„Aus Barbareÿen erlösett“. Die deutschsprachigen Gefangenenberichte aus dem Maghreb (XVI.-XIX. Jh.) und ihre Rezeption (Monographie)


Allgemeine Angaben

Autor(en)

Ernstpeter Ruhe

Verlag
Könighausen & Neumann
Stadt
Würzburg
Publikationsdatum
2020
Reihe
Studien zur Literatur und Geschichte des Maghreb, t. 11
Weiterführender Link
https://www.verlag-koenigshausen-neumann.de/product_info.php/info/p9670_--Aus-Barbare--en-erl--sett---Die-deutschsprachigen-Gefangenenberichte-aus-dem-Maghreb--XVI----XIX--Jh---und-ihre-Rezeption.html
ISBN
978-3-8260-7213-0 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Französisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft

Exposé

Zum Abschluss unserer Forschungen zu den deutschsprachigen Gefangenenberichten aus dem Maghreb stehen in diesem Buch zwei übergreifende Fragenkomplexe im Zentrum, die beide das Textkorpus insgesamt in den Blick nehmen und aus der Perspektive der longue durée behandeln. Zum einen wird die Geschichte der Gattung von ihren Anfängen her rekonstruiert. Mit ihrer Verselbständigung aus dem Pilgerbericht im XVI. Jahrhundert beginnt eine Entwicklung, die in der Rezeption der Texte und Themen im XVIII. und frühen XIX. Jahrhundert einen immer größeren Variantenreichtum zur Entfaltung bringt. Die Eroberung Algiers im Jahr 1830, mit der das nordafrikanische Korsarentum sein Ende fand, bedeutete auch das Ende der Gattung. Zum anderen wird unter dem Aspekt der Medialität der komplexe Weg der Berichte von der Oralität über die Verschriftlichung bis zur Drucklegung analysiert. In diesem Kontext ist es durch Archivfunde erstmals gelungen, für einen deutschsprachigen Bericht die wesentlichen Teile des medialen Prozesses anhand entsprechender Dokumente zugänglich zu machen. Mit der Edition der wichtigsten Texte zu Hans Nicol Fürneisen, Johann Ehrenfried Weishaupt und seinem Plagiator Michel Stehlein schließt das Buch.longue durée

Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Sklavenmarkt: Populistische Bildanimation 2019
Vorbemerkung aus aktuellem Anlass 11
Im Überdruck 15
Voyeure und Käufer: Sklavenmarkttourismus 17
Das kollektive Gedächtnis auffrischen 21
Die Macht der Bilder 23
„Wer überwunden wird allhie“ 29
Trinitarier in Hamburg? 32
Vom Sklavenmarkt zum Kirchplatz 36
Etwas korsarisch anmüteln 38

I. Die deutschsprachigen Gefangenenberichte
in der longue durée 45
Dreyeinigkeit und Religion 47
Gattungsgeschichte und Medialität 48
Gefangener oder Sklave – eine Begriffsklärung 50

II. “Der Türckenn Gefangenschaft ledig“
Die Wandlungen der Gattungsgeschichte 57
„Pericula Margarite“ 58
„Captivata est cum Iherosolimis“ 59
Qui nescit orare intret mare 60
Der Bericht im Bericht 62
Neue Interessen – „die Orientalischen Länder“ 65
Von der Episode zur eigenständigen Form 70
Ein verborgener Vorläufer: Balthasar Sturmer 1558 71
Im Zeichen Robinsons 72
„Wer einmal lügt“ 75
Die „Sache“ und das „Gewand“: Johann Friedrich Keßler 78
Delenda Carthago 82
Augenzeugen der großen Geschichte 87
„Mein freies Sklavenleben“: Simon Friedrich Pfeiffer 88
„Ein kostbarer Fund“ 93
Bombaschia in Constantine: Wendelin Schlosser 96

III. Medialität: Erzählen, Aufschreiben, Drucken 103
A. Handschriftlich tradierte Berichte 104
1. David und Hiob: Balthasar Sturmer 104
„Herr Frantz“: Pfarrer Franz Burchardi 107
Die „zwei Stücke“ der Beichte 113
2. Der Leibgardist des Bey: Johann Gottlieb Krüger 116

B. Anreger, Schreibhilfen und Bearbeiter 123
1. „Kein gewärmter Brey“: Johann Michael Kühn 124
Die Beichte 127
2. „Neu umgearbeitet“: Ein Lesebuch für Jünglinge 130

C. Die Autographen der Aufschreibenden 135
1. „Der Türcke genant“: Hans Nicol Fürneisen 135
Die Notiz im Kirchenbuch 136
Pastor Thürschs Extrakt des Lebenslaufs 138
„Mahomed zur rechten, Jesus nur zur linken“ 142
Schaf, Rind, Caffee – der Anhang 145

„Ein Denkstein für den Leidensbruder“: Hathams Biographie 146 Die Ansprüche des wissenschaftlich gebildeten Lesers 150 „Für Jung und Alt ein Spiegel“ 152

2. Johann Ehrenfried Weishaupt 1789 155
Europäischer Menschenhandel nach Ostindien 159
Ein Zugtier mit „Pferdenahmen“ Rappe 160
Loskauf, Pilgerfahrt und Heimkehr 162
Schwarzbraunes Angesicht, eingefallene Augen 163
Vom Bericht zum Bänkelgesang 164
Des Sklaven Wunderkammer 166

Nacherzählung, Bearbeitung, Plagiat: Die Rezeption 169
„Bethe und arbeite!“: Leopold Chimani 171

Geschäftsmodell Sklave: Das Plagiat des Michael Stehlein 175
Der betrogene Betrüger 178
Mobiler Bettler, mobiler Text 180
De normalibus non in actis 181
Gegengift gegen die Wandersucht 183
Schulisches Postskriptum zu Johann Ehrenfried Weishaupt 185

IV. 1830: das Ende der Gefangenenberichte 187
Die Kolonisation der „modernen Vandalen“ 189
Vage Nachklänge: Die Judenbuche 190
Satire und Comic: das heitere Ende 192
Leichtfuß Steckelbein 194

Rückblick – Der Sprung der Delphine 200
Danksagung 203

V. Quelleneditionen 205
1. Hans Nicol Fürneisen 205
Johann Ludwig Thürsch: Extrakt des Lebenslaufs des sogenannten Türcken aus Geschwenda
Editorische Notiz 205
Edition 206

2. Johann Ehrenfried Weishaupt: Nachricht
von seinen Schicksalen 213
Editorische Notiz 213
Edition 215
Anhang zum Bericht von Weishaupt: die Lieder des
Johann Jacob Lewerer 221
Dank- und Freuden-Lied 221
Abschieds-Lied des Johann Ehrenfried Weishaupt 226
Grabschrift 229
Johann Jakob Lewerer: Beschreibung der sechs deutschen Sklaven
oder Handwerksburschen 231
Editorische Notiz 231
Edition 232

3. Michael Stehlein: Der reisende Schneidergesell 239
Editorische Notiz 239
Edition: Parallelabdruck der ersten und zweiten Fassung 242

Bibliographie 261
I. Verzeichnis der Quellen 261
II. Sekundärliteratur 269

Index nominum 283


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Ernstpeter Ruhe
Erstellungsdatum
Montag, 28. Dezember 2020, 10:33 Uhr
Letzte Änderung
Sonntag, 03. Januar 2021, 21:58 Uhr