6. Saarbrücker Fremdsprachentagung (Veranstaltungsprojekt)

Kommunikation ohne Grenzen - die Sprachen der Welt lehren, lernen und sprechen


Allgemeine Angaben

Projektbeginn
Mittwoch, 27. Oktober 2021
Projektende
Freitag, 29. Oktober 2021
Status
abgeschlossen
Weiterführender Link
https://sites.google.com/view/6scflt-6sft-2021/home
Thematik nach Sprachen
Französisch, Spanisch
Disziplin(en)
Medien-/Kulturwissenschaft, Sprachwissenschaft, Fachdidaktik, Sprachpraxis

Aktiv beteiligte Person(en)

(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)

Thomas Tinnefeld


Exposé

Kommunikation gestaltet sich gegenwärtig wohl so grenzenlos wie in kaum einem Zeitalter der Menschheitsgeschichte zuvor. Ob über Apps wie Skype, WhatsApp, WeChat oder LINE, ob über Blogs und Instagram – die Verbindungen zwischen Menschen auf sprachlicher und übereinzelsprachlicher Ebene sind heute so vielfältig wie kaum jemals zuvor – eine Entwicklung, die sich seit dem Beginn der Pandemie im Jahre 2020 verstärkt und beschleunigt hat.

Diese Entwicklung begünstigt zum einen eine Tendenz zum Englischen nicht nur als weltweiter lingua franca – die es ja seit langem ohnehin ist -, sondern in vielen Kontexten der einzigen Sprache, in der Menschen verschiedener Muttersprachen noch miteinander in Gedankenaustausch treten. Diese Entwicklung ist sicherlich eine sprachökonomische, die nicht unterschätzt werden darf und die durchaus verständlich ist.

Dieser Entwicklung gesellt sich jedoch derzeit eine andere Tendenz zu, die klar gegenläufig ist. Diese besteht darin, andere Sprachen als Englisch, die – nicht statt des Englischen, sondern vielmehr zusätzlich zu diesem – als wichtig empfunden werden, explizit zu stützen und zu fördern. So wird in einigen europäischen Ländern, wie z.B. Großbritannien, seit etwa einem Jahrzehnt das Chinesische stark gefördert. In China wird seit neuestem die Erlernung von sechs (europäischen und asiatischen) Fremdsprachen an allgemeinbildenden Schulen angeboten, aus denen die Schüler und Schülerinnen ihre Wahl treffen können.

Diese einander widersprechenden Tendenzen zeigen, dass Kommunikation zum einen natürlich funktional sein muss. Dies bedeutet auch, dass sie ökonomisch sein muss, dass es also hinreichen mag, wenn zwischen Menschen, die miteinander kommunizieren möchten, eine einzige gemeinsame Sprache – meist das Englische – existiert. Gleichzeitig scheint jedoch das Gefühl um sich zu greifen, dass die Beherrschung einer einzigen Fremdsprache mit einer gewissen kulturellen Verarmung einhergeht, die nicht mehr rückgängig gemacht werden kann, ist sie erst einmal zu weit fortgeschritten.

Hinzu kommen natürlich die Bedingungen internationaler Kommunikation, in der beide Kommunikationspartner vielleicht nicht Muttersprachler sind oder nur einer unter mehreren Kommunikationspartnern die jeweilige Sprache von klein auf gelernt hat. Die Zugeständnisse, die der muttersprachliche Kommunika-tionspartner – aber auch der nicht-muttersprachliche – hier machen muss, stel-len nicht selten Herausforderungen für die Kommunikation dar.

Von erheblichem Interesse sind darüber hinaus die gegenseitigen kulturellen Erwartungen und Verhaltensweisen, die in “grenzenloser” Kommunikation eine Rolle spielen, Interessant ist hier beispielsweise die Frage, ob wir uns – nicht zuletzt bedingt durch das Internet – seit einigen Jahren in einer Phase der kulturellen Konvergenz befinden, in der die verschiedenen Kulturen sich immer weiter annähern und vielleicht sogar immer mehr nivelliert werden, oder ob die unterschiedlichen Kulturen trotz der weltweiten Kommunikation immer noch ihre Besonderheiten und ihren je eigenen Reiz zu behalten wissen.

Eine weitere Frage, die hier von zentralem Interesse ist, ist diejenige, ob – und wie – der Fremdsprachenunterricht grenzenlose Kommunikation fördern kann oder ob man heute mehr als jemals zuvor die jeweilige Fremdsprache erst in der Interaktion mit Muttersprachlern richtig erlernt. Dieser – sicherlich herausfordernden – Frage muss der Fremdsprachenunterricht von heute sich stellen.

Die zuvor beschriebenen Aspekte und – über diese hinausgehend – zahlreiche weitere, die mit diesen in mehr oder weniger engem Zusammenhang stehen, sollen für die 6. Saarbrücker Fremdsprachentagung von zentralem Interesse sein. Sie lassen sich stichwortartig wie folgt fassen:

Linguistische Aspekte der (internationalen) Kommunikation

Befähigung zu internationaler Kommunikation im und durch den Fremdsprachenunterricht

Kommunikationsfördernde Lehrer- und Lerner-Interaktion

Kommunikativer Wandel – gestern und heute

Grenzenlosigkeit und kommunikativer Wandel in Zeiten der Pandemie

Virtuelles Fremdsprachenlehren und -lernen

Grenzenlose Mehrsprachigkeit

Grenzenlose Mündlichkeit und Schriftlichkeit

Bilingualer Unterricht und CLIL

Grenzenlose Kommunikation und Sprachmittlung

Kontrastiv-linguistische Gegebenheiten für eine funktionale Erlernung von Fremdsprachen

Die Rolle der (digitalen) Medien in der internationalen Kommunikation

Studierenden- und Erwachsenen-Mobilität

Interkulturelle Aspekte grenzüberschreitender Kommunikation

Internationale und grenzüberschreitende Aspekte der Fachsprache(nforschung)

Autonome Lernformen (z.B. blended learning, Lernen mit Apps) zur kurs-unabhängigen Aneignung von Fremdsprachen

Sprachpolitik und Grenzenlosigkeit

Grenzenlosigkeit und Migration

Sprachphilosophie und grenzübergreifendes Denken

Sichtweisen des Tagungsthemas in verschiedenen Ländern und deren Bildungsinstitutionen

(…)

Diese und weitere Bereiche sind in diesem Zusammenhang denkbar; die obige List ist eine offene. Somit sind Vorträge über das Deutsche auf Deutsch zu all diesen Bereichen willkommen.


Anmerkungen

Sechste Ausgabe der seit 2011 alle zwei Jahre stattfindenden internationalen Saarbrücker Fremdsprachentagungen, diesmal in virtueller Form

Ersteller des Eintrags
Thomas Tinnefeld
Erstellungsdatum
Montag, 26. Februar 2024, 21:02 Uhr
Letzte Änderung
Montag, 26. Februar 2024, 21:02 Uhr