Terrain vague - Workshop am 24. und 25. April 2015
Das Forschungsprojekt „Terrain vague: Ästhetik und Poetik urbaner Zwischenräume in der französischen Moderne“ (Romanisches Seminar der Universität zu Köln) freut sich, Ihnen spannnende Vorträge im Rahmen des interdisziplinär ausgerichteten Workshops „Terrain vague: Die Brache in den Stadt- und Raumwissenschaften“ ankündigen zu dürfen.
Die Stadtbrache ist ein besonderer Ort. Sie liegt mitten im Raumgefüge der funktionalen Stadt und fällt doch aus ihr heraus. Als leerer, ungenutzter und verlassener Ort wirkt sie wie ein Riss im urbanen Netz, wie die Abwesenheit der Stadt in der Stadt. Dieser Sicht auf die temporären Leerstellen als Defzit entspricht der Begriff der Brache mit seiner ökonomischen Bedeutung. Stadtbrachen gelten als öde, unproduktive Flächen, als Symptom für wirtschaftliche Strukturschwäche, als dysfunktionale, disponible Altstandorte, die nur darauf warten, einer neuen Nutzung zugeführt zu werden.
Anders verhält es sich mit dem nur schwer übersetzbaren französischen Begri des terrain vague, welcher der Leere und Funktionslosigkeit die Vagheit als ästhetisches und praktisches Potential beigesellt. Das terrain vague ist ein sich durch Unbestimmtheit und O enheit auszeichnender Möglichkeitsraum, in dem die alltäglichen Ordnungen des städtischen Raums und des gesellschaftlichen Lebens in Frage gestellt und übertreten werden. In diesem Sinne wird die Brache von Soziologen als Keimzelle neuer Urbanität, von Phänomenologen als Ort des Fremden und Abweichenden, von Architekten als Sehnsuchtsraum planerischen Handelns, von Geographen als Chance der Stadtentwicklung und von Literaten und Filmemachern als Schauplatz einer anderen Stadterfahrung entdeckt.
Programm
Freitag/Samstag, 24. und 25. April
Bibliothek des IK Morphomata (3. Stock)
Weyertal 59 (Rückgebäude)
50937 Köln
Freitag, 24. April
09.30-10.00 Uhr
Wolfram Nitsch (Köln): Begrüßung und Einführung: Zum Begriff des terrain vague
10.00-10.45 Uhr
Walter Siebel (Oldenburg): Was macht die Stadt zum besonderen Ort?
10.45-11.30 Uhr
Silke Steets (Darmstadt): Räumliche Mikropolitiken des Dazwischen – Über den Umgang mit Brachen und Stadtresten
11.30-12.00 Uhr: Kaffee / Tee
12.00-12.45 Uhr
Bernhard Waldenfels (Bochum): Orthaftigkeit und Ortlosigkeit der Stadt
13.00-15.00 Uhr: Mittagessen
15.00-15.45 Uhr
Bertram Weisshaar (Leipzig): Weiße Flecken in Stadt und Land. Weiße Flecken füllen und sichtbar machen. Latente Landschaften
15.45-16.15 Uhr: Kaffee / Tee
16.15-17.00 Uhr
Christine Dissmann (Berlin): Löcher im Zaun, Lücken im System. Die Stadtbrache – ein Sehnsuchtsraum?
17.00-17.45 Uhr: Plenum Diskussion
Samstag, 25. April
09.30-10.15 Uhr
Bernhard Klein (Weimar): Terrains vagues. Protagonisten einer anderen Städtebaugeschichte, eines anderen Städtebaus nach 1972
10.15-11.00 Uhr
Axel Sowa (Aachen): Brache und Tabula Rasa als Figuren planerischen Handelns
11.00-11.30 Uhr: Kaffee / Tee
11.30-12.15 Uhr
Daniel Ritter / Jacqueline Broich: Terrains vagues in Literatur und Film der französischen Moderne: Prisma-, Erfahrungs- und Potentialraum
12.15-12.30 Uhr: _Plenum_Abschlussdiskussion
Organisation:
Prof. Dr. Wolfram Nitsch, Jacqueline Broich, Daniel Ritter
Beitrag von: Daniel Ritter
Redaktion: Reto Zöllner