Stadt: Osnabrück

Frist: 2018-01-15

Beginn: 2018-09-26

Ende: 2018-09-29

URL: http://www.francoromanistes.de/frankoromanistentag/osnabrueck-2018/

im Rahmen der fachdidaktischen Sektionen des 11. Kongresses des Frankoromanistenverbandes (Osnabrück, 26.-29.09.2018)
Sektionsleitung: Dr. Kathleen Plötner (Universität Potsdam) & Jun.-Prof. Dr. Aline Willems (Universität zu Köln)

Sektionsbeschreibung
Die Vermittlung von demokratischen Grundwerten, wie bspw. Menschenrechts- und Friedenserziehung, aber auch ökologische Bildung und Umwelterziehung, sind seit Jahrzehnten im Schulgesetz und in den Bildungs- bzw. Rahmenlehrplänen verankert, so auch in den Bildungsstandards für die erste Fremdsprache (Englisch/Französisch) für den Mittleren Schulabschluss, in denen die KMK (2004: 6) den „Beitrag der ersten Fremdsprache zur Bildung“ u.a. in der Erziehung der Schülerinnen und Schüler zu „offenen, toleranten und mündigen Bürgern“ sieht. „Politische Bildung ist ein notwendiger Bestandteil der Demokratie“, proklamiert das Bundesministerium des Inneren (BMI 2017) und unterhält zur Förderung eben jener u.a. die Bundeszentrale für politische Bildung (BpB), welche über Schwesternorganisationen auf Landesebene verfügt. Wenn demnach politische Bildung als ein alle Fächer betreffendes Unterrichtsprinzip und nicht als singuläres Schulfach verstanden werden soll (vgl. Detjen 2015) und Demokratiebildung als essentieller Bestandteil der politischen Bildung erachtet wird, müssen auch im Französischunterricht Lernsituationen kreiert werden, in denen Schülerinnen und Schülern „Möglichkeiten der aktiven demokratischen Gestaltung von gesellschaftlicher Gegenwart und Zukunft“ (RLP Berlin-Brandenburg 2017: 26) aufgezeigt werden. Demokratisches Handeln ist nicht per se eine Grundfähigkeit, sondern muss gelernt werden. Dabei geht es einerseits um das Wissen vom „Wesen demokratischen Handels“ als auch um „selbstbestimmte Mitwirkung in schulischen, lokalen und globalen Kontexten“ (RLP Berlin-Brandenburg 2017: 26).

Krisen und Konflikte kommen in der Demokratiebildung eine besondere Rolle zu, denn, so Thormann (2012: 28), „wenn Schüler in der Schule Konflikte analysieren und beurteilen, erkennen sie die Besonderheiten des Politischen und sie erwerben die Fähigkeit zur Mitbestimmung“. Das heißt, Krisen und Konflikte (als Teil der Demokratie) werden als etwas Normales und Produktives wahrgenommen, da sich im Disput Meinungspluralität entfaltet (vgl. Thormann 2012: 29). Demokratie wird als etwas Widersprüchliches erachtet oder, wie Jorge Semprún (2006: 190) treffend formuliert, „la democracia es una reforma permanente“ und ist folglich von Krisen und Konflikten geprägt, um sich stets zu erneuern respektive zu reformieren. Krisen und Konflikte werden an die Schülerinnen und Schüler herangetragen, um sie in diese zumindest theoretisch zu involvieren und Meinungsbildung zu fördern sowie die Fähigkeit der Mitbestimmung zu entwickeln.
Dass Konflikte und Krisen zu Allianzen und Einheit führen können, lässt sich u.a. an der Europäischen Union zeigen: Die Europäische Union kann als ein Produkt der Geschichte, ein Produkt von gesellschaftlichen und religiösen Kämpfen – so auch als das Produkt des Kampfes gegen den Nationalsozialismus und gegen den sowjetischen Totalitarimus (vgl. Semprún 2006: 137-138) – verstanden werden. Unter dem Begriff der ‚Europabildung‘ versteht der Rahmenlehrplan Berlin-Brandenburg (2017: 27) die Öffnung gegenüber Perspektiven anderer, das Praktizieren von Toleranz, Solidarität und Zusammenleben mit Menschen anderer Sprachen und Kulturräume. Im Rahmen der Europäischen Union ist diese Bereitschaft – die Auseinandersetzung mit dem Anderen – von entscheidender Bedeutung, denn die Entstehung und fortwährende Weiterentwicklung der Europäischen Union war und ist nur durch ein Abgleichen von Werten und Einstellungen unterschiedlicher Nationen möglich. Europa wird als Ort demokratischer Werte, zu denen u.a. Frieden, Freiheit, Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich gehören, verstanden. Aufgabe aller Beteiligten ist es, die Entwicklung der demokratischen Werte in Europa zu fördern und ein Verantwortungsbewusstsein bei der Lösung globaler Konflikte zu etablieren. Dass innerhalb des europäischen Bündnisses in letzter Zeit große Differenzen u.a. in der Flüchtlingsfrage oder aber hinsichtlich politischer Kurse existieren sowie Autonomiebestrebungen einzelner Länder oder Gruppen verstärkt sichtbar werden, kann als Zeichen eines innereuropäischen Konflikts gewertet werden, den es auf verschiedenen Ebenen zu verhandeln gilt.

Aus fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Perspektive bieten sich eine Vielzahl an Themen an, anhand derer zunächst soziokulturelles Wissen aufgebaut und anschließend Perspektivübernahmen geübt sowie Konfliktfähigkeit, politische Urteils- und Handlungsfähigkeit als auch methodische Kompetenzen – sowohl im schulischen als auch im universitären Kontext – gefördert werden können. Die Analyse verschiedener Handlungstypen (z.B. autoritätsgesteuerte vs. normgesteuerte Interaktion) sowie die damit verbundenen Konfliktlösestrategien sind hier u.a. von Bedeutung.

Im Rahmen der Sektion können fachdidaktische Themenvorschläge zu folgenden Bereichen eingereicht werden:
– Europa in der Krise, Frankreich in der Krise: Arbeitslosigkeit, Rechtsextremismus & Co.
– Freiheit in Gefahr: terroristische Handlungen in Frankreich und Europa
– Frankreich im Umgang mit Minderheiten
– Wahlen und Wählerverhalten in Frankreich und Europa
– Rolle Frankreichs und Deutschlands in der Frage Quo vadis Europa?
– Förderung der Interkulturellen Kompetenz mittels politischer Bildung (Deutschland/Frankreich)

Bitte senden Sie Ihren Beitragsvorschlag per E-Mail bis zum 15. Januar 2018 an Dr. Kathleen Plötner kploetne@uni-potsdam.de & Jun.-Prof. Dr. Aline Willems a.willems@uni-koeln.de.

Kontakt:
Dr. Kathleen Plötner
Universität Potsdam
Institut für Romanistik
Linguistik und angewandte Sprachwissenschaft
Am Neuen Palais 10
D-14469 Potsdam
kploetne@uni-potsdam.de

Jun.-Prof. Dr. Aline Willems
Universität zu Köln
Philosophische Fakultät
Fächergruppe 5: Moderne Sprachen & Kulturen
Weyertal 137
D-50931 Köln
a.willems@uni-koeln.de

Auswahlbibliographie:
BMI = Bundesministerium des Innern (ed.): „Politische Bildung“, in: Gesellschaft und Verfassung (2017), http://www.bmi.bund.de/DE/Themen/Gesellschaft-Verfassung/Politische-Bildung/politische-bildung_node.html (01.05.2017).
Detjen, Joachim (2015): „Politische Bildung: Bildungsaufgaben und Schulfach“, in: Bundeszentrale für politische Bildung (2017), http://www.bpb.de/gesellschaft/kultur/politischebildung/193595/bildungsaufgabe-und-schulfach?p=all (01.05.2017).
KMK = Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland (ed.) (2004): Bildungsstandards für die erste Fremdsprache (Englisch/ Französisch) für den Mittleren Schulabschluss, München: Wolters Kluwer.
RLP Berlin-Brandenburg = Ministerium für Bildung, Jugend und Sport Land Brandenburg (ed.) (2017): Rahmenlehrplan Berlin-Brandenburg. Teil B. Fachübergreifende Kompetenzentwicklung. Amtliche Fassung, http://bildungsserver.berlin-brandenburg.de/fileadmin/bbb/unterricht/rahmenlehrplaene/Rahmenlehrplanprojekt/amtliche_Fassung/Teil_B_2015_11_10_WEB.pdf (01.05.2017).
Semprún, Jorge (2006): Pensar en Europa. Prólogo de Josep Ramoneda, Barcelona: Tusquets Editores.
Thormann, Sabine (2012): Politische Konflikte im Unterricht. Empirische Rekonstruktion zu Unterrichtsarrangements am Gymnasium, Wiesbaden: Springer.

Beitrag von: Aline Willems

Redaktion: Marcel Schmitt