Stadt: Berlin

Frist: 2015-05-31

Beginn: 2015-11-27

Ende: 2015-11-27

URL: http://www.giraf-iffd.eu

Zentrum Marc Bloch, Berlin
Interdisziplinäre Forschungsgemeinschaft Frankreich-Deutschland (GIRAF-IFFD)
Freitag, den 27. November 2015

In den aktuellen medialen und politischen Debatten taucht der Begriff „Identität“ immer wieder vermehrt auf, bspw. in den Diskussionen über den Multikulturalismus oder die Herausbildung einer gemeinsamen europäischen Identität. Obwohl sich unterschiedliche wissenschaftliche Disziplinen den Begriff „Identität“ zu eigen machen, bleibt der Gebrauch dieses theoretischen Begriffs in der Praxis oft hermetisch.
Diese deutsch-französische Tagung für NachwuchswissenschaftlerInnen thematisiert diese Undurchlässigkeit zwischen den Sozial-, Literatur- und Sprachwissenschaften. Ziel der Tagung ist es, den Begriff „Identität“ anhand methodischer Ansätze aus unterschiedlichen Disziplinen sowie aus beiden (deutsch- und französischsprachigen) wissenschaftlichen Traditionen zu hinterfragen. Dabei stehen mögliche Schnittpunkte und Überlappungen zwischen den Sozial-, Literatur- und Sprachwissenschaften im Fokus.
Über den schwierigen Dialog zwischen Linguistik und Sozialwissenschaften
Obgleich der Zusammenhang zwischen linguistisch-diskursiven Praktiken, Identitätsbildung und Machtverhältnissen ein klassischer Gegenstand der Sozialwissenschaften darstellt, haben interdisziplinäre Ansätze bisher noch zu wenig zu empirischen Studien auf diesem Gebiet geführt. Die Arbeiten von diversen Forschern, wie z.B. Reinhart KOSELLECK, Christian GEULEN (Begriffsgeschichte) oder auch Niklas LUHMANN in diachronischer Semantik haben keinen neuen interdisziplinären, deutsch-französischen Weg eingeschlagen, obgleich Forscher wie Jacques GUILHAUMOU oder Dietrich BUSSE sich darum bemüht haben.
Die Diskursanalyse zum Beispiel, die sich als interdisziplinäres Forschungsfeld (oder -methode) an der Schnittstelle zwischen Linguistik und Sozialwissenschaften befindet, ist in Deutschland und Frankreich in sehr verschiedene Ansätze gemündet. So ist die deutsche, von FOUCAULT beeinflusste Diskursanalyse, die in den „Diskursregeln“ die Offenbarung der „Gesellschaftsregeln“ zu sehen vermag (WEDL, 2007: 51), vor allem soziologisch geprägt, während die französische Schule der Diskursanalyse auf die Linguistik fokussiert.

Identität(en): ein Forschungsgegenstand am Scheideweg der Disziplinen
Im Hinblick auf das Thema dieser Tagung ist die scheinbare Undurchlässigkeit der verschiedenen Disziplinen umso erstaunlicher, als der Begriff „Identität“ für eine dezidiert interdisziplinäre Vorgehensweise geeignet ist. Wie ist das Zusammenspiel zwischen sozialen und diskursiven Identitäten zu deuten? Wie ist die „Performativität“ der Sprache (Judith BUTLER), also der Aufbau einer sozialen Realität durch die Sprache zu denken? Jede interdisziplinäre Überlegung zu dieser Frage setzt deren Kontextualisierung voraus: In welcher Umgebung bilden Individuen und/oder Gruppen ihre Identität(en)? Drei Forschungsrichtungen werden in diesem Kontext berücksichtigt:

1. Panel: Identität(en), Kategorie(n) und Machtverhältnisse
Wenn Identität entweder als ein Prozess der Zuschreibung von außen (insbesondere durch die herrschenden Gruppen, die über die „Benennungsmacht“ verfügen), oder als das Ergebnis dieses Prozesses betrachtet wird, kommt man zu einer Herangehensweise, die durch eine binäre Kategorisierung geprägt ist (die traditionelle Dichotomie sie/wir). Welche linguistischen Werkzeuge könnten in der Geschichte und der Soziologie übernommen werden, um die Ko-Konstruktion der Identität/Alterität zu erforschen? Wie können wiederum die Sprach- und Literaturwissenschaften die Gegebenheiten aus diesem Kontext nutzen, um die Vorherrschaft mancher „Formeln“ (Alice KRIEG-PLANQUE) im kommunikativen Raum zu verstehen? Eine Herangehensweise, die Sozialwissenschaften und Linguistik zusammenbringen würde, könnte u.a. die Analyse der Kategorien von „Rasse“, „Gender“ oder Ethnizität erneuern, seien diese getrennt oder in ihren Überkreuzungen (ihrer Intersektionalität) betrachtet.

2. Panel: Identität als ein Prozess der Selbst-Identifizierung ?
Wie eignen sich Individuen ihre Zugehörigkeiten an, oder wie erfinden sie diese neu, wenn sie unter Zwang stehen? Dieses Panel interessiert sich für empirische Fallstudien, die sich mit den diskursiven Praktiken von individuellen sowie kollektiven Akteuren befassen. Wie drücken soziale Bewegungen ihren Protest gegen externe Identifizierungen aus? Wie setzen Minderheitsgruppen ihre Identitätsansprüche durch? Kann sich die linguistische Gegenüberstellung von prä-diskursivem und diskursivem Ethos dem soziologischen Gebrauch des Begriffs Ethos (z.B. des professionellen Ethos) nähern? Dies sind einige der möglichen Fragen, die in diesem Panel zu empirischen Untersuchungen führen könnten.

3. Panel: Das Ende der Identitäten: Auf dem Weg zu einer post-identity?
Bereits ab den 1980er Jahren kam es, hervorgerufen durch eine Strömung aus dem Post-Strukturalismus, zu einer Infragestellung des Identitätsbegriffs als analytische Kategorie, die weitgehend zu oft gebraucht sei (Rogers BRUBAKER, 2001). Die Geisteswissenschaften wurden von den Forschungsarbeiten der Literaturwissenschaftler G.K. SPIVAK und Edward SAÏD sowie des Soziologen Paul GILROY inspiriert. Dies führte zum Aufkommen der Hybriditätsidee in den Post-Colonial Studies als einer Alternative zur künstlichen Steifheit des Begriffs „Identität“. Allgemein gesehen stellt sich in diesem Zusammenhang außerdem die Frage, ob dieser Begriff überhaupt noch relevant ist. Geht man nicht das Risiko ein, etwas zu reifizieren, was vielleicht nur eine diskursive Konstruktion ist, auch wenn von vielfältigen, ja widersprüchlichen Identitäten innerhalb der von vermeintlich homogenen sozialen Gruppen oder der Individuen die Rede ist?

Praktische Informationen
Die Tagung richtet sich an NachwuchswissenschaftlerInnen, insbesondere Promovierende. Tagungssprachen sind Deutsch und Französisch. Die Vorträge sollen nicht länger als 20 Minuten dauern.
Interdisziplinäre Forschungsansätze sowie monodisziplinäre Ansätze, die unterschiedliche Wissenschaftstraditionen zu vereinen versuchen, sind besonders willkommen.
Die Tagung findet am Freitag, den 27.11.2015 von 9:00 bis 17:30 im Zentrum Marc Bloch (Berlin) statt.
Nach Möglichkeit werden die Reise- und Übernachtungskosten sowie die Verpflegung vor Ort für die TeilnehmerInnen übernommen.

Kalender
Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag (max. 500 Worte) bis spätestens 31.05.2015 an folgende Adresse: identite.inter@gmail.com.
Zusagen über angenommene Beiträge werden bis zum 25.06.2015 verschickt.
Für weitere Informationen über GIRAF-IFFD siehe auch die Webseite: http://www.giraf-iffd.eu

Organisationsteam
Naomi Truan, Université Paris IV-Sorbonne / Freie Universität, Berlin / Centre Marc Bloch
David Chemeta, Université de Strasbourg
Léa Renard, Université de Grenoble / Université de Potsdam / Centre Marc Bloch


L’identité à l’épreuve de l’interdisciplinarité :
Linguistique, littérature et sciences sociales en dialogue

Centre Marc Bloch, Berlin
Groupe Interdisciplinaire de Recherche Allemagne – France (GIRAF-IFFD)
Vendredi 27 novembre 2015

Aujourd’hui, les réflexions autour des « enjeux identitaires » sont au cœur de l’actualité politico-médiatique. Tandis que d’aucuns craignent un « repli identitaire » créateur de communautarismes, d’autres suggèrent que la création d’une identité européenne favoriserait l’intégration. Or, si chaque discipline s’est approprié la notion, l’usage qui en est fait paraît parfois hermétique.
Prenant acte de la relative imperméabilité des frontières disciplinaires entre sciences sociales, linguistique et littérature, cette journée d’études franco-allemande pour jeunes chercheurs/-ses se propose de réinterroger le concept d’identité en convoquant simultanément des outils communs à l’ensemble des disciplines et aux deux traditions scientifiques concernées.
Du difficile dialogue entre linguistique et sciences sociales
Si l’existence de rapports entre pratiques linguistiques et discursives, construction identitaire et enjeux de pouvoir semble aujourd’hui aller de soi, les travaux qui proposent une véritable réflexion interdisciplinaire n’ont que rarement débouché sur des études empiriques. Les travaux de chercheurs comme Reinhart KOSELLECK, Christian GEULEN (Begriffsgeschichte) ou encore Niklas LUHMANN en sémantique diachronique n’ont pas véritablement ouvert le champ d’un dialogue interdisciplinaire et franco-allemand, malgré les tentatives de chercheurs comme Jacques GUILHAUMOU ou Dietrich BUSSE.
L’Analyse du Discours, à la fois champ de recherche et méthode interdisciplinaire à la croisée entre linguistique et sciences sociales, qui étudie la langue en contexte, a ainsi donné lieu à des perspectives très différentes en France et en Allemagne. La tradition allemande, inspirée d’une conception foucaldienne qui voit dans les « règles du discours » la révélation des « règles de la société » (Juliette WEDL, 2007 : 51), est avant tout sociologique alors que l’école française d’Analyse du Discours est restée centrée sur la linguistique.

Identité(s) : un objet à la croisée des disciplines
Au regard de l’objet de notre journée d’études, l’apparente étanchéité entre disciplines semble d’autant plus surprenante que le concept d’identité se prête particulièrement bien à une approche interdisciplinaire revendiquée. Comment penser l’articulation entre identités sociale et discursive ? Comment penser le caractère « performatif » de la langue (Judith BUTLER), c’est-à-dire la construction d’une réalité sociale par le langage ? Toute réflexion interdisciplinaire sur cette question impose un effort de contextualisation : dans quel environnement les individus et/ou les groupes construisent-ils leur(s) identité(s) ? Trois axes de réflexion seront envisagés :

Panel 1 : Identité(s), catégorie(s) et relations de pouvoir : dire l’Autre pour se dire
L’identité, envisagée dans ce panel soit comme le résultat d’un processus d’assignation imposé de l’extérieur (notamment par les groupes hégémoniques disposant du « pouvoir de nommer »), soit comme le processus lui-même (identification), donne lieu à une lecture en termes de catégorisation binaire du monde (la traditionnelle dichotomie eux/nous). Quels outils linguistiques pourraient-être mobilisés en histoire et en sociologie pour penser la co-construction de l’identité/altérité ? Réciproquement, comment la linguistique et la littérature pourraient-elles exploiter les données du contexte pour comprendre la prédominance de certaines « formules » (Alice KRIEG-PLANQUE) dans l’espace communicatif ? Une approche conciliant sciences sociales et linguistique pourrait renouveler la réflexion sur les catégories de « race », de genre, ou d’ethnicité (liste non exhaustive) prises séparément ou à travers leur imbrication (intersectionnalité).

Panel 2 : L’identité comme processus d’auto-identification ?
Face aux contraintes exercées sur les individus, comment ceux-ci se réapproprient-ils ou réinventent-ils leurs appartenances ? Ce panel invite des études de cas portant sur les pratiques discursives des acteurs individuels et collectifs de construction des identités. Comment les mouvements sociaux expriment-ils (notamment discursivement) leur contestation des identifications externes ? Comment les groupes minorisés font-ils valoir leurs revendications identitaires ? L’opposition effectuée en linguistique entre ethos pré-discursif et discursif peut-elle se rapprocher des usages sociologiques du concept d’ethos (par exemple professionnel) ? Voici quelques unes des pistes de réflexion (non exhaustives) qui peuvent donner lieu à des propositions empiriques.

Panel 3 : La fin des identités : vers une post-identity ?
Dès les années 1980, un courant issu du post-structuralisme évoquait une possible remise en cause du concept d’identité, catégorie analytique dont le suremploi polysémique prêtait à confusion (Rogers BRUBAKER, 2001). Les sciences humaines par exemple, inspirées notamment des travaux des spécialistes de la littérature G.K. SPIVAK et Edward SAÏD ou encore du sociologue Paul GILROY, promeuvent au sein des Post-Colonial Studies l’idée d’hybridité comme alternative à la rigidité artificielle du concept d’identité. Celui-ci est-il encore pertinent ? Même en parlant d’identités multiples et contradictoires au sein des mêmes individus ou groupes sociaux, ne court-on pas le risque de réifier ce qui n’est peut-être qu’une construction discursive ?

Informations pratiques
La journée d’études s’adresse aux jeunes chercheurs/-ses, doctorant-e-s notamment. Les langues de travail sont l’allemand et le français. Les interventions ne devront pas dépasser 20 minutes.
Les comparaisons, franco-allemandes ou non, sont les bienvenues.
La journée d’études aura lieu le vendredi 27 novembre 2015 de 9h à 17h30 au Centre Marc Bloch (Berlin).
Les frais de voyage et d’hébergement devraient pouvoir être pris en charge par les organisateurs/-trices sous réserve de l’acceptation des financements demandés.

Calendrier
Les propositions de contribution (500 mots) sont à envoyer avant le 31 mai 2015 à l’adresse suivante : identite.inter@gmail.com. Les notifications d’acceptation seront envoyées le 25 juin 2015.
Pour plus d’informations sur l’association GIRAF-IFFD, vous pouvez consulter notre site internet : http://www.giraf-iffd.eu/gs/.

Comité d’organisation
Naomi Truan, Université Paris IV-Sorbonne / Freie Universität, Berlin / Centre Marc Bloch
David Chemeta, Université de Strasbourg
Léa Renard, Université de Grenoble / Université de Potsdam / Centre Marc Bloch

Beitrag von: David Chemeta

Redaktion: Reto Zöllner