Schachzüge im translatorischen Feld. Zur Rezeption von Alejo Carpentier im deutschsprachigen Verlagswesen (Monographie)
Allgemeine Angaben
Autor(en)
Carmen Reisinger- Verlag
- Edition tranvía - Verlag Walter Frey
- Stadt
- Berlin
- Publikationsdatum
- 2021
- Auflage
- 1
- Reihe
- Tranvía Sur, 29
- Weiterführender Link
- https://www.tranvia.de/buecher/94632729.htm
- ISBN
- 978-3-946327-29-5 ( im KVK suchen )
- Thematik nach Sprachen
- Spanisch
- Disziplin(en)
- Literaturwissenschaft
- Schlagwörter
- Rezeption, Übersetzung, Literatursoziologie, Lateinamerikanischer Boom, Verlagsgeschichte, Carpentier Alejo
Exposé
“Schachzüge im translatorischen Feld” bettet den kubanischen Schriftsteller Alejo Carpentier in die Geschichte der Rezeption hispanoamerikanischer Literatur am deutschsprachigen Buchmarkt ein. Anhand seiner Wanderung durch die unterschiedlichen Verlage werden seine Aufnahme und Vermittlung vor, während und nach dem sogenannten „Boom“ der lateinamerikanischen Literatur vor allem in der BRD aus verlagsgeschichtlicher und literatursoziologischer Perspektive nachvollzogen. Die Fokussierung auf die Verlage erweist sich dabei als besonders fruchtbarer Ansatz in der Rezeptionsforschung.
Mithilfe von Materialien aus den Archiven von Piper, Insel, S. Fischer und Suhrkamp und persönlichen Auskünften des ehemaligen Lateinamerika-Scouts Michi Strausfeld wurden Aushandlungsprozesse zwischen Autor, Verlagsmitarbeiter_innen, Agenturen, Übersetzer_innen und anderen Akteur_innen zutage gebracht, deren Entscheidungen das Auftreten und die Gestalt des deutschen Alejo Carpentier bestimmten. Berücksichtigt werden dabei unter anderem Faktoren der grafischen und editorischen Buchgestaltung, der Wahl von Titeln, Übersetzer_innen und Publikationsreihen wie Reihenfolge der Veröffentlichung, über die die bisherige Forschungsliteratur nur von außen Vermutungen anstellen konnte. Einige zutage gebrachte quantitative Aspekte wie Auflagenzahlen und Einkaufspreise der deutschen Rechte werden mit Presserezensionen und Verlagstexten vereint, um das Narrativ des plötzlich einschlagenden und auch quantitativ erfolgreichen ‘Booms’ am deutschen Buchmarkt infrage zu stellen.
Ein Schwerpunkt liegt dabei auf dem Suhrkamp-Verlag, einem potenten Akteur im lateinamerikanischen Boom, dessen gut dokumentiertes Archiv interessante Einblicke in die persönlichen Begegnungen mit dem Autor erlauben, die seine deutsche Publikationsgeschichte wesentlich beeinflussten. Diese wird, beginnend in den 50er-Jahren, in vier Phasen eingeteilt, die den jeweiligen, ihn zu der Zeit tragenden Verlagen entsprechen. Die in der DDR unter Bedingungen der Zensur erschienenen Ausgaben, bei denen es sich größtenteils um Lizenzausgaben handelt, werden mit den in der BRD veröffentlichten deutschen Erstausgaben in Beziehung gesetzt. Die Monografie schließt mit einem Überblick über die sich tendenziell verringernden zeitlichen Abstände zwischen spanischer Erstpublikation und deutscher Erstübersetzung und einer Bibliografie der deutschen Carpentier-Übersetzungen. Die Ergebnisse werden auf der Basis von ausgewählten Texten Pierre Bourdieus feldtheoretisch anhand der von ihm formulierten Metapher des Spiels eingeordnet. Es stellt sich heraus, dass Bourdieus Kapitalformen für die Betrachtung der Rezeption fremdsprachiger Literatur durch Verlage äußerst erhellend wirken, allerdings die Rolle von kleinen und großen Verlagen im literarischen Feld, die von dem Soziologen für den französischen Buchmarkt formuliert wurden, nicht völlig auf den deutschsprachigen Raum verallgemeinert werden können.
Inhalt
Startposition: Ziel und Ausgangspunkte
1. Spielregeln
1.1. Das translatorische Spielfeld der Übersetzung
1.2. Die Spielerinnen und Spieler
2. Die Rezeption lateinamerikanischer Literatur im deutschen Sprachraum
3. Die Rezeption Alejo Carpentiers durch die deutschsprachigen Verlage
3.1. Erste Phase: Piper: Eröffnung
3.1.1. Die Rezeption hispanoamerikanischer Literatur in den 1950er-Jahren
3.1.2. Die ersten Carpentier-Ausgaben 1958 und 1960
3.1.3. Lizenzausgaben: Ex Libris, S. Fischer, Philipp Reclam Leipzig
3.1.4. Kritische Rezeption
3.2. Zweite Phase: Insel: Ein zweiter Beginn
3.2.1. Die Rezeption hispanoamerikanischer Literatur in den 1960er-Jahren
3.2.2. Anneliese Botond als Insel-Lektorin
3.2.3. Die Carpentier-Ausgaben bei Insel 1964
3.3. Dritte Phase: Suhrkamp: Boom
3.3.1. Die Rezeption hispanoamerikanischer Literatur in den 1970er- und 80er-Jahren
3.3.2. Carpentier und der Beginn des Lateinamerika-Programms bei Suhrkamp
3.3.3. Strategie und Kapital im Kampf um die Publikationsrechte
3.3.4. Carpentiers Besuch in Frankfurt 1979
3.3.5. Partie um Staatsraison: S. Fischer vs. Suhrkamp
3.3.6. Nebenrechte: Fernsehen, Theater und Radio
3.3.7. Anneliese Botond als Carpentier-Übersetzerin
3.4. Vierte Phase: Suhrkamp vs. Ammann: Konflikte und Pläne
3.4.1. Die Rezeption hispanoamerikanischer Literatur in den frühen 2000er-Jahren
3.4.2. Konflikte: Mein Havanna und Écue-Yamba-Ó
3.4.3. Pläne: Farben eines Kontinents und Das Reich von dieser Welt
3.5. Volk und Welt: Carpentier in der Deutschen Demokratischen Republik
4. Kontrastiver Überblick über den Publikationsverlauf
Schlussbetrachtung
Bibliographie der deutschen Übersetzungen Alejo Carpentiers
Anmerkungen
keine
- Ersteller des Eintrags
- Carmen Reisinger
- Erstellungsdatum
- Dienstag, 30. November 2021, 09:19 Uhr
- Letzte Änderung
- Sonntag, 05. Dezember 2021, 22:56 Uhr