Armut und Reichtum in Italien (Zeitschriftenheft)

Zibaldone. Zeitschrift für italienische Kultur der Gegenwart


Allgemeine Angaben

Herausgeber

Cora RokDaniel Winkler

Publikationsdatum
2023
Jahrgang
XXXVIII
Nummer
75
Weiterführender Link
https://rose.hypotheses.org/zibaldone, http://www.stauffenburg.de/asp/books.asp?id=1547
ISSN
0930-8997
Thematik nach Sprachen
Italienisch, Sprachübergreifend
Disziplin(en)
Literaturwissenschaft, Medien-/Kulturwissenschaft
Schlagwörter
Armut, Reichtum, Prekarität, Luxus

Exposé

Erst kürzlich konnte man im Kontext des Ukrainekriegs in den Zeitungen vermehrt von exklusiven Besitzungen von Oligarchen in Italien lesen, sei es in ausgesuchten Wohngegenden oder auf mediterranen Yachten. Wie kaum ein anderes Land gibt Italien den Blick frei auf ein reiches architektonisches Erbe, ist bekannt für seine wertvollen Kunstschätze, eine schillernde Modeindustrie und ein ‚dolce vita‘, das nicht nur von denen hochgehalten wird, die sich das ‚dolce far niente‘ auch wirklich leisten können. Gleichzeitig ist Italien das westeuropäische Land mit der umfassendsten Geschichte von Armutsemigration und Brain-Drain, einem relativ schwachen Sozialsystem und langen Phasen hoher Arbeitslosigkeit. Davon zeugen in den 2000er Jahren neben Presse und sozialen Medien auch zahlreiche Romane, Erzählungen und Dokumentationen rund um das Thema Prekarität.
Die Sorge, den Lebensstandard nicht halten oder das Kapital nicht vermehren zu können, ja es gar zu verlieren, lässt sich aktuell sowohl bei denjenigen, die an Wohlstand und Luxus gewöhnt sind, als auch bei sozialen Schichten beobachten, die nur geringen materiellen Besitz aufweisen oder in prekären Lebenssituationen leben. Wie eng Armut und Reichtum manchmal (geographisch, strukturell oder habituell) miteinander verbunden sind, hat Gianfranco Rosi vor einigen Jahren in seinem Dokumentarfilm Sacro GRA (2013) über die römische Ringautobahn bzw. die sie umgebenden Wohnzonen festgehalten.
Diese Nummer von Zibaldone will das in manchen gesellschaftlichen Bereichen erstarrte, in anderen stark in Bewegung befindliche Verhältnis von arm und reich ausloten und stellt dabei u.a. folgende Fragen: Wo und wie kam und kommt es in Italien zu auffälligen Formen von Armut bzw. Vermögenskonzentration? Welche Formen von Reichtum bzw. Armut lassen sich bspw. im Risorgimento, welche zu Zeiten des Faschismus oder des Miracolo economico italiano ausmachen? Welche Rolle spielten und spielen Faktoren wie Erbschaft und Leistungsideologie, Wirtschaftswachstum und Desindustrialisierung? Welche Möglichkeiten staatlicher Umverteilung gab und gibt es abseits von Kriegen und Revolutionen? Welche Mittel gab und gibt es, um globale Verlagerungen von Kapital/strömen (Stichwort Steuern und Sanktionen) festzustellen? Und auf der Ebene künstlerischer Repräsentationen: Welche Ästhetiken gehen mit Luxus- oder Elendsnarrativen einher?

Inhalt

Inhalt

Vorwort 7

David Benassi / Enrica Morlicchio
Die historischen Wurzeln der Armut in Italien 9

Guglielmo Barone / Sauro Mocetti
In saecula saeculorum: Generationenübergreifende Mobilität in sehr langen Zeiträumen (Florenz 1427-2011) 19

Edith Pichler
Questione meridionale? Ökonomische Unterentwicklung, Migration und Armut zwischen Risorgimento und Finanzkrise 25

Jacopo Ciammariconi
«Wir fordern das Recht auf Kaviar».Neue Perspektiven auf Reichtum und Konsumideologien in Italienseit den späten 1970er Jahren 37

Julia Dettke
Armut als narrative Herausforderung. Erzählerkommentar und poetologische Strategie bei Alessandro Manzoni und Giovanni Verga 49

Benedetta Mannino / Tünde Wallendums
Die Darstellung von Luxus und Elend im literarischen Werk Leonardo Sciascias 63

Aldo Baratta
Fetisch-Gemeinschaften und vertraute Nicht-Orte in Aldo Noves literarischem Werk 73

Viviana Macaluso
Der Reichtum der Formen. Stefano Massinis Qualcosa sui Lehman (2016) 83

Corinna Scalet
Reichtum und Armut im neapolitanischen (T)Rap: Geoliers Emanuele (Marchio registrato) 97

Cora Rok
Geld, Macht und Begehren – Paolo Sorrentinos Loro (2018) mit Lacan gelesen 109

Notizbuch
Marisa Buovolo zum Tod von Gina Lollobrigida – Thomas Bremer über eine
Ausstellung von Architekturzeichnungen von Aldo Rossi 123
Rezensionen 133
Zu den Autor:innen 140


Verbundene Projekte / Publikationen

Anmerkungen

keine

Ersteller des Eintrags
Daniel Winkler
Erstellungsdatum
Freitag, 13. September 2024, 21:26 Uhr
Letzte Änderung
Sonntag, 15. September 2024, 21:10 Uhr