An Schmerzgrenzen (Promotionsprojekt)
Aktualisierungen des Frauenkörpers bei Violette Leduc und Nicole Caligaris
Allgemeine Angaben
- Projektbeginn
- Samstag, 31. Januar 2015
- Projektende
- Freitag, 29. Oktober 2021
- Status
- abgeschlossen
- Hochschule
- Universität Hamburg
- Stadt der Hochschule
- Hamburg
- Thematik nach Sprachen
- Französisch
- Disziplin(en)
- Literaturwissenschaft
- Schlagwörter
- Avantgarde, Gender, Schmerz, Violette Leduc, Nicole Caligaris, Experimentelle Literatur
Aktiv beteiligte Person(en)
(z.B. Kooperation, Mitarbeiter, Fellows)
Franziska KutzickPassiv beteiligte Person(en)
(z.B. Betreuer, Berater)
Prof. Dr. Martin Neumann, Silke Segler-MeßnerExposé
Violette Leduc und Nicole Caligaris nehmen verletzte Frauen an den Grenzen von Artikulation und Repräsentation in den Blick. Im tagebuchartigen Prosagedicht L’Affamée (Leduc, 1948) steht das unerfüllte, erotische Begehren eines namenlosen, weiblichen Ich zu einer anderen Frau im Zentrum, die nur als „Madame“ benannt ist, aber als eine literarische Transfiguration von Simone de Beauvoir erkannt werden kann. Im Liebesleid der Erzählerin gerät der Text zu einer Bühne, auf der die Weltwahrnehmung und die in Phantasiegestalten auftretenden subjektiven Empfindungen der Erzählerin ineinander verschwimmen. Der Schmerz äußert sich als Unterbrechung sprachlicher Kommunikationsfähigkeit, die die Poesie in verwüstete Bildwelten transformiert. In Le Paradis entre les jambes (Caligaris, 2013) nähert sich die Erzählerin einem kannibalistischen Verbrechen an einer Studentin, dessen indirekte Zeugin sie wurde. Der doku- wie auch autofiktionalen Text ist ebenso wie L’Affamée in jeder Hinsicht transgressiv, denn er stellt das Tabu des Kannibalismus in ein Spannungsverhältnis mit kulturellen Entwürfen und Anforderungen des Frauseins. Die Erzählerin, die sich und ihren im Entstehen begriffenen Text auch selbst zum Erzählgegenstand macht, inszeniert dabei ihre Abscheu vor dem erzählten Sujet als narratives Verfahren.
Trotz der zeitlich auseinanderliegenden Publikationsdaten, Nachkriegszeit und beginnendes 21. Jahrhundert, besteht die Gemeinsamkeit von L’Affamée und Le Paradis entre les jambes in der Schmerz- und Verletzungspoetik, die Leduc und Caligaris anhand kulturgeschichtlicher und zeitgenössischer Diskurse um Frauenkörper entwerfen. Die Ausgangshypothese der Dissertation ist, dass die Texte von Leduc und Caligaris Inszenierungen von Frauen und Schmerz als literarischen Topos und gesellschaftliches Klischee hervorheben und im Rückgriff auf den jeweiligen kulturpolitischen Kontext verzerrt wiedergeben. Eine Untersuchung dieser These erlaubt es unter anderem, in L’Affamée und Le Paradis entre les jambes sowohl feministische wie auch feminismuskritische Aspekte herauszuarbeiten und die Texte in ihrem zeitgenössischen künstlerisch-literarischen Umfeld als Avantgardeliteratur zu (re-)perspektivieren.
Anmerkungen
keine
- Ersteller des Eintrags
- Franziska Kutzick
- Erstellungsdatum
- Donnerstag, 07. März 2024, 22:31 Uhr
- Letzte Änderung
- Donnerstag, 07. März 2024, 22:31 Uhr