Der lyrische Augenblick (Sammelband)

Eine Denkfigur der Romania


Allgemeine Angaben

Herausgeber

Michael BernsenMilan Herold

Verlag
De Gruyter
Stadt
Berlin, Boston
Publikationsdatum
2015
Auflage
1
Reihe
mimesis – Romanische Literaturen der Welt 55
Weiterführender Link
http://www.degruyter.com/view/product/391433?format=G&rskey=u6pQmj&result=1
ISBN
978-3-11-035424-9 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Sprachübergreifend
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft
Schlagwörter
Französische Lyrik, Spanische Lyrik, italienische Lyrik, Portugiesische Lyrik

Exposé

Der Augenblick ist Ewigkeit. Goethes Satz formuliert den Anspruch und die Komplexität des Begriffs „Augenblick“. Seine lange Tradition hat ein Bedeutungsspektrum hervorgebracht, das so Unterschiedliches bezeichnet wie Ekstase, leere Gegenwart oder Epiphanie.

Der Augenblick stellt eine Kristallisationsfigur dar, in der das Ganze auf dem Spiel steht: In der Gegenwart zu leben, verheißt die Möglichkeit eines glücklichen Lebens. Der göttliche Kairos muss wie die sprichwörtliche Gelegenheit beim Schopfe gepackt werden. Ein Ereignis kann wie ein Blitz einschlagen: Schöne Augenblicke ebenso wie traumatische Erlebnisse sind die Fixpunkte der persönlichen Existenz. Der Moment der göttlichen Inspiration kann poetisches Schaffen ermöglichen, aber auch überfordern. Die unio mystica eröffnet dem Gläubigen die Erfahrung der Präsenz Gottes und fordert die Sprache heraus, das Unsagbare zu sagen. Der momento di innamoramento, der erhabene Augenblick, aber auch der Schock sind eine Herausforderung des Subjekts, sich zu seiner Endlichkeit zu verhalten. Augenblicke darzustellen und zu reflektieren, hat die Dichtung immer schon fasziniert. Die Geschichte der europäischen Lyrik ist auch die des lyrischen Augenblicks.

Der Band untersucht die semantische Fülle des Begriffs „Augenblick“ anhand von paradigmatischen Beispielen aus der italienischen, französischen, spanischen, portugiesischen und brasilianischen Lyrik von ihren Anfängen bis zur Moderne.

Inhalt

Inhalt

Milan Herold und Michael Bernsen (Bonn)
Einleitung 1

Rolf Lessenich (Bonn)
« In the twinkling of an eye »
Aspekte des Moments 7

Winfried Wehle (Eichstätt)
‹ Innamoramento ›
Der Anstoß des Herzens als Anfang des Denkens und Dichtens (Dante, Vita nova I–III) 23

Rainer Zaiser (Kiel)
Beatrices Erscheinungen zwischen heilig und profan
Zur Modernität des Augenblicks in Dantes Vita nuova 51

Franz Penzenstadler (Tübingen)
Augenblicke der Erinnerung – erinnerte Augenblicke
Zeitfragmente in Petrarcas Rerum vulgarium fragmenta 69

Christine Ott (Frankfurt a. M.)
Liebe geht durch die Augen
Neuplatonismus, Homoerotik und Liebeskunst in Michelangelos Lyrik 99

Milan Herold (Bonn)
« Il presente non può esser poetico »
Giacomo Leopardis Lesbarkeit der Zeit (Il primo amore, Alla sua donna) 127

Karin Westerwelle (Münster)
Bilderscheinung, flüchtige Schönheit und Ästhetik der Farbe
Baudelaires À une Passante und La belle Dorothée 149

Lena Schönwälder (Frankfurt a. M.)
« La douceur qui fascine et le plaisir qui tue »
Der Blick der Femme fatale in Baudelaires Fleurs du mal 189

Christoph Groß (Berlin)
Noetische Gegenwart
Von der Sakralisierung des Ästhetischen zur Introversion der Wahrnehmung in der Literatur des französischen Symbolismus 209

Julia Lichtenthal (Saarbrücken)
« Un instant à la fois très vague et très aigu …»
Der Augenblick und seine musikalische Transgression in der Lyrik Paul Verlaines 243

Giulia Agostini (Paris)
Die Wahrheit des Augenblicks
Mallarmé und die Kontingenz 263

Cornelia Klettke (Potsdam)
Der Biss der Schlange und die Ironie des langen Augenblicks in der klassischen Moderne
Paul Valéry, « La Jeune Parque » 285

Paul Strohmaier (Trier)
Konvaleszenz, ‹ réveil › und die Möglichkeit einer ‹ durée ›
Zur Dialektik von Augenblick und Dauer am Beispiel Valérys 301

Marco Menicacci (Konstanz)
Zeit als Dichten in Giuseppe Ungaretti 323

Dina Diercks (Bonn)
Die Epiphanie im portugiesischen und brasilianischen Modernismus 339

Jenny Haase (Berlin)
Augenblick des Begehrens – Begehren des Augenblicks 355

Personen- und Werkregister 375


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Christine Henschel
Erstellungsdatum
Freitag, 31. Juli 2015, 00:41 Uhr
Letzte Änderung
Freitag, 31. Juli 2015, 13:24 Uhr