.schleicher@em.uni-frankfurt.de
 
In der Diskussion der verschiedenen Bildungsbegriffe, in der sich zahlreiche FremdsprachendidaktikerInnen in kritisch-produktiver Auseinandersetzung mit der Kompetenzorientierung verortet haben, wird die Bedeutung von Sprache(n) für die Selbstbildung unterstrichen und im gesellschaftlichen Zusammenhang gesehen. Als wichtige Schlüsselbegriffe sind hier Selbstbestimmung und Autonomie zu nennen, Begriffe, die zugleich zahlreiche Umdeutungsprozesse auch im Sinne einer ökonomischen Verwertbarkeit durchlaufen haben. Wie kann sich hier die Fremdsprachendidaktik in der Romanistik positionieren, zumal sich die Idee einer mit einem gesellschaftlichen oder ökonomischen Nutzen verbundenen „materialen Bildung“ (Dietrich Benner) durchaus in Einklang mit emanzipatorischen Bildungsbegriffen bringen ließe? Die Vorstellung von einer unmittelbaren ökonomischen Nützlichkeit steht hier neben der Idee einer „Praxiswirksamkeit im Sinne gesellschaftsreformerischer oder gesellschaftsrevolutionärer Ideale“ (Lutz Küster).

In dieser Sektion möchten wir auf theoretischer Ebene und an Beispielen aus der Praxis diskutieren, welche neuen Formen emanzipatorischer Bildung sich im Fremdsprachenunterricht unter den gegenwärtigen Bedingungen eröffnen. Eine von Lutz Küster als neue Ethik der „Anerkennung von Differenz und Vielfalt“ bezeichnete Tendenz, in der Versatzstücke modernen und postmodernen Denkens miteinander kombiniert werden, könnte durchaus eine Grundlage aktueller Unterrichtskonzepte für einen inhaltsorientierten Fremdsprachenunterricht darstellen.

In diesem Sinne wäre, auch um den teilweise recht starren Gegenüberstellungen von Kompetenzorientierung und Bildung/Literalität in den letzten Jahren entgegen zu treten, der Kompetenzbegriff zu rekonstruieren. Kompetenz ließe sich dann unter anderem durch Handlungsorientierung, Situationsspezifik und Übertragbarkeit bestimmen. Wie kann hier auf ein Konzept Bezug genommen werden, das die Urteilsfähigkeit, verantwortliche Handlungsfähigkeit auf sich selbst sowie auf „soziale, gesellschaftliche und politische Bereiche“ bezieht, also einer Art Trias von Selbst-, Sach- und Sozialkompetenz dient?

Die empirische Unterrichtsforschung in den Fremdsprachendidaktiken hat sich in den letzten Jahren sehr stark auf die leichter mess- und evaluierbare Kompetenzen konzentriert und wenig den inhaltsorientierten Unterricht in den Blick genommen. Zwar liegt in diesem Bereich eine Vielzahl vom Unterrichtsvorschlägen und Beiträgen mit allgemeinen konzeptionellen Überlegungen vor (Küster 2003, Fäcke 2008, Lüning 2013, Reimann 2014), in weitaus geringerem Maße jedoch Forschungen zu Erfahrungen mit deren Umsetzungen. Wichtige Ansätze für eine stärker bildungs- und inhaltsorientierte empirische Unterrichtsforschung finden sich bei Decke-Cornill (2013), Papenberg (2009) und Fäcke (2003).
In der Sektion sind neben Beiträgen, die sich den theoretischen Grundlegungen, wie an dieser Stelle nur kurz angerissen, und/oder unterrichtspraktischen Implikationen widmen, Berichte laufender oder abgeschlossener empirischen Forschungen in diesem Bereich vorgesehen. Dabei sind alle Didaktiken der romanischen Sprachen gleichermaßen angesprochen.

Es wird zu folgenden Beiträgen eingeladen:
1. theoretische Überlegungen zu Bildung und Kompetenzorientierung im Fremdsprachenunterricht
2. Konzeptionen für einen inhaltsorientierten Französisch-, Spanisch- oder Italienischunterricht
3. Laufende oder abgeschlossene Projekte im Bereich der Empirischen Unterrichtsforschung zu inhaltsorientiertem Fremdsprachenunterricht

Abstracts im Umfang von maximal 1 Seite (& Kurzbiografie) bitte bis zum 15. Januar 2015 an: r.schleicher@em.uni-frankfurt.de

Beitrag von: Regina Schleicher

Redaktion: Christof Schöch