Literatur als Herausforderung (Sammelband)

Zwischen ästhetischem Autonomiestreben, kontextueller Fremdbestimmung und dem Gestaltungsanspruch gesellschaftlicher Zukunft


Allgemeine Angaben

Herausgeber

Henning HufnagelBarbara Ventarola

Verlag
Könighausen & Neumann
Stadt
Würzburg
Publikationsdatum
2015
Auflage
1
Reihe
Saarbrücker Beiträge zur vergleichenden Literatur- und Kulturwissenschaft
Weiterführender Link
https://www.verlag-koenigshausen-neumann.de/product_info.php/info/p7945_Literatur-als-Herausforderung--Zwischen-aesthetischem-Autonomiestreben--kontextueller-Fremdbestimmung-und-dem-Gestaltungsanspruch-gesellschaftlicher-Zukunft--Saarbruecker-Beitraege-zu
ISBN
978-3-8260-5486-0 ( im KVK suchen )
Thematik nach Sprachen
Sprachübergreifend
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft
Schlagwörter
Avantgarde, Modernismo, Engagement, Naturalismus, Realismus, Ästhetische Autonomie, Ästhetizismus, Methoden der Literaturwissenschaft

Exposé

Literatur fordert heraus. Zuallererst ihre Rezipienten, die mit literarischen Texten einen Umgang finden müssen, aber auch ihre Produzenten, die die Valenz literarischen Schreibens gegenüber anderen Schreibweisen – etwa wissenschaftlichen – zu rechtfertigen haben. Und schließlich wird Literatur selbst herausgefordert: in ihrem Aussage- und Geltungsanspruch, in ihrem Form- und Sinnangebot, je nach historischer Konstellation wieder neu.
Besonders deutlich wird dies am – immer wieder erhobenen und immer wieder bestrittenen – Anspruch von Literatur, nicht nur die eigene, innerliterarische Zukunft, sondern mit ihr zugleich auch gesellschaftliche Zukunft zu gestalten. Der vorliegende Sammelband befragt – in einer übergreifenden romanistischen Perspektive – die Zukunftsentwürfe von Literatur in drei Konstellationen zwischen 1860 und heute. Er zeigt auf, wie diese Entwürfe mehr oder minder über Diskursgrenzen ausgreifen, optimistische oder verhaltene Töne anschlagen, und er beleuchtet ihr Verhältnis zu den sie fundierenden Poetiken. Die einzelnen Beiträge verfolgen ein Wechselspiel zwischen Konzeptionen, die eher einer Autonomie des Ästhetischen verpflichtet sind, und solchen, die Literatur eher durch kontextuelle Diskurse, etwa Wissenschaft oder Politik, definieren. Neben französischen, italienischen und spanischen werden dabei auch portugiesische, katalanische, lateinamerikanische und afrikanisch-frankophone Texte untersucht. So macht der Band die Polarität zwischen Autonomie und Heteronomie als heuristisches Mittel fruchtbar, um Konstellationen gerade in ihren verschiedenen Abschattierungen zu vergleichen und Epochen in neuer Weise zusammenzudenken.
Einen Schwerpunkt der Beiträge bildet das Spannungsverhältnis von ‚naturalistisch‘-wissenschaftlichem Weltbild und ‚symbolistischer‘ Inanspruchnahme literarischer Autonomie. Der zweite Fokus liegt auf der Herausforderung der (historischen) Avantgarden an die Institution Literatur. Abschließend wird die heutige Krise des Autonomiebegriffs in Theoriebildung und literarischer Praxis in den Blick genommen. Damit ist der historisch ausgerichtete Band auch zu verstehen als Diskussionsbeitrag zur Zukunftsorientierung der romanischen Literaturwissenschaft heute.

Inhalt

Inhalt:

Henning Hufnagel, Barbara Ventarola
Herausforderungen der Literatur. Zur Einführung

I ‚NATURALISMUS‘ VS. ‚SYMBOLISMUS‘?
GATTUNGSKONKURRENZEN UND GATTUNGS-
TRANSFORMATIONEN IM SPANNUNGSFELD
VON AUTONOMIE UND HETERONOMIE

Henning Hufnagel
Parnasse und Polemik.
Zolas Herausforderung der Lyrik

Matthias Hausmann
Der Himmel als Werbefläche.
Auguste Villiers de l’Isle-Adam und die Herausforderung durch
Fortschrittseuphorie und Positivismus

Helmut Meter
Weder autonom noch fremdbestimmt.
Die Literatur als anthropologische Kategorie bei G. Verga
und A. Camus

Susanne Greilich
Gegen die Vorschriften und für die Nation.
Juan Valera und der spanische Roman der Restaurationszeit

Kirsten von Hagen
Zwischen Illusionierung und Desillusionierung.
Opernszenen in Claríns Cuentos

Barbara Ventarola
Poetische Narrativität zwischen dem Eigenen und dem Fremden.
Der hispano-amerikanische Modernismo als
doppelte Herausforderung

Stephanie Lang
Gegen den Strich der Dekadenz?
Dekadenter Karneval und parodierte Regeneration bei
Afonso Lopes Vieira und Eugeni d’Ors

Dominique Millet-Gérard
Réalisme ou idéalisme?
La réaction générique de Claudel et Bernanos

II AVANTGARDEN UND NEOAVANTGARDEN
ZWISCHEN AUTONOMIE UND ENGAGEMENT

Caroline Surmann
Le théâtre afin d’exercer la vie.
Antonin Artaud und sein Theater der Grausamkeit

Olaf Müller
Avantgarde und Neoavantgarde zwischen Autonomie,
Engagement und Museum. Gian Pietro Lucinis Bruch mit dem
Futurismus (1913) und Edoardo Sanguinetis Edition von
Lucinis Revolverate (1975)

Wolfgang Asholt
Herausforderung oder Wiederholung?
Sind Avantgarden heute noch möglich/nötig?

III LITERARISCHE AUTONOMIE ALS
AKTUELLE FRAGE AN THEORIEBILDUNG UND
LITERARISCHE PRAXIS

Ingo Pohn-Lauggas
Kulturwissenschaftliche Literaturwissenschaft
und das Problem der ästhetischen Autonomie.
Lehren aus der Kunsttheorie des frühen Novecento

Eva Dorn
Erkenntnistheoretische Passagen kritischer Meinungsbildung
bei J. G. Bidima und P. Nganang

Christiane Solte-Gresser
Literatur Denken Erzählen.
Wechselseitige Herausforderungen zwischen Literatur
und Literaturtheorie am Beispiel von
André Gide und Gilbert Adair


Anmerkungen

Akten der Sektion “Literatur als Herausforderung” des Deutschen Romanistentags 2013 in Würzburg

Ersteller des Eintrags
Barbara Ventarola
Erstellungsdatum
Donnerstag, 26. November 2015, 15:14 Uhr
Letzte Änderung
Freitag, 27. November 2015, 15:23 Uhr