Die Tagung widmet sich aktuellen Fragestellungen in Bezug auf die Demokratische Republik Kongo (Ex-Zaïre) und will die kulturellen und wirtschaftlichen Auswirkungen des Mordes an Patrice Lumumba untersuchen. Im Mittelpunkt stehen hierbei die literarische Rezeption Lumumbas sowie die Folgen seines Todes für die sozioökonomische Entwicklung im Kongo.

1. Sektion: „Ein Land zwischen tragischer Vergangenheit und kulturellem Trauma?“
Das Ziel der ersten Sektion ist es, das Verhältnis von postkolonialer Geschichte und zeitgenössischer Kultur anhand eines empirischen Beispiels zu erforschen. Im Fokus der Vorträge und Diskussionen steht mit Patrice Lumumba der erste Ministerpräsident der Demokratischen Republik Kongo, der 1961 unter Mitwirkung der belgischen und amerikanischen Geheimdienste in Katanga ermordet wurde. Nach einer historischen Einführung des Soziologen Ludo De Witte (Brüssel) und einer Studie zu den juristischen Rahmenbedingungen der Ermordung und Absetzung Lumumbas von Shama Busha Pongo (Kinshasa/Würzburg) befassen sich die nachfolgenden Vorträge des Literaturwissenschaftlers Prof. Dr. Alphonse Mbuyamba (Kinshasa), der Afrikawissenschaftlerin Prof. Dr. Susanne Gehrmann (Berlin) und der Literaturwissenschaftlerin Dr. Karin Sekora (Würzburg) mit den Auswirkungen der historischen Ereignisse auf die literarische Produktion im Kongo, in den angrenzenden afrikanischen Staaten und in der Karibik.

2. Sektion: „Visionen, Chancen, Perspektiven“
Die zweite Sektion wird versuchen, auf Basis der Erkenntnisse des ersten Veranstaltungstages einen Verknüpfungspunkt zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu schaffen. Dabei werden insbesondere die sozioökonomischen Entwicklungen im subsaharischen Afrika seit dem Tode Lumumbas berücksichtigt. Der Jurist Justin Monsenepwo geht der Frage nach, ob die kongolesische Wirtschaft von dem Schicksal Lumumbas beeinflusst wurde und welche Perspektiven sie heute bietet. Daran schließt der Vortrag des Politikwissenschaftlers Philipp Gieg an, der die historischen Gründe für das ökonomische Engagement Chinas im Kongo darlegen wird. Der Naturstoffchemiker Pascal Kimbadi Lombe spricht über die Aussichten des immensen Rohstoffreichtums im Kongo, der 1961 indirekt zum Tode Lumumbas führte. Ein praktischer Bezug wird die Tagung thematisch abrunden und die Vision eines in Würzburg ansässigen Vereines vorstellen: Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Bringmann und Dieudonné Tshitenge werden den Förderverein der Uni Kinshasa mit seinem Stipendiensystem BEBUC vorstellen und aufzeigen, welche Chancen und Perspektiven jungen Menschen im Kongo geboten werden.

Ausstellung „Krisen im Kongo“
Während der Tagung findet eine Ausstellung unter dem Titel „Krisen im Kongo“ am Tagungsort statt. Als Aussteller präsentieren sich Amnesty International, der Förderverein der Universität Kinshasa e.V. (fUNIKIN), die Deutsch-Kongolesische Juristenvereinigung (DKoJV), der Verein Mbonda Lokito e.V., der Alumni-Verein der Universität Würzburg, die Umweltstation der Stadt Würzburg und Mission EineWelt. Die Ausstellung wird vervollständigt durch eine Bannerpräsentation des Forum Afrikazentrum der Universität Würzburg zu dem Thema „Sklaverei in Afrika“ sowie durch die Fotoausstellung von Rabia Ünlü mit dem Titel „Von Würzburg nach Kinshasa – Gemeinsamkeiten/Gegensätze“. Zusätzlich bietet der multimediale Ausstellungstruck des Päpstlichen Hilfswerkes missio „Menschen auf der Flucht. Weltweit.“ den Besucherinnen und Besuchern der Tagung die Möglichkeit, mit Hilfe eines digitalen Avatars in die Rolle eines Bürgerkriegsflüchtlings im Ostkongo zu schlüpfen und verschiedene Fluchtstationen zu durchlaufen.

Die 1. Würzburger Kongo-Tagung ist öffentlich und steht unter der Schirmherrschaft des Fördervereins der Uni Kinshasa e.V. sowie des Forum Afrikazentrum der Universität Würzburg. Die Veranstaltung wird durch den Universitätsbund Würzburg gefördert. Tagungssprachen sind Deutsch und Französisch.

Tagungsprogramm

Datum: Dienstag, 27.05.2014 – 1. Tag
Sektion „Ein Land zwischen tragischer Vergangenheit und kulturellem Trauma?“

13:00 Uhr Begrüßung – Prof. Dr. Barbara Sponholz, Vizepräsidentin der Universität Würzburg; Prof. Dr. Virima Mudogo, ehemaliger Vize-Rektor der Universität Kinshasa; Prof. Dr. Brigitte Burrichter, Lehrstuhl für Französische und Italienische Literaturwissenschaft, Universität Würzburg

13:30 Uhr – Ludo de Witte, Soziologe, KU Leuven (Belgien): Patrice Lumumba: Vie, mort et résurrection.

14:15 Uhr – Shama Busha Pongo, Rechtswissenschaftler, Universität Würzburg: P.E. Lumumba: Quand le droit manque le train de l’histoire.

14:45 Uhr Kaffepause

15:15 Uhr – Prof. Dr. Alphonse Mbuyamba Kankolongo, Literaturwissenschaftler, Universität Kinshasa (DR Kongo): L’image de Patrice Lumumba dans la littérature congolaise de langue française.

16:00 Uhr – Prof. Dr. Susanne Gehrmann, Afrikawissenschaftlerin, HU Berlin: Le poète. Lumumba comme figure de résistance.

16:45 Uhr – Dr. Karin Sekora, Literaturwissenschaftlerin, Universität Würzburg: Lumumba: le dialogue des textes. La représentation du Premier ministre congolais dans l’oeuvre d’Aimé Césaire.

Datum: Mittwoch, 28.05.2014 – 2. Tag
Sektion „Visionen, Chancen, Perspektiven“

08:45 Uhr Begrüßung

09:00 Uhr – Justin Joost Monsenepwo Mwakwaye, Rechtswissenschaftler, Universität Würzburg: Konjunktur und sozioökonomische Tendenzen in der Demokratischen Republik Kongo.

09:45 Uhr – Philipp Gieg M.A., Politikwissenschaftler, Universität Würzburg: China, Kongo und die neue Rolle der Volksrepublik in Afrika.

10:30 Uhr Pause

10:45 Uhr – Blaise Pascal Kimbadi Lombe, Naturstoffchemiker, Universität Würzburg: République Démocratique du Congo: Atouts Stratégiques pour un Développement Durable

11:30 Uhr – Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Gerhard Bringmann und Dieudonné Tshitenge, beide Naturstoffchemiker, Universität Würzburg: The Excellence Scholarship BEBUC in the Congo.

Beitrag von: Julien Bobineau

Redaktion: Christof Schöch