Jerusalem as Narrative Space (Sammelband)
Erzählraum Jerusalem
Allgemeine Angaben
Herausgeber
Annette Hoffmann, Gerhard Wolf- Verlag
- Brill
- Stadt
- Amsterdam
- Publikationsdatum
- 2012
- Reihe
- Visualising the Middle Ages; 6
- Weiterführender Link
- http://www.brill.nl/jerusalem-narrative-space-erzaehlraum-jerusalem
- ISBN
- 978-90-04-22625-8 ( im KVK suchen )
- Thematik nach Sprachen
- Sprachübergreifend, Italienisch
- Disziplin(en)
- Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Medien-/Kulturwissenschaft
- Schlagwörter
- Jerusalem, Raum, Erzählraum, Mittelalter
Exposé
Forschungsprojekt des Kunsthistorischen Instituts:
http://www.khi.fi.it/forschung/projekte/projekte/projekt17/index.html
Jerusalem, in her central role for Judaism, Christianity and Islam, became the setting for – or even the protagonist of – oral, written and pictorial narratives. These range from the Bible and Apocrypha, historical and hagiographical texts and legends to accounts of physical, imaginary or spiritual pilgrimage, and related images. Places in and around the city have been associated with narratives and vice versa. This collection of essays discusses the complex entanglements between Jerusalem, as a continuously redefined space, and her narratives, viewed from broad methodological and interdisciplinary perspectives. Studying the manifold ways in which narrative, space and place interact, is fundamental to the understanding of ‘loca sancta traditions’ and the processes of their location and translocation.
Contributors are Shulamit Laderman, Gustav Kühnel, Serge Ruzer, George Gagoshidze, Alexei Lidov, Bianca Kühnel, Ariane Westphälinger, Robert Ousterhout, Eva Frojmovic, Katrin Kogman-Appel, Claudia Olk, Ingrid Baumgärtner, Pnina Arad, Annette Hoffmann, Gunnar Mikosch, Barbara Baert, Yamit Rachman-Schrire, Robert Schick, Tim Urban, Mila Horký, Silvan Wagner, Rachel Milstein, Anastasia Keshman and Kai Nonnenmacher.
The volume addresses scholars of various disciplines, such as history, art history, philology and comparative literature, religious studies, Jewish and Islamic studies and Cultural anthropology.
Das als Kooperation mit Bianca Kühnel (Hebrew University, Jerusalem) begonnene Forschungsprojekt untersucht verschiedene Formen der Annäherung an und Aneignung von Jerusalem in jüdischen, christlichen wie islamischen Kontexten. Translationen, Jerusalem-‘Kopien’, ‘heilige’ Relikte, ihr Transfer und die Modi ihrer Inszenierung stehen dabei ebenso im Blickfeld wie die Verbildlichung jerusalimitischer Themen und Orte. In erweiterter thematischer wie methodologischer Perspektive dreht sich das Projekt um die Beziehung von Bild und Ort.
In der aktuellen Phase konzentriert sich die Projektarbeit auf narrative Umsetzungen bzw. Neukonstruktionen der Heiligen Stadt und des Heiligen Landes. Das Spektrum der Erzählungen in und über Jerusalem reicht von der biblischen Geschichte, den apokryphen Legenden über Geschichtsschreibung und Romane bis hin zum ‘realen’, fiktiven oder geistlichen Pilgerbericht. In Text und Bild wird Jerusalem zum Erzählraum, einem Raum, der in der Erzählung bzw. durch diese noch einmal neu geschaffen wird, oder einem solchen, in dem Erzählung entsteht. Die zu Grunde liegenden Raumvorstellungen sind u.a.: Stadträume, Bildräume, literarische, kartographische und/oder sakrale Räume. Der Begriff des Erzählraums wird nicht nur im Sinne des bachtinschen Chronotopos gebraucht.
Exemplarisch gehen die Analysen derzeit von Apokryphen und mittelalterlichen Legenden aus, die durch Jahrhunderte hindurch die ‘historischen’ Ereignisse seit der Kreuzigung bis um 70 n. Chr., das Jahr der Zerstörung Jerusalems in vielfältigen Versionen entfalten. Im Zentrum des Geschehens stehen dabei eine biblische Figur, Pontius Pilatus, eine Passionsreliquie (der heilige Rock) und ein Christusbild, welches sich im Besitz von Veronika befindet. Letzteres heilt einen kranken römischen Kaiser (meist Tiberius). Erstmals wird die Legendentradition von Robert de Boron konkret mit der Tuchreliquie von St. Peter assoziiert, während die ab dem 13. Jahrhundert bezeugte Überlieferung, Pilatus habe das Gewand Christi, es vor dem Gericht des Kaisers selbst am Körper tragend, nach Rom gebracht, sich mit keiner der bekannten Rockreliquien mehr dauerhaft verbindet. Der römische Statthalter wird verurteilt und stirbt. Seine Leiche – ebenso unerwünscht wie verwunschen – macht im Westen als ‘Antireliquie’ Karriere:
Die Legenden erzählen von den ‘Wanderungen’ der Leiche und bilden verschiedene Topographien aus, in denen diese eine Rolle spielt. Als Beispiel sei ein See bei Norcia in den Marken genannt. Das nasse Grab auf der Spitze eines Berges liegt nicht weit von einer sibyllinischen Grotte entfernt, die zu Beginn des 15. Jahrhunderts von Antoine de la Sale besucht und in der Art eines Pilgerberichts beschrieben wird. Eine wenig später entstandene Handschrift enthält einen Landschaftsprospekt, in dem – ganz ähnlich wie in zeitgleichen Darstellungen heiliger Berge – per tituli Grotte und See des Pilatus als relevante Lokalitäten kenntlich gemacht worden sind.
In der Analyse dieser Texte und der mit ihnen assoziierten Bilder verfolgt das Projekt die Etablierung sakraler (bzw. ‘antisakraler’) Topographie (vor allem vom 13. bis 15. Jahrhundert). Wie heften sich solche Erzählungen an bereits verehrte Reliquien und heilige Stätten, und wie vollzieht sich die geographische Konkretisierung und spätere Ikonisierung von erzählten, jedoch zunächst nicht fest lokalisierten Orten?
Inhalt
Programm der zugrundeliegenden Tagung:
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/termine/id=8343
Gerhard Wolf and Annette Hoffmann
Introduction
Displacement, dissemination, reenactment
Shulamit Laderman (Jerusalem / Ramat-Gan)
Jerusalem as Narrative and Symbolic Space for Jews and Christians of the Fourth Century.
Gustav Kühnel (Tel Aviv)
Architectural mise en scènes and Pictorial Turns in Jerusalem
George Gagoshidze (Tbilisi)
Mtskheta – Georgian Jerusalem or Jerusalemian Toponymy of Mtskheta and Svetitskhoveli
Alexei Lidov (Moscow)
Narrative and Iconic in the Byzantine Spatial Imagery of Jerusalem
Bianca Kühnel (Jerusalem)
Jerusalem between Narrative and Iconic
Site, memory, authentification
Serge Ruzer (Jerusalem)
Jerusalem as Place of the Remote Exile: An Inverted Sacred Geography in the Syriac Cave of Treasures
Ariane Westphälinger (Paderborn)
Realgeographische Gegenwart und biblische Vergangenheit. Die Beschreibung Jerusalems in früh- und hochmittelalterlichen Pilgerberichten
Robert Ousterhout (Philadelphia)
The Memory of Jerusalem: Text, Architecture, and the Craft of Thought
Eva Frojmovic (Leeds)
Jewish Authenticators Around the Cross
Katrin Kogman-Appel (Beer Sheva)
The Temple of Jerusalem and the Hebrew Millenium in a Thirteenth-Century Jewish Prayer Book
Textual space 1
Silvan Wagner (Bayreuth)
Irdisches und himmlisches Jerusalem als Auslagerungsort einer Minnereligion im „Herzmaere“ Konrads von Würzburg
Claudia Olk (Berlin / Munich)
Die Poetik Jerusalems in Mandeville’s Travel
Mapping
Ingrid Baumgärtner (Kassel)
Kartieren von Erinnerung. Jerusalem in mittelalterlichen Kartenräumen
Pnina Arad (Jerusalem)
Mapping Divinity
Between absence and presence
Gunnar Mikosch (Basel)
Von der Anwesenheit einer Abwesenden – Jerusalem in der jüdischen Bildkultur des Mittelalters
Barbara Baert (Leuven)
In touch with Jerusalem. Narrative Space and Noli me tangere. With 15th-Century Case-Studies between North and South of the Alps
Buildings, objects, reification
Robert Edwin Schick (Bamberg)
Christian Identifications of Muslim Buildings in Jerusalem
Yamit Rachman-Schrire (Jerusalem)
“Evagatorium in Terrae Sanctae”. Stones Telling the Story of Jerusalem
Rachel Milstein (Jerusalem)
Jerusalem as an Object in Islamic Narrative Paintings.
Pictorial space
Iris Grötecke (Bochum / Dresden)
Orte und Zeiten der Passion: Ewigkeit, Gegenwart, Ferne – Die Jerusalemdarstellung im Kalvarienberg um 1400
Tim Urban (Karlsruhe / Florence):
Topographien der Erzählung. Hans Memlings „Turiner Passion“
Mila Horký (Florence)
Jerusalem im Bild – Bilder von Jerusalem? Die Pilgerfahrt von Kurfürst Friedrich III. ins Heilige Land 1493 und ihre Darstellungen
Textual space 2
Anastasia Keshman (Jerusalem)
Night Flight to Jerusalem – a Narrative for a Far-Away Holy Place
Kai Nonnenmacher (Regensburg)
Gefährdete Einheit: Zur Raumkonzeption in Tassos Gerusalemme liberata
Anmerkungen
Tagungsband des Kunsthistorischen Instituts Florenz “Erzählraum Jerusalem (4. bis 15. Jahrhundert)” (Firenze, 6. – 8. Dezember 2007)
- Ersteller des Eintrags
- Kai Nonnenmacher
- Erstellungsdatum
- Freitag, 29. Juni 2012, 09:48 Uhr
- Letzte Änderung
- Freitag, 29. Juni 2012, 09:48 Uhr