Identität und Alterität in den Romanen von Shan Sa (Promotionsprojekt)


Allgemeine Angaben

Projektbeginn
Samstag, 01. Mai 2010
Projektende
Montag, 30. April 2012
Status
abgeschlossen
Hochschule
Leopold-Franzens-Universität Innsbruck
Stadt der Hochschule
Innsbruck
Thematik nach Sprachen
Französisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Migrationsliteratur, Shan Sa

Aktiv beteiligte Person(en)

(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)

Melanie Fessler

Passiv beteiligte Person(en)

(z.B. Betreuer, Berater)

Ursula Mathis-Moser


Exposé

Die Dissertation “Identität und Alterität in den Romanen von Shan Sa” untersucht das Romanwerk einer französischen Autorin chinesischer Herkunft, einer Stimme der so genannten “Migrationsliteratur(en)”. Shan Sa ist eine jener “fremden” AutorInnen, die in Frankreich leben und in französischer Sprache publizieren, dort jedoch nicht geboren sind. Ihre literarische Produktion bereichert die sogenannte “Nationalliteratur” und stellt den Konnex von Sprache, Nation und Territorium in Frage. Bisherige wissenschaftliche Definitionen als “frankophone Literaturen” reichen jedoch nicht aus, um das komplexe Feld dieser “Migrationsliteratur(en)” vollständig zu erfassen. Die betroffenen MigrationsautorInnen selbst bringen daher in diesem Zusammenhang als aktuellen Vorschlag den Begriff einer “Welt-Literatur in französischer Sprache” ins Spiel. Indem dieses Konzept der angestrebten Dissertation zugrunde gelegt wird, soll ein wesentlicher Beitrag dazu geleistet werden, die zeitgenössische französische Literatur neu zu definieren und dabei der transkulturellen Realität Rechnung zu tragen.

Die Texte von Shan Sa verdeutlichen, dass die Migrationserfahrung tatsächlich kreative Schreibprozesse auslösen kann. Die Migrationserfahrung wirkt jedoch nicht nur als Stimulans im Hinblick auf die literarische Produktion, sondern trägt auch zur De(kon)struktion von Stereotypisierungen bei und regt zum Nachdenken über Konzepte wie “Kultur”, “Nation” und “Identität” an. Ziel der Analyse ist es zu verfolgen, wie die Autorin das kreative Potenzial der Migration nutzbar macht und welche Visionen von Kultur und Geschichte sie dabei artikuliert. Als Korpus dient ihr Romanwerk von 1997-2006, das vor allem im Hinblick auf die historische Positionierung in zwei Kategorien zerfällt: Texte, die sich mit der älteren chinesischen (bzw. asiatischen) Geschichte befassen und Texte, deren Handlungen im 20. und 21. Jahrhundert situiert sind.

Shan Sa nutzt in den Romanen ihre Position als Migrantin, um aus einer neuen, veränderten, “fremden” Perspektive Geschichten über China, den asiatischen Kontinent aber auch Frankreich im Kontext einer globalisierten Welt zu erzählen. Zugleich inspiriert sie die Exilerfahrung dazu, die transkulturellen Transformationsprozesse unserer Gesellschaften zu thematisieren, indem sie mit Vorliebe durch den Kulturkontakt entstehende Vermischungs-prozesse darstellt und Figuren mit hybriden, sich ständig wandelnden Identitäten präsentiert. Ihre Protagonisten sind dabei meist weibliche Figuren, die ihre jeweilige Stellung als Frauen in männlich dominierten Gesellschaften auf unterschiedliche Weise definieren. Darüberhinaus verwendet Shan Sa ihre Romane dazu, das persönliche Trauma des Massakers vom Platz des Himmlischen Friedens aufzuarbeiten und sich davon “freizuschreiben”.

Die zentrale Fragestellung (Wie bewältigt Shan Sa als Autorin der “Migrationsliteratur” die Identitätsproblematik?) wird mit Hilfe werkimmanenter Textanalysen in Kombination mit theoretischen Ansätzen aus den Kulturwissenschaften, vor allem der postcolonial und gender studies, beantwortet.
Die Textanalyse orientiert sich an vier Achsen:

1. Identitätskonstruktion der Autorin durch Einschreiben des Traumas Tian’anmen
2. (Neu)schreiben der Geschichte(n) ihrer Herkunft
3. Dekonstruktion essentialistischer Identitätskonzepte auf individueller und kultureller Ebene
4. Weibliche Protagonisten auf Identitätssuche in einer männlich dominierten Welt

Ziel dieser Dissertation ist die Publikation einer Monographie zur Schriftstellerin Shan Sa, da bisher weder im deutschsprachigen noch im französischsprachigen Raum eine vergleichbare Einzelstudie existiert. Die Arbeit nähert sich der Autorin und ihrem Werk zunächst “von außen” in einem biographischen und poetologischen Teil an, zumal die Sekundärliteratur vor allem in diesen Bereichen Lücken aufweist. Im zweiten Teil der Arbeit wird dann die eingehende Textanalyse des Romankorpus präsentiert.


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Melanie Fessler
Erstellungsdatum
Donnerstag, 08. Dezember 2011, 10:17 Uhr
Letzte Änderung
Donnerstag, 08. Dezember 2011, 10:17 Uhr