Kartomantie in der brasilianischen Literatur (Monographie)

Fiktionale Möglichkeitsräume und narrative Hegemonie


Allgemeine Angaben

Autor(en)

Janek Scholz

Verlag
PIE Peter Lang
Stadt
Berlin et al.
Stadt der Hochschule
Wien
Publikationsdatum
2021
Auflage
1
Reihe
Wiener Iberoromanistische Studien, Nr. 15
Weiterführender Link
https://www.peterlang.com/document/1142508
ISBN
978-3-631-86445-6 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Portugiesisch
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft
Schlagwörter
Wahrheit, Global South, Kartenlegen, Wildes Lesen, Machtkritik, border thinking, Metadiegese, Prophetie, Wahrscheinlichkeit

Betreuer

Kathrin Sartingen


Exposé

Die Studie untersucht die Figur der Kartenlegerin innerhalb der brasilianischen Literatur und zielt dabei vorrangig auf ihre metapoetologische Funktion ab, unter besonderer Berücksichtigung der Herkunft der Texte aus dem Global South. Die Figur der Kartenlegerin ist metapoetologisch interessant, weil sie liest und erzählt, ihre Erzählung von den Klient:innen rezipiert wird und diese Rezeption in Konkurrenz zur Handlungslogik des Erzählers tritt, sich in den Texten also diverse Produktions- und Rezeptionsprozesse überlagern. Überdies werden Erzählen und das Recht, zu erzählen, in einigen Texten offen reflektiert, die ironische Brechung am Ende der Texte kann als Fiktionsironie gelesen werden. Die Kartenlegerin ist darüber hinaus aus einer post- und dekolonialen Perspektive interessant, da sie ein unangepasst-subversives Verhalten zeigt, mit dem sie sich gegen Mehrheitsmeinungen und gegen die Mehrheitsgesellschaft stellt. Die Verbindung dieser Stränge führt zu einer machtkritischen Lektüre, die die untersuchten Texte geradezu einfordern.

Der Aufführungs-, Spiel- und Fiktionscharakter, der der Befragung der Karten innewohnt, macht sowohl die Protagonist:innen als auch die Leser:innen darauf aufmerksam, dass über mimetische Erfahrungen eine alternative Form der Welterkundung möglich ist – unter der Voraussetzung, auf essentialistische Vereindeutigung und Inbesitznahme zu verzichten. Diese Form der Welterkundung steht dem Binarismus europäischer Prägung entgegen, hinterfragt etablierte Machtstrukturen und zeigt neue Wege der Wissenskonstruktion auf, um den Krisen moderner Menschen zu begegnen. Für die Analyse wurden die folgenden acht Primärtexte berücksichtigt, unter Hinzuziehung weiterer medialer Manifestationen der Kartenlegerin innerhalb der brasilianischen Populärkultur: A CARTOMANTE von Machado de Assis (1884), A CARTOMANTE von Lima Barreto (1920), CARTAS NA MESA von João Guimarães Rosa (1966), A HORA DA ESTRELA von Clarice Lispector (1977), AS CARTAS NÃO MENTEM JAMAIS von Sérgio Sant’Anna (1994), A CAR-TOMANTE von Lúcia Bettencourt (2006), A CARTOMANTE von Walther Moreira Santos (2011) und O ENFORCADO von Adriana Lisboa (2016).


Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Janek Scholz
Erstellungsdatum
Freitag, 29. Oktober 2021, 11:41 Uhr
Letzte Änderung
Sonntag, 31. Oktober 2021, 18:39 Uhr