Fremde Verwandte: die Generationen in den Filmen von Pedro Almodóvar (Promotionsprojekt)


Allgemeine Angaben

Projektbeginn
Donnerstag, 01. Dezember 2011
Projektende
Sonntag, 30. November 2014
Status
abgeschlossen
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen
Stadt der Hochschule
Göttingen
Weiterführender Link
http://www.generationengeschichte.uni-goettingen.de/index.php
Thematik nach Sprachen
Spanisch
Disziplin(en)
Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Film; Pedro Almodóvar; Spanien; Generation

Aktiv beteiligte Person(en)

(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)

Vânia Morais


Exposé

Pedro Almodóvar ist mit Sicherheit der anerkannteste spanische Regisseur des gegenwärtigen Kinos. In jüngster Zeit hat sich eine eigene Almodóvar-Forschung herausgebildet, die sowohl im spanischen als auch im internationalen wissenschaftlichen Raum der Affektivität und der Widersprüchlichkeit des Kinos von Pedro Almodóvar gerecht zu werden versucht. Während seine ersten Spielfilme aus den frühen 80er Jahren meist als provokative Zeichen einer entfesselten Camp- und Underground-Kultur, die als die movida madrileña wahrgenommen wurden, gelten die späteren Filme des Regisseurs und deren zunehmende Referenzen auf historisch prägnante Themen als Rückkehr hin zur Bearbeitung dessen historischer und sozialer Herkunft. Gerade diese Entwicklung positioniert Almodóvar als einen der bedeutsamsten Repräsentanten des spanischen Autorenkinos der Gegenwart. Meine Dissertation soll sich dem Autorenkino von Pedro Almodóvar widmen und über die Auseinandersetzung mit seinen Filmen an das neuere wissenschaftliche Feld der Generationenforschung anschließen. Die Diskrepanz zwischen dem filmästhetischen und dem generationellen Diskurs wird die Hervorhebung einer interessanten Scharnierstelle in meiner Dissertation fordern, welche eine interdisziplinäre Entwicklung beider Wissenschaften betont. Das vielfältige Generationskonzept ist notorisch ein mehrdeutiger Begriff, welcher Objekt verschiedener begriffs-, natur- und soziowissenschaftlicher Reflexionen ist. Meine Dissertation soll erstmalig die interdisziplinären Implikationen dieses Begriffes im spezifischen spanischen Kontext sowie die intergenerationellen Übertragunsprozesse im konkreten Medium des Filmes von Pedro Almodóvar untersuchen. Zwar beschäftigen sich verschiedene wissenschaftliche Graduiertenkollegs insbesondere im deutschsprachigen Raum mit der wissenschaftlichen Untersuchung des facettenreichen Konzepts von Generation sowie mit seiner Thematisierung in diskursiven Feldern wie, beispielsweise, der Literaturwissenschaft, Soziologie, Bioethik und dem Erbenrecht, jedoch sollte dieses Konzept meines Erachtens gerade an der Stelle daraufhin näher erforscht werden, wie sich das Generationskonzept zum Medium des Films verhält. Dieses Medium soll in den Vordergrund gestellt werden, um einen generationellen Zugang zu den Filmen von Pedro Almodóvar zu ermöglichen, der sich nicht allein schwerpunktmäßig mit der Beschreibung von Generation(en) in einer soziologischen Perspektive befasst, sondern sich sogar um die Hervorhebung generationeller Verhältnisse durch filmästhetische Praktiken bemüht. Die Behandlung des Generationsbegriffs soll demzufolge den Versuch unterstützen, beide scheinbar widersprüchlichen Seiten der Filmographie von Pedro Almodóvar zu vereinen. Die Ordnung seiner Filmographie gilt als keine natürliche Kategorisierung seines filmischen Werkes, bildet sich aber, gemäß meiner These, aus dem Konzept der Generation heraus: zum einen wird die erste Phase, beispielsweise vertreten durch Filme wie Pepi, Luci, Bom y otras chicas del montón (1980), im generationellen Diskurs vor allem synchron verstanden; zum anderen thematisieren die Filme Almodóvars späterer Phase wie Volver (2006) eher eine diachrone Abfolge von Generationen, wofür die Bearbeitung des Motivs der Familie sowie die spanischen traditionellen Bräuche und Werte als sinnvollste Beispiele gelten. Diese spätere Phase, die im Besonderen ab den späten Neunziger Jahren in den Filmen von Pedro Almodóvar zu erkennen ist, wird vom spanischen Regisseur nicht wieder losgelassen. Meine Dissertation soll zunächst die Visualisierung des generationellen Aspektes in den Filmen von Pedro Almodóvar durch ästhetische Merkmale untersuchen, um zuzüglich über die ästhetischen Differenzen eine Entwicklung diachroner Perspektiven von Generationen zu gestalten. Während sich die frühere Forschung zu Almodóvar im Zeichen der Postmoderne-Diskussion schwerpunktmäßig mit der Frage nach Almodóvars Infragestellung von Geschlechtergrenzen innerhalb einer Generation befasst, haben neuere Forschungsarbeiten die Perspektive der Forschung auf subversive Aspekte wie sexuellen Missbrauch und traumatisierte Erinnerung gelenkt und somit eine diachrone Dimension bei Almodóvar sichtbar gemacht, die im Rahmen meiner Arbeit in Zusammenhang mit der Frage der ,Generation’ untersucht werden soll. Mein Dissertationsvorhaben soll nicht den provokativen Fokus postmoderner Analyse der bisherigen Forschungsansätze in Frage stellen, jedoch den Versuch unternehmen, die Almodóvar-Forschung um eine weitere Perspektive zu bereichern. Der analytische Blick auf die bisher herausgebildete Forschung über das filmische Werk von Pedro Almodóvar beweist die durchaus noch ausbaufähige Vertiefung einer generationellen Perspektive seiner Filme, die wohl durch seine besondere Ästhetik plausibel begründet werden könnte. In meiner Dissertation sollen einige filmimmanente Aspekte, die sich vor allem der Aufteilung seines Filmwerkes in eine frühere und eine spätere Phase widmete, weiter verfolgt werden. Überdies sollen die filmästhetischen Implikationen in Pedro Almodóvars Filmen dazu beitragen, den spanischen Regisseur als autonomen Selbstentwurf einer Generation in Transition zu verstehen, sowie die These zu unterstützen, Almodóvars Filmographie im Kontext einer filmgeschichtlichen Perspektive zu verorten, wenn nicht sogar ihm einen Raum als spezifisches Filmgenre einzuräumen.

Anmerkungen

DFG Graduiertenkolleg “Generationengeschichte”

Ersteller des Eintrags
Vânia Morais
Erstellungsdatum
Donnerstag, 27. September 2012, 18:01 Uhr
Letzte Änderung
Donnerstag, 27. September 2012, 18:01 Uhr