Stadt: Kassel

Frist: 2018-12-31

Beginn: 2019-09-30

Ende: 2019-10-02

Sektionsleitung: Olga Kellert (Göttingen), Malte Rosemeyer (Freiburg/Leuven)

Indefinita bilden eine Reihe von formal sehr unterschiedlichen Kategorien, deren gemeinsame Funktion ist, dass mit ihnen auf Personen, Gegenstände, Ereignisse oder Mengen verwiesen werden kann, ohne dass diese in irgendeiner Weise näher bestimmt oder für den Hörer identifizierbar würden. Nach dieser Definition können als Indefinita beschrieben werden:
• Indefinite Artikel (z.B. Fr. une ‘eine‘)
• Indefinite Quantoren (z.B. Sp. algún ‘jemand‘, nadie ‘niemand‘)
• Indefinite Adverbien und Adverbiale (z.B. It. qualche volta ‘manchmal‘)
• Indefinite Verbphrasen (z.B. Pt. eu gosto de beber agua ‘ich trinke gerne Wasser‘)

Sowohl in Bezug auf ihre Semantik als auch historische Wandelprozesse zeichnen sich Indefinita als eine sehr instabile Kategorie aus. Es besteht kein Konsens bezüglich der semantischen Kriterien, die die Interpretation von Indefinita bedingen. Während Haspelmath (1997) eine Implikationshierarchie etabliert, die die Distribution und den Wandel von Indefinita auf der Basis von Spezifizität, Bekanntheit und Modalität voraussagt, haben neuere Studien ergeben, dass auch Faktoren wie Pluralität eine Rolle spielen. Aus diachroner Sicht ist eine Affinität zwischen Indefinita und Gradadjektiven (Kellert eingereicht, Camus Bergareche & Pérez-Saldanya 2011) aufgezeigt worden.

Weiterhin stellt sich die Frage, welche morphosyntaktischen und semantisch/pragmatischen Faktoren eine Rolle bei der Kategorisierung von Indefinita nach Haspelmath (1997) spielen. Wie wichtig sind zum Beispiel Modalität, Tempus, Aspekt und Verbklassen (z.B. prädikative, agentive Verben, etc.) bei der Kategorisierung von Indefinita als +/- spezifisch? Wie stabil ist die Klassifikation von Indefinita? Sind einige Eigenschaften/Merkmale von Indefinita (pragmatisch) löschbar oder werden sie auf der Ebene der Grammatikalität kodiert?

Ziel dieser Sektion ist die systematische Bearbeitung der Distribution und kategorialen Eigenschaften von Indefinita in der Romania aus einer komparativen panchronischen Perspektive:
• Wie lässt sich die Distribution von romanischen Indefinita beschreiben?
• Wodurch werden die semantisch/pragmatischen Eigenschaften von Indefinita wie z.B. +/- spezifisch bedingt? Werden sie lexikalisch kodiert oder werden sie erst durch die Interaktion mit anderen Kategorien (z.B. Tempus und Modus) und/oder pragmatischen Kontext bedingt?
• Welche Affinitäten zu anderen Konstruktionsklassen lassen sich konstatieren?
• Wie lässt sich die historische Entwicklung von Indefinita modellieren und gibt es Unterschiede zwischen den romanischen Sprachen?

Abstracts können bis 31.12.2018 eingereicht werden (Kontakt: Olga Kellert, olga.kellert@phil.uni-goettingen.de) und dürfen inkl. Leerzeichen und bibliographischen Angaben bis zu 3.000 Zeichen umfassen. Vortragssprachen sind alle romanischen Sprachen und das Deutsche.
Die Beiträger werden gebeten, bereits im Abstract ihre Analysemethode zu beschreiben und ihre Ergebnisse auf forschungsrelevante Fragestellungen zu beziehen. Beiträge aller Frameworks sind willkommen.

Bibliographie
Camus Bergareche, Bruno & Manuel Pérez-Saldanya 2011. From Adjectives to Quantifiers. Evidence from Old and Modern Catalan. Catalan Journal of Linguistics (10). 221-245
Haspelmath, Martin. 1997. Indefinite pronouns. Oxford: Oxford University Press.
Kellert, Olga. Eingereicht. Modal Indefinites in Latin American Spanish. Proceedings of Formal Diachronic Semantics 2.

Beitrag von: Malte Rosemeyer

Redaktion: Robert Hesselbach