Das Ableben von Petra Schmidt-Braselmann hat das Institut für Romanistik der Universität Innsbruck völlig überrascht, obwohl wir uns der prekären gesundheitlichen Situation unserer langjährigen Kollegin während der letzten Monate und Jahre durchaus bewusst waren.
Petra Braselmann ist aus Düsseldorf nach Innsbruck gekommen. In Düsseldorf hat sie auch studiert, promoviert, sich habilitiert und dabei bereits Preise und Auszeichnungen gesammelt. Seit 1996 war sie Professorin für Romanische Sprachwissenschaft in Innsbruck. Auslandsaufenthalte führten sie nicht nur in den romanischsprachigen Raum (Frankreich und Spanien), sondern auch mit einer Gastprofessur nach Shanghai in China. Ihr Interesse an interdisziplinärer Zusammenarbeit äußerte sich insbesondere in gemeinsamen Projekten mit Kolleginnen und Kollegen an der Kunstgeschichte und der Slawistik. Petra Braselmann war seit 2001 Mitglied der Jury zur Verleihung des Tiroler Wissenschaftspreises, seit 2003 Vorsitzende des Zweiges Innsbruck/Bozen der „Gesellschaft für deutsche Sprache“.

In der Forschung widmete sich Petra Braselmann unter anderem der romanischen Grammatikographie und auf hispanistischer Seite insbesondere Antonio Nebrijas Spanischer Grammatik, die erstmals die linguistische Beschreibung einer Vulgärsprache liefert und einen mehrfachen Paradigmenwechsel vollzieht. Im französistischen Bereich galt ihr Interesse zum Beispiel der wechselhaften französischen Sprachpolitik, mit Blicken über den Tellerrand in andere europäische Länder, und ganz besonders den Anglizismen und Internationalismen als Symptomen der sprachlichen Globalisierung. Neben Semiotik und Rechtssprache faszinierte sie die Genderlinguistik, die Spiegelung der Geschlechterrollen in der Sprache, was sich wie ihre anderen Forschungsbereiche auch in der Lehre widerspiegelte. Die Studierenden ließen sich von ihren Themen zu Diplomarbeiten und Dissertationen anregen, die sie mit viel Geschick und Wertschätzung betreute. Am beliebtesten waren sicherlich ihre Exkursionen in romanischsprachige Länder, die sie regelmäßig in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte organisierte. In der kürzlich durchgeführten AbsolventInnen-Befragung haben zahlreiche Studierende diese Reisen als eines der Highlights ihres Romanistik-Studiums hervorgehoben.

Als Kollegin und Büro-Nachbarin war Petra Braselmann vor allem unkompliziert und freundlich, selbst wenn man etwas Schwieriges mit ihr zu besprechen hatte. Sie verbreitete gute Stimmung, bei jeder kurzen Begegnung im Gang oder im Stiegenhaus – und das sehr auffällig und gerade auch, als sie schon mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte. Neuankömmlinge am Institut wurden von ihr mit selbstverständlicher Herzlichkeit aufgenommen und mit Rat und Tat unterstützt. Als begeisterte Reiterin verstand sie es aber auch – wenn notwendig – kurzentschlossen die Zügel in die Hand zu nehmen, etwa, als sie bei der letzten Instituts-Evaluierung den Linguistik-Teil koordinierte und beherzt das direkte Gespräch mit den Evaluatoren suchte. Oder, als sie bei einer schwierigen Konflikt-Situation alle Parteien zu sich ins Büro zu einer Aussprache einlud, die dann auch tatsächlich den Institutsfrieden wieder herstellte.

Die drei ersten wissenschaftlichen MitarbeiterInnen von Petra haben ihr sehr viel, im Grunde ihre Wissenschaftslaufbahn, zu verdanken. Das Institut für Romanistik ist stolz darauf, sagen zu können, dass alle drei heute selbst Professuren innehaben. Das ist nicht selbstverständlich und zeigt Petra Braselmanns Geschick, Personen, die einen eigenen Weg gehen möchten, zu erkennen und ihnen eine Chance zu geben. Dass sich dieser dann von ursprünglichen Gemeinsamkeiten wegbewegen kann, liegt in gewissem Grad in der Natur der Wissenschaft selbst begründet. In den letzten Jahren konnte Petra Braselmann mit einem jungen wissenschaftlichen Mitarbeiter nochmals ihre Leidenschaft für die spanische Sprachwissenschaft teilen. Dieser wird seinen wissenschaftlichen Weg weiterhin gut gehen, und – so wie wir anderen – Petra Braselmann für Vieles, das wir von ihr lernen durften, danken.

Petra Braselmann war ein liebenswerter und großzügiger Mensch, eine dynamische Kollegin, eine beliebte Lehrende und eine originelle und inspirierende Forscherin. Es ist ihr immer wieder gelungen, die Wissenschaft als gaia scientia – als fröhliche Wissenschaft – zu leben, ein Ideal, das ihr wichtig war, wie sie in persönlichen Gesprächen betonte.

Sie hat mit ihrer frischen, unkomplizierten Gegenwart zwanzig Jahre lang das Institut für Romanistik der Universität Innsbruck bereichert und – nicht zu vergessen – sie war die erste Frau als Professorin am Institut. Wir werden Petra Braselmann vermissen und sie wertschätzend in unseren Gedanken bewahren.

Institut für Romanistik, Universität Innsbruck