"Il était une fois les bohémiens..." Die Narrativik der Roma Frankreichs (Promotionsprojekt)

Diaspora - Gedächtnis - oraliture


Allgemeine Angaben

Projektbeginn
Mittwoch, 01. Juli 2009
Status
laufend
Hochschule
Universität Regensburg
Weiterführender Link
http://www.uni-regensburg.de/sprache-literatur-kultur/romanistik/literaturwissenschaft/mitarbeiter-von-treskow/blandfort/
Thematik nach Sprachen
Französisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Autobiographie, Frankreich, Ausgrenzung, Transnationalität, Minderheit, Diaspora, Erinnerung

Aktiv beteiligte Person(en)

(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)

Julia Blandfort

Passiv beteiligte Person(en)

(z.B. Betreuer, Berater)

Isabella von Treskow


Exposé

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit den literarischen Werken der Roma stellt in der Romanistik bis zum heutigen Tag ein Forschungsdesiderat dar. Im Vergleich zum literaturwissenschaftlich und imagologische bereits sehr gut erforschten Gebiet der ‚Zigeunerbilder‘ in der Literatur wurden bis jetzt kaum Arbeiten zur Selbstdarstellung der Roma in der Literatur veröffentlicht. Die Arbeit soll dazu beitragen, diese Forschungslücke zu schließen und dabei eine umfassende literaturgeschichtliche Darstellung der narrativen Werke französischer Roma-Autoren – d.h. Schriftstellern, die sich selbst als solche bezeichnen und sich in ihren Werken mit dem Roma-Dasein auseinandersetzen – liefern.

Die Arbeit stützt sich auf drei theoretische Konzepte. Auf der Basis der aktuellen Diaspora-Forschung werden soziokulturelle Hintergründe der Roma-Gemeinschaften betrachtet. Es wird dabei nicht nur die These verfolgt, dass die literarischen Werke von Roma-Autoren durch eine historische Diaspora-Erfahrung von Zerstreuung, Grenzziehung und Herkunftsorientierung geprägt sind, sondern auch, dass die Literatur dazu beiträgt, einen (politischen) Diaspora-Diskurs zu entwickeln und ein diasporisches Roma-Kollektiv zu formen. In engem Zusammenhang hiermit steht die Gedächtnisbildung als weiteres theoretisches Konzept. Um sich als Gruppe zu konstituieren, ist die Vermittlung kollektiver Symbolsysteme und historischer Erfahrungen bedeutend. Die Arbeit geht davon aus, dass die Repräsentation spezieller identitätskonstiutierender Merkmale dazu beiträgt, ‚Erinnerungsfiguren’ (Assmann: Das kulturelle Gedächtnis, 1992) zu etablieren. Dabei ist der Übergang von einer traditionell mündlich orientierten Wissensspeicherung zum schriftlichen Ausdruck, wie er in den Werken stattfindet, entscheidend. Die Untersuchung dieses medialen Wechsels bildet den dritten theoretischen Ansatzpunkt der Arbeit. Hypothetisch wird vorausgesetzt, dass mündlich geprägte Darstellungsweisen auch in der schriftlichen Form sichtbar sind und von den Autoren genutzt werden, um entscheidende kollektive Erfahrungen und kulturelle Normen zu vermitteln. Mit dem Rückgriff auf orale Erzählmuster im schriftlichen Medium vereinen die Werke von Roma-Autoren die Integration in die Mehrheitsgesellschaft und deren Formen kultureller Tradierung mit der andauernden Verbundenheit zu ihrer Herkunftskultur.


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Julia Blandfort
Erstellungsdatum
Freitag, 31. Oktober 2014, 14:14 Uhr
Letzte Änderung
Freitag, 31. Oktober 2014, 14:14 Uhr