Stadt: Berlin

Beginn: 2014-06-19

Ende: 2014-06-20

Europa in Bewegung. Neue Räume des Zusammenlebens / Europe en mouvements. Les nouveaux espaces du vivre ensemble. CERISYBERLIN

Institut Français de Berlin / Maison de France, Kurfürstendamm 211, 10719 Berlin

Kontakt:
Dirk Naguschewski
Programm

zum Konzept der Tagung: scroll down

Donnerstag, 19. Juni 2014 / Jeudi 19 juin 2014

9.00
Begrüßung / Accueil: Fabrice Gabriel (Institut Français de Berlin)

9.30–11.00 Vorstellung und Kreativität / Imaginaire et création 1
Nationale Vorstellung und europäische Orientierungen / Imaginaires nationaux et orientations européennes
Moderation / Dirigé par: Wolfgang Asholt (Osnabrück/HU Berlin), Ulrike Schneider (FU Berlin)

Camille de Toledo (Paris/Berlin): L’entre-des-langues: une littérature écrite dans la langue commune de la traduction
Martin Treml (ZfL Berlin): Sur la religion: Benjamin, Freud, Warburg et le Collège de Sociologie
Cécile Wajsbrot (Paris/Berlin): Dans quelle langue?
Catherine Coquio (Paris VII): Questions sur l’Europe littéraire après l’Ouest et l’Est

11.15–12.45 Passagen / Passages 1
Mobilität und Migration / Mobilités et Migrations
Moderation / Dirigé par: Mireille Calle-Gruber (écrivain, professeur émérite de l’Université de Paris III)

Georges Amar (Paris): La mobilité comme art (ordinaire)
Dirk Naguschewski (ZfL Berlin): Entre l’Afrique et l’Europe: l’art visuel de Georges Adéagbo et d’Alain Gomis
Teresa Pullano (Roma/Bruxelles): L’Europe comme gouvernement des circulations: une physique du pouvoir contemporain

14.15–15.45 Raum und Zeit / Espace et temps 1
Archipel Europa / L’Europe comme Archipel
Moderation / Dirigé par: Ottmar Ette (Potsdam)

Jean-Pierre Dubost (Clermont-Ferrand): Nomades de tous les pays, unissez-vous! Interroger la cartographie mentale de l’idée d’Europe
Anne Kraume (Potsdam): Iles, exils: ébauches d’Europe dans l’œuvre de Victor Hugo et de Miguel de Unamuno
Gesine Müller (Köln): L’Europe s’archipélise…: productions culturelles caraïbes et leur rapport avec l’Europe

16.00–17.30 Vorstellung und Kreativität / Imaginaire et création 2
Innovative künstlerische Praktiken / Pratiques artistiques innovantes
Moderation / Dirigé par: Françoise Gaillard (Paris VII), Patricia Oster-Stierle (DFH/UFA Saarbrücken)

Françoise Gaillard (Paris VII)
Boris Grésillon (Université de Provence): Berlin, carrefour de la création contemporaine

19.00–20.30 Theater in Bewegung / Théâtre en mouvement
Moderation / Dirigé par: Patricia Oster-Stierle (DFH/UFA Saarbrücken)

Bernard Faivre d’Arcier (ancien directeur de théâtre et administrateur de spectacles culturels)
Thomas Ostermeier (Schaubühne Berlin) – angefragt -
Nicole Colin (Amsterdam)

Freitag, 20. Juni 2014 / Vendredi, 20 juin 2014

9.00–10.30 Raum und Zeit / Espace et temps 2
Beschleunigung und Entschleunigung: welche Folgen für das Zusammenleben? / Accélération et décélération: quels effets sur le vivre ensemble?
Moderation / Dirigé par: Edith Heurgon (CCIC, Cerisy)

Harmut Rosa (Jena): Le régime d’accélération de la modernité et ses conséquences
Jürgen Ossenbrügge (Hamburg): Verzeitlichung des Raumes: Neue Formen der Urbanität als Antwort auf zeitliche Flexibilisierungen der Arbeits- und Alltagsbeziehungen
Edith Heurgon (Paris/Cerisy): La décélération jardinière
Alain Guez (Ecole supérieure d’architecture de Nancy): Articuler les espaces de temps et d’espace dans les projets

10.45–12.15 Sprachen und Literatur / Langues et littérature 1
Philologie und Kulturwissenschaft / Philologies et études culturelles
Moderation / Dirigé par: Helmut Pfeiffer (HU Berlin)

Francesco Fiorentino (Roma III): Philologie nach dem spatial turn: neue Perspektive und Aufgaben für die Literaturwissenschaft?
Csongor Lörincz (Budapest): Übersetzung als experimentelle Praxis in der ungarischen Spätmoderne (Dezsö Kosztolanyi)
Alexander Nebrig (HU Berlin): Der neue Pakt. Transkulturelle Räume in Literaturwissenschaft und Gegenwartsliteratur
Stefan Willer (ZfL Berlin): Erbe/patrimoine/héritage. Konzepte und Praktiken kultureller Übertragung

14.00–15.30 Sprachen und Literatur / Langues et littérature 2
Philologie et traduction
Moderation / Dirigé par: Christoph König (Osnabrück)

Michael Lackner (Erlangen): Die Sinologie und die Entprovinzialisierung Europas
Marcus Messling (Potsdam): ›Relativistischer Universalismus‹ statt Monolingualismus. Die Herausforderung der europäischen Philologien
Xavier North (Paris): La place des langues dans la transmission des savoirs
Heinz Wismann (Paris): Penser (en philologue) entre les langues

15.45–16.45 Passagen / Passages 2
Figures du/des Passeurs
Moderation / Dirigé par: Joachim Umlauf (Goethe-Institut de Paris)

Georges-Arthur Goldschmidt (Paris)
Michael Werner (CIERA/MSH Paris)

16.45–17.15
Historisch-prospektive Einordnung eines Zeitzeugen / Eclairage historico-prospectif par un grand témoin
Joachim Umlauf (Goethe-Institut de Paris)

Konzeption der Tagung

Ziel der Tagung ist es, interdisziplinäre Grenzen der Geistes- und Sozialwissenschaften zu überwinden und zugleich aktuelle Theorien und Modelle auf einem deutsch-französischen Hintergrund unter der Beteiligung anderer europäische Wissenschaftler zu vergleichen. Sie besteht aus jeweils zwei Ateliers, die sich auf vier Achsen verteilen:

1. »Raum-Zeitperspektiven / Espace et temps«,

2. »Imagination-Kreativität / Imaginaire et création«,

3. »Sprachen und Literaturen / Langues et littératures«

4. »Passagen / Passages«

Auf der Achse »Raum-Zeitperspektiven« kommen im ersten Atelier einerseits anhand des gesellschaftlichen Beschleunigungsmodells von Hartmut Rosa Perspektiven des Urbanismus, der Sozialgeographie und der Soziologie zur Sprache. Auf Grundlage der Rezeption von Übersetzungen von Werken des Jenenser Soziologen wird damit nicht nur eine deutsch-französische Debatte, sondern auch eine Cerisy-Thematik aufgenommen. Andererseits werden die auch in den Literatur- und Kulturwissenschaften aktuellen Fragen des »spatial turns« anhand des Konzeptes der »Literaturen in Bewegung« und des von Autoren wie Edouard Glissant entwickelten Archipel-Modells und seiner Weiterentwicklung durch Ottmar Ette diskutiert und auf die Situation der europäischen und insbesondere der deutschen und französischen Literatur übertragen.

Die Achse »Imagination-Kreativität« befasst sich mit der gegenwärtigen Situation von Literatur, Theater und Kunst im deutsch-französischen Vergleich. Im Atelier »Nationale Imaginationsräume und europäische Orientierung« geht es darum, wie Schriftsteller, die zwischen Deutschland (Berlin) und Frankreich (Pairs) leben/schreiben, und Literatur- bzw. Kulturwissenschaftler die kulturellen Austausch- und Veränderungsprozesse, die sich insbesondere in den europäischen Metropolen vollziehen, in Hinblick auf eine »littérature monde« oder die schon von Erich Auerbach vorhergesehene Weltliteratur beurteilen. Das Atelier »Innovative künstlerische Praktiken« widmet sich der Bildenden Kunst und dem Theater. Ein erster Teil untersucht aktuelle innovative künstlerische Praktiken und versucht, die deutsche und die französische Gegenwartskunst daraufhin zu vergleichen, inwieweit sie noch nationale Stile und Entwicklungen repräsentieren oder ob und in welchem Ausmaß sie eine europäische Perspektive entwickeln. Der zweite Teil setzt sich im Rahmen einer Abendveranstaltung mit dem »Theater in Bewegung« auseinander, wobei Bernard Faivre d’Arcier und Thomas Ostermeier aufgrund ihrer Erfahrungen ebenso auf die wechselseitigen Austauschprozesse zwischen Deutschland und Frankreich wie auf eine zukünftige oder schon im Entstehen begriffene europäische Perspektive eingehen können.

Angesichts der Pontigny-Cerisy-Tradition (Gides Einfluss in der Pontigny-Epoche und die großen Kolloquien um den Nouveau Roman in der Cerisy-Zeit) stellt die Achse »Sprachen und Literaturen« die Tragfähigkeit literaturwissenschaftlicher Modelle am Beispiel der »Macht der Philologie« (Gumbrecht) als spezifisch deutschem Modell zur Debatte. Im Atelier »Philologie und Kulturwissenschaft« geschieht dies in Hinblick auf die Interaktion von text- und kulturwissenschaftlichen Perspektiven. Dabei werden auch die Verschiebungen der theoretischen Fundierungen und der jeweils ins Spiel gebrachten Leitdifferenzen in den Blick genommen. Das andere Atelier dieser Achse befasst sich am Beispiel von »Philologie und Übersetzung« mit dem Potential europäische Philologien sowohl in historischer wie auch in zukünftiger Perspektive. Dabei wird die Philologie am Beispiel einiger ihrer zentralen Operationen (wie etwa Edition und Übersetzung) diskutiert, um zu überlegen, wie eine zukünftige europäische Philologie in der Lage ist, Differenzen in sich auszutragen und zu reflektieren.

Die Achse »Passagen / Passage« schließlich wird durch eine doppelte Perspektive charakterisiert: jene des Ateliers, das die konkreten politischen, sozialen und kulturellen »Mobilität/Migration«, die die migratorischen Bewegungen am Beispiel der unterschiedlichen deutschen und französischen Modelle in Hinblick auf eine zukünftige europäische Gesellschaft und Kultur »in Bewegung« analysieren soll. Und jene des Ateliers »Figuren des oder der Passeurs/Mittler«, in dem Georges-Arthur Goldschmidt als ein französisch-deutscher Zeitzeuge des Jahrhunderts der Extreme seine Erfahrungen und die daraus gezogenen Konsequenzen präsentiert, und Michael Werner, der wohl erfahrenste Mittler zwischen den beiden Wissenschaftssystemen, eine Bilanz zieht, aus der sich ableiten läßt, wie, mit welchen Strategien und mit welchen Konzepten (und das gilt vor allem für die in den anderen Ateliers diskutierten) die Geistes- und Sozialwissenschaften in Deutschland und Frankreich auf »Europa als Herausforderung« (EU-Projekt des CIERA) reagieren sollen.

Eine Kooperation von / Une coopération de:
l’Association des Amis de Pontigny/Cerisy
Freie Universität Berlin
Humboldt-Universität Berlin
Universität Potsdam
Zentrum für Literatur- und Kulturforschung Berlin
Deutsch-Französische Hochschule
Hochschulabteilung der Französischen Botschaft

Beitrag von: Lars Schneider

Redaktion: Lars Schneider