Armes Kuba (Dissertation)
Armutsdarstellungen in der kubanischen Kurzgeschichte der 1990er-Jahre
Allgemeine Angaben
Autor(en)
Markus Ebenhoch- Verlag
- LIT Verlag
- Stadt
- Münster Wien
- Hochschule
- Paris-Lodron-Universität Salzburg
- Stadt der Hochschule
- Salzburg
- Publikationsdatum
- 2013
- Abgabedatum
- Juli 2009
- Reihe
- Lateinamerikanistik 11
- Weiterführender Link
- http://www.lit-verlag.de/isbn/3-643-50438-8
- ISBN
- 978-3-643-50438-8 ( im KVK suchen )
- Thematik nach Sprachen
- Spanisch
- Disziplin(en)
- Literaturwissenschaft, Armutsforschung
- Schlagwörter
- Kurzgeschichte, Kuba, Armut, Subalternität, Narratologie
Betreuer
Christopher F. Laferl, Clemens SedmakExposé
Mit dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem daraus resultierenden Ausbleiben der Wirtschaftshilfe seitens der ehemaligen “sozialistischen Bruderstaaten” schlitterte Kuba in die folgenschwerste Krise seit dem Triumph der Kubanischen Revolution im Jahr 1959. Die weltpolitischen Umbrüche des Jahres 1989 führten unter anderem zu einer Neuorientierung in der kubanischen Gegenwartsnarrativik. Die AutorInnen reagierten rasch auf die politischen und sozialen Transformationen im eigenen Land, wobei sie sich vornehmlich der Gattung Kurzgeschichte bedienten, um die Auswirkungen dieser epochalen Veränderungen auf den Alltag nachzuzeichnen. Von offizieller Seite wird zwar versucht, Armut zu kaschieren, doch die gegenwärtigen SchriftstellerInnen gehen keinesfalls zimperlich vor, wenn sie ihre Finger in die offenen systemimmanenten Wunden legen. Armut repräsentiert neben anderen Marginalitätsformen und Sexualität ein zentrales Thema bzw. Motiv der kubanischen Kurzgeschichte in der letzten Dekade des 20. Jahrhunderts. Diese Arbeit analysiert Armutsdarstellungen in 120 Kurzgeschichten, die von kubanischen AutorInnen im Verlauf der 1990er-Jahre verfasst wurden. Erkenntnisse aus der Armutsforschung, wie zum Beispiel der “Fähigkeitenansatz” von Amartya Sen werden mit dem Subalternitätskonzept Gayatri Spivaks kombiniert, um unterschiedliche Aspekte von Armut, die in den Kurzgeschichten beschrieben werden, herauszufiltern und zu systematisieren. Hierbei argumentiere ich, dass die gegenwärtige Armut ein neues Thema bzw. Motiv in der kubanischen Literatur seit 1959 darstellt und mit einem spezifischen Figureninventar verknüpft ist. Die ProtagonistInnen sind für gewöhnlich desillusionierte, “postrevolutionäre” Figuren, wie zum Beispiel die “jinetera”, die kubanische Prostituierte, welche sich an die ausländische Klientel verkauft, um ihre Lebensbedingungen aufzubessern. In 50 Prozent der analysierten Kurzgeschichten werden Armutsphänomene wie Mangel an Einkommen, Hunger, desolate Infrastruktur und (vornehmlich illegale) Strategien zur Bekämpfung von Armut wie Schwarzmarktaktivitäten, Prostitution oder Bettelei portraitiert. Die narratologische Untersuchung zu Erzählinstanz und Fokalisierung zeigt auf, dass im Gros der Erzählungen Armut nur von außen beschrieben wird bzw. die Artikulation der Armen auf die Figurenrede beschränkt bleibt. In 21 Kurzgeschichten sind die Erzählinstanzen selbst von Armut betroffen, wobei diese sehr heterogenen ErzählerInnen verdeutlichen, dass Armut ein allgemein verbreitetes Phänomen auf Kuba ist und nicht auf bestimmte Gruppen reduziert werden kann. Diese fiktionalen “Stimmen der Armen” suggerieren den LeserInnen, wie Arme denken, fühlen, sehen und sprechen; sie sind ein wertvoller Beitrag zu einem besseren Verständnis von Armut. Zwei Erzählungen des Primärtextkorpus verleihen den Armen zwar keine Erzählstimme, doch wird die Perspektive von Armen in diesen Texten mittels interner Fokalisierung nachgeahmt.
Die starke Präsenz von Armutsphänomenen in der kubanischen Gegenwartsliteratur und besonders das Faktum, dass zahlreiche Figuren in die Illegalität gedrängt werden, um Armut zu bekämpfen, kann als profunde literarische Kritik an den staatlichen Autoritäten interpretiert werden, da Armut im “Sozialismus unter Palmen” eigentlich gar nicht existieren dürfte.
Inhalt
Anmerkungen
keine
- Ersteller des Eintrags
- Markus Ebenhoch
- Erstellungsdatum
- Mittwoch, 25. September 2013, 17:49 Uhr
- Letzte Änderung
- Mittwoch, 25. September 2013, 17:49 Uhr