Sprache, Literatur und Kultur Galiciens (Sammelband)


Allgemeine Angaben

Herausgeber

Johannes KabatekAxel Schönberger

Verlag
TFM; Domus Editoria Europaea
Stadt
Frankfurt am Main
Publikationsdatum
1993
Reihe
Beihefte zu Lusorama, 1. Reihe: Studien zur portugiesischen Sprachwissenschaft, Band 4
Art der Publikation
3-925203-29-X, 3-927884-31-6
Thematik nach Sprachen
Portugiesisch, Spanisch, Galicisch, Asturisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Sprachwissenschaft
Schlagwörter
Lusitanistik, Galicistik

Exposé

Johannes Kabatek / Axel Schönberger
(Paderborn / Frankfurt am Main)

Vorwort zum vorliegenden Band

Zwar wird die Galicistik – sei es als eigenständige Forschungsrichtung, sei es unter dem (vorläufigen) Dach der Lusitanistik – in Deutschland bisher noch von relativ wenigen Romanisten betrieben, doch ist gerade in den letzten Jahren ein zunehmendes wissenschaftliches Interesse am Galicischen festzustellen. Dies dürfte in erster Linie damit zusammenhängen, daß im Zuge der demokratischen Neugestaltung Spaniens Galicien ebenso wie die Katalanischen Länder und das Baskenland eine beschränkte Autonomie erhielt, welche eine Reihe von sprachplanerischen und kulturpolitischen Maßnahmen zugunsten des Galicischen ermöglichte. Angesichts des heute bereits erreichten Standes und der faktischen Durchsetzung einer Verschriftlichungsnorm, die Unterschiede zum Portugiesischen deutlich betont, scheint es immer weniger angebracht zu sein, nach rein innersprachlichen Kriterien auf einer «lusistischen» Graphie zu beharren und das Galicische als Varietät des Portugiesischen zu betrachten, ohne das Bewußtsein der Sprecher dieser Sprache und ihrer politischen Vertreter in Rechnung zu stellen. Sicherlich sind die phonetischen, grammatikalischen und lexikalischen Unterschiede zwischen dem Galicischen und dem Standardportugiesischen kleiner als etwa diejenigen zwischen dem Schwäbischen und dem Hochdeutschen; da es sich bei dem Galicischen aber um eine Sprache handelt, deren «Normalisierungsprozeß» bisher noch weit hinter dem anderer Sprachen kleinerer Ausdehnung wie etwa des Katalanischen zurückbleibt und deren Fortbestehen in den nächsten Jahrhunderten noch keineswegs als gesichert gelten darf, sollte man vielleicht nicht unter dem Banner einer vorgeblich zweckfreien Sprachwissenschaft auf der in der deutschen und internationalen Romanistik üblichen, das Galicische und Portugiesische als Teile eines gemeinsamen Sprachsystems klassifizierenden Einteilung bestehen, um nicht einen der wichtigsten «Zwecke», den die moderne Galicistik zur Zeit verfolgen muß, zu verfehlen, nämlich die galicische Sprache und ihre Literatur nicht nur zu erforschen und zu beschreiben, sondern auch ihren Fortbestand absichern zu helfen. Tatsächlich liegt es in der Natur der Sache, daß die wissenschaftliche Beschäftigung mit kleineren, zum Teil in ihrer Existenz bedrohten romanischen Sprachen auch Kriterien ins Spiel bringen darf und muß, welche bei der Beschäftigung mit den größeren, etablierten Sprachen wohl zu recht als unangebracht gelten dürfen. Eine Aufsplitterung und eine Perpetuierung des Streites unter den Galicisten oder eine Fortsetzung von Kontroversen, wie sie sich anläßlich des Internationalen Romanistentages in Santiago de Compostela ergaben, wäre dem gemeinsamen Anliegen sicherlich nicht dienlich. Es scheint uns mittlerweile angebracht, die in Galicien im Gefolge demokratischer Wahlen institutionalisierte Norm des Galicischen und damit auch den Anspruch der heutigen Galicier, ihre Sprache als eigene iberoromanische Sprache neben dem Katalanischen, Portugiesischen und Spanischen zu betrachten, anzuerkennen. Wir weisen bei dieser Gelegenheit darauf hin, daß wir hierin keine Parallele zu der verschiedentlich von Valencianern geäußerten, unserer Meinung nach unhaltbaren These sehen, auch das Valencianische, welches im Unterschied zum Galicischen nicht auf eine mehrhundertjährige eigenständige Traditionslinie verweisen kann, müsse als eigene Sprache gelten.

Während die moderne Normierung des Galicischen und ihre zunehmende Durchsetzung in der Bevölkerung über die verschiedenen Medien längerfristig die mündliche und schriftliche Kommunikation zwischen Portugiesen und Galiciern sicherlich nicht erleichtern dürfte, wird der deutsche Romanist nach wie vor mit großer Leichtigkeit einen gemeinsamen Zugang zu den beiden eng miteinander verwandten Sprachen finden; wer eine der beiden Sprachen beherrscht, versteht auch ohne Schwierigkeiten schriftliche Texte in der anderen. Wer des Portugiesischen kundig ist, wird auch gesprochenes Galicisch verstehen, während der umgekehrte Weg nicht unerhebliche Schwierigkeiten bereiten dürfte.

Daß die Zeitschrift Lusorama und ihre Beiheftreihen sowie die von ihr bisher veranstalteten Tagungen dem Galicischen ein wissenschaftliches Forum gewähren, ist in diesem Sinne als aus Sicht der deutschsprachigen Romanistik naheliegender Umstand sowie als Hilfestellung bei den Anfängen einer Disziplin zu verstehen, die sich wahrscheinlich in nicht allzulanger Zeit als eigenständige romanistische Forschungsrichtung konstituieren dürfte.

Wir enthalten uns einer Kommentierung der in diesem Band versammelten, ein breites Spektrum abdeckenden Aufsätze, die am 11. und 12. September 1992 in der Sektion «Sprache, Literatur und Kultur Galiciens» als Vorträge gehalten wurden; ein schneller Überblick ist anhand der am Ende des Bandes zusammengestellten Zusammenfassungen möglich. Da es sich vorwiegend um sprachwissenschaftliche Aufsätze handelt, erscheint der Aktenband in der ersten Beiheftreihe zu Lusorama («Studien zur portugiesischen Sprachwissenschaft»). Weitere Bände zum Galicischen werden aller Voraussicht nach in den nächsten Jahren folgen.

Inhalt

Inhaltsverzeichnis

Axel Schönberger (Frankfurt am Main):
Vorwort zum lusitanistischen Teil der Akten des «2. gemeinsamen Kolloquiums der deutschsprachigen Lusitanistik und Katalanistik»: 7

Johannes Kabatek / Axel Schönberger (Paderborn / Frankfurt am Main):
Vorwort zum vorliegenden Band: 9

Ramón Lorenzo (Santiago de Compostela):
Algunhas consideracións sobre a evolución do sistema consonántico do galego medieval ó moderno: 13

Fred Boller (Kiel):
Mundartstudien zum Problem der galicisch-portugiesisch-spanischen Kontaktzone: 27

Bernhard Pöll (Salzburg):
Zur Verbreitung zweier Analogiephänomene des galicischen Verbums anhand des ALGa (Atlas Lingüístico Galego): 37

Silvia Montero Küpper (Bonn):
Sprachkontakt und Sprachrealität: Kastilisch in Galicien: 53

Johannes Kabatek (Paderborn):
Louis Lucien Bonaparte und das Galicische: 85

Burkhard Voigt (Hamburg):
A Nosa Terra – eine Stimme für Galicien: 111

Michaela Luyken (München):
Die aktuelle Verwendung des Galicischen als geschriebene Sprache: 129

Ursula Heinze de Lorenzo (Santiago de Compostela:
Literatura galega contemporánea: 147

Bernd Bauske (Mainz):
Zur zeitgenössischen Übersetzungstätigkeit aus dem Galicischen ins Asturische: 163

Zusammenfassungen / Resumos: 177

Anschriften der Mitarbeiter: 183



Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Axel Schönberger
Erstellungsdatum
Donnerstag, 21. Januar 2010, 15:51 Uhr
Letzte Änderung
Donnerstag, 21. Januar 2010, 15:51 Uhr