In memoriam
Dirk Hoeges (27.7.1943-30.1.2020)

Es endete so, wie es begonnen hatte: mit einem Abendessen. Im vergangenen Spätsommer, in Köln, unserer Heimatstadt. Beide drückten wir den Wunsch aus, uns bald wiederzusehen. Dazu kam es nicht mehr. Dirk Hoeges verstarb am 30. Januar 2020.

Dass wir, nach eher schwierigen Anfängen, gute Kollegen und schließlich Freunde wurden, war uns nicht in die Wiege gelegt. Hoeges kam von Schalk, ich von Bürger. Dazwischen lagen Welten, oder vielmehr, sie schienen dazwischen zu liegen. Denn Schalk war durch die Paradigmen der dreißiger und vierziger Jahre geprägt, Bürger durch die im Umkreis von 68. Wir stritten heftig und leidenschaftlich über alles Mögliche, wissenschaftliche Fragen, Hannoveraner Instituts- und Fakultätsangelegenheiten, fast ohne Ende. Bis er eines Tages vorschlug, gemeinsam zu Abend zu essen. Ich sagte zu und lernte einen ganz anderen Dirk Hoeges kennen als den mir bis dahin bekannten, oder besser den, den ich zu kennen glaubte. Von diesem Tag an begann unsere wechselseitige Wertschätzung und Sympathie. Menschlich und wissenschaftlich.

Hoeges war, wie ich, ein Scriptor. Er arbeitete in den späten achtziger Jahren und darüber hinaus über den Komplex „Intellektuelle und Engagement“, worüber er die höchst substantielle und nicht unbemerkt gebliebene Untersuchung „Kontroverse am Abgrund: Ernst Robert Curtius und Karl Mannheim“ (1994) veröffentlichte. Es folgte eine Reihe von gut geschriebenen und nicht minder durchdachten Essays in diesem Zusammenhang.

Seit der Mitte der neunziger Jahre wandte er sich dem Thema „Machiavelli“ zu, das ihn bis zuletzt beschäftigen sollte. Es entstand das in der Romanischen Philologie ebenso wie in der Geschichtswissenschaft beachtete Buch „Niccolò Machiavelli. Die Macht und der Schein“ (2000). Auch zu diesem Thema folgten Aufsätze, die das Tageslicht nicht zu scheuen hatten. Der letzte erschien wenige Tage vor seinem Tode: „Niccolò Machiavelli: Decennali II – Der Große Europäische Krieg II“ in der RZLG.

Last but not least: Dirk Hoeges war nicht nur ein Wissenschaftler von Format, sondern auch ein eindrucksvoller akademischer Lehrer. Er führte mit Entschiedenheit und Fürsorge. Die bleibende Bindung seiner Schüler/innen an ihn legt davon eindrucksvoll Zeugnis ab. Was den Verfasser dieser Zeilen betrifft, so verliert er einen Kollegen, einen Freund und einen anregenden Gesprächspartner. Unwiderruflich.

Hans Sanders (Hannover)