In den Jahren 1904-1918 wurde Heinrich Mann zum Wortführer einer minoritären geistigen Opposition, die das überkommene Leben, Schreiben und Handeln im deutschen Kaiserreich mit “erbittertem Idealismus” radikal in Frage stellte. Die “Verehrung der Demokratie”, die er damals forderte, und die Überzeugung, dass Intellektuelle “Geist und Tat” verbinden sollten, gewann er wesentlich aus dem Bezug auf Literatur, Geschichte und Gegenwart Frankreichs; auch Entwicklungen im damaligen Italien spielten eine Rolle. Großen Essays über Choderlos de Laclos sowie Gustave Flaubert und George Sand folgte 1906 eine bisher kaum beachtete Reihe von Kommentaren zu dem Prozeß gegen Linda Murri in Italien. Um 1910 arbeitete er intensiv an einem weit ausgreifenden Essay “Frankreich”; daraus wurden “Frankreich. Aus einem Essai” (später u.d.T. “Voltaire – Goethe”) und “Geist und Tat” veröffentlicht. Im Ersten Weltkrieg erschien “Zola” – im historischen Bild des zweiten französischen eine Analyse des deutschen Kaiserreichs und des Krieges, zugleich Höhepunkt der Arbeit an dem eigenen schriftstellerischen Programm.

Der Band stellt diese über ihre Entstehungszeit hinaus viel beachteten und – zuerst in der Auseinandersetzung mit Thomas Mann – auch bekämpften Arbeiten erstmals in den Zusammenhang der insgesamt 90 veröffentlichten, für die Veröffentlichung geschriebenen oder mitunterzeichneten Texte. Der ausführliche Kommentar zeigt auf der Grundlage der umfangreichen Vorarbeiten, die in Heinrich Manns Nachlaß überliefert sind, wieviel intensives Studium und genaue Detailkenntnis den im großen Zug argumentierenden Texten zugrunde lagen, die dem Leser vor Augen kamen, und informiert über die Veröffentlichungs- und Wirkungsgeschichte bis zum Tod des Autors 1950.