Stadt: Bonn

Frist: 2018-06-15

Beginn: 2019-01-24

Ende: 2019-01-26

URL: https://www.philologie.uni-bonn.de/de/medneolat/nlat-petrarkismus

Der Petrarkismus hat die volkssprachliche europäische Lyrik der Frühen Neuzeit entscheidend geprägt. Der Einfluss auf die frühneuzeitliche lateinische Literatur ist dabei bislang allenfalls konstatiert und vereinzelt besprochen, aber nur sporadisch in größerem Zusammenhang untersucht worden. Explizite Übersetzungen, wie etwa Nicolas Bourbons lateinische Übertragung von RVF 134 („Pace non trovo“), der sich das Zitat im Veranstaltungstitel verdankt, sind jedoch in der neulateinischen Liebesdichtung des gesamten frühneuzeitlichen Europas ebenso zu finden wie subtile sprachlich-formale, strukturelle und konzeptionelle Bezugnahmen auf das petrarkistische Modell.
Dem neulateinischen Petrarkismus kommt im Vergleich zu den nationalsprachlichen Petrarkismen aus zwei Gründen eine Sonderstellung zu: Zum einen steht das Neulateinische in einem besonderen Nahverhältnis zur lateinischen Literatur der Antike. Hierdurch ist mit starken sprachlichen, motivischen und inhaltlichen Interferenzen zwischen dem Petrarkismus und Modellen antiker (Liebes-)Dichtung zu rechnen. Die zweite besondere Eigenart des neulateinischen Petrarkismus liegt im soziokulturellen ,Sitz im Leben‘ des Lateinischen, das in der Frühen Neuzeit als paneuropäische lingua franca fungierte. Die neulateinische Literatur oszilliert hierdurch zwischen Regionalität und Internationalität, sie interagiert mit regional unterschiedlichen Kontexten und kann gleichzeitig international rezipiert werden.
Die Tagung möchte sich nun erstmals gezielt dem Phänomen des neulateinischen Petrarkismus widmen und in Fortsetzung der Arbeiten Scorsones 2004 und Cintis 2006 wesentliche Spielarten der Petrarkismus-Aneignung in der lateinischen Poesie der Frühen Neuzeit diskutieren. Es soll dabei insbesondere auch nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen dem neulateinischen und volkssprachlichen Petrarkismus gefragt werden.
Den Vortragenden können die Kosten für Anreise und Übernachtung erstattet werden. Eine Veröffentlichung der Beiträge im Anschluss an die Tagung ist geplant.

Beate Hintzen und Alexander Winkler (Universität Bonn)

Literaturhinweise zum neulateinischen Petrarkismus
Cinti, Federico: „Il petrarchismo neolatino fuori d’Italia. Seguendo, variando, tradendo il Petrarca“, in: M. Anselmi-K. Elam/ G. Forni/ D. Monda (Hrsg.), Lirici europei del Cinquecento. Ripensando la poesia del Petrarca, Milano 2004, S. 1231-1336.
Cinti, Federico: „Per un atlante del petrarchismo neolatino europeo“, in: F. Calitti/ R. Gigliucci (Hrsg), Il Petrarchismo. Un modello di poesia per l᾿Europa, Rom 2006, Bd. 2, S. 499-516.
Forster, Leonard: „Zur Bedeutung des neulateinischen Petrarkismus“, in: L. Forster, Das eiskalte Feuer. Sechs Studien zum europäischen Petrarkismus, übersetzt von J.-U. Fechner, Kronberg/Ts. 1976, S. 113–122.
Forster, Leonard: „Petrarkismus und Neulatein“, in: K. W. Hempfer/ G. Regn (Hrsg.), Der petrarkistische Diskurs. Spielräume und Grenzen. Akten des Kolloquiums an der Freien Universität Berlin, 23.10. –27.10.1991, Stuttgart 1993, S. 165–185.
Hintzen (Czapla), Beate: „Die Wandlung der Nereide Galatea von einer Kokotte zur Heiligen oder die Usurpation eines griechischen Mythos durch den Petrarkismus“, in: Antike & Abendland 52 (2006), S. 95–125.
Hintzen, Beate: Paul Flemings Kußgedichte und ihr Kontext, Göttingen 2015.
Regn, Gerhard: „Petrarkismus“, in: G. Ueding (Hrsg.), Historisches Wörterbuch der Rhetorik, Bd. 6, Tübingen 2003, S. 911–921.
Scorsone, Massimo: „Petrarchismo e lirica neolatina tra i secc. XVI-XVII: Una ricognizione in limine“, in: A. Quondam (Hrsg.), Petrarca in barocco. Cantieri petrarcheschi: due seminari romani, Rom 2004, S. 199–226.
Thurn, Nikolaus: Neulatein und Volkssprachen: Beispiele für die Rezeption neusprachlicher Literatur durch die lateinische Dichtung Europas im 15.-16. Jh., München 2012.

Für Vorträge von ca. 30 Minuten werden Themenvorschläge zum neulateinischen Petrarkismus in Europa, insbesondere aber in England, Skandinavien, Osteuropa, Spanien und Portugal – vorzugsweise als Email-Attachment – bis zum 15.06.2018 erbeten an:

Alexander Winkler
Universität Bonn
Abteilung für Griechische und Lateinische Philologie
Am Hof 1 e, 53113 Bonn
Email: a.winkler@uni-bonn.de

Der Themenformulierung sollte ein kurzes Exposé (max. 300 Wörter) beigefügt sein.

Beitrag von: Alexander Winkler

Redaktion: Marcel Schmitt