Au carrefour de langues et de cultures :
Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität im Französischunterricht

Globalisierung, Migration, Neue Medien und immer schnellere Transportmöglichkeiten sind nur einige der Gründe, die aktuelle Gesellschaften immer mehr durchmischen und sowohl gesellschaftliche als auch individuelle Mehrsprachigkeit schon seit geraumer Zeit zu europäischen Schlüsselmerkmalen werden lassen (vgl. Europäische Kommission 2006). Dies führt auch im sprachlich-kulturellen Bereich zu einer zunehmenden Heterogenität, bei der das Eigene und das Fremde zu hybriden und individuellen Konstrukten verschmelzen und Nationalgrenzen nur noch bedingt als bedeutsame Trennlinien wahrgenommen werden. Lernende im Französischunterricht leben somit selbst in einer mehrsprachig und mehrkulturell geprägten Umgebung und tragen diese Merkmale in sich. Entsprechend der Vorgaben des Gemeinsamen europäischen Referenzrahmens für Sprachen, „mehrsprachige und plurikulturelle Kompetenz“ auszubilden (Europarat 2001, 163), zielt der neokommunikative Fremdsprachenunterricht darauf ab, Lernende in ihrer diesbezüglichen Eigenheit anzunehmen und sie auf ein Agieren in einer sprachlich und kulturell vielfältigen Welt vorzubereiten, was bedeutet, „die Spracherfahrung eines Menschen in seinen kulturellen Kontexten“ zu erweitern (ibid., 17). Mit dem intercultural speaker als neuem Leitbild des Fremdsprachenunterrichts (vgl. Freitag-Hild 2017, 147) stehen dabei Begebenheiten sprachlich-kultureller Heterogenität und dadurch ausgelöste Entscheidungs- und Handlungsprozesse bei der sprachlich wie kulturell kompetenten Bewältigung von Begegnungssituationen im Zentrum der Aufmerksamkeit. Entsprechende Deskriptoren wurden im aktuellen Companion Volume with New Descriptors (Council of Europe 2018) mit Bezug auf den Referenzrahmen für Plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen (Candelier et al. 2012), der sich bisher kaum auf die Lehrplangestaltung ausgewirkt hat, ergänzt und präzisiert. Diese Anforderungen verdeutlichen, dass einzelsprachliche Ansätze, die auf „Vielsprachigkeit“ abheben, verstanden als parallele Beherrschung mehrerer Sprachen, (vgl. Allgäuer-Hackl/Jessner 2013, 111) zu kurz greifen, wenn es darum geht, sprachliche und kulturelle Kompetenzen synergetisch zu vernetzen (vgl. Meißner 2000; Rückl 2016). Unterrichtsmethodische Verfahren zu stärken, die lernerseitige Ressourcen valorisieren, zusammenführen und weiterentwickeln können, wird somit zu einem dringenden Desiderat eines zeitgemäßen Französischunterrichts. Im Kontext dieses breiten Themenfeldes widmen sich die Sektionsbeiträge den Fragekomplexen der Lehrkonzepte, der Lehrwerke und der Lehrer/innenbildung. Zudem werden unterrichtliche Grenzen und Potentiale mehrsprachigkeitsdidaktischer Ansätze im Bereich der Sprachproduktion ausgelotet.

Alle an der Sektion Interessierten melden sich bitte bis spätestens Dienstag, 22.09.2020, per E-Mail bei beiden Sektionsleiterinnen (Corinna.Koch@wwu.de; michaela.rueckl@sbg.ac.at), um in den Verteiler aufgenommen zu werden, über den am 23.09.2020 die Zugangsdaten verschickt werden.

Programm

Donnerstag, 24.09.2020, 14.00-17.15

14.00-14.15 Uhr
Corinna Koch (Universität Münster) & Michaela Rückl (Universität Salzburg): Sektionseinführung / Introduction à la section

Lehrkonzepte

14.15-14.45 Uhr
Clémentine Abel (Universität Freiburg): Potenziale und Grenzen bikultureller Schulprogramme: Zum Zusammenhang von (gemessenen und selbst eingeschätzten) Schreibkompetenzen mit der sprachlichen Identität im Rahmen des deutsch-französischen Schulsystems

14.45-15.15 Uhr
Radosław Kucharczyk (Universität Warschau): Repenser l’altérité en classe de français – vers la didactique relationnelle en classe de FLE pour le public polonophone

Sprachproduktion

15.15-15.45 Uhr
Christian Ollivier (Université de La Réunion): L’intercompréhension, d’une approche plurielle partielle à une compétence de communication pan-romane. Perspectives pour une didactique du plurilinguisme

15.45-16.15 Uhr Kaffeepause / Pause-café

16.15-16.45 Uhr
Christian Ollivier (Université de La Réunion) & Sylvie Wharton (Aix-Marseille Université): La dimension socioculturelle de la communication : limites épistémologiques et méthodologiques en didactique des langues. Pour une approche anthropologique et ethnographique de son évaluation.

16.45-17.15 Uhr
Mirjam Egli Cuenat (Pädagogische Hochschule – FHNW): Untersuchung von schriftlichen Raumbeschreibungen in drei Sprachen am Übergang zwischen Primarstufe und Sekundarstufe I: curriculare und didaktische Konsequenzen

Freitag, 25.09.2020, 9.00-12.45

Lehrer/innenbildung

9.00-9.30 Uhr
Marine Totozani (Université Jean Monnet de Saint-Etienne): Les approches plurielles en formation initiale des enseignants de FLS/S : Quelle reception ?

9.30-10.00 Uhr
Giuseppe Manno (Pädagogische Hochschule – FHNW): Überzeugungen (Beliefs) der Lehrpersonen über die Mehrsprachigkeitsdidaktik in der Schweizer Volksschule: eine Zwischenbilanz im Rahmen der Umsetzung der Fremdsprachenreform

10.00-10.30 Uhr
Svenja Haberland (Universität Münster): Förderung mehrsprachigkeitsdidaktischer Kompetenzen im Studium angehender Französischlehrkräfte – ein Konzeptvorschlag

10.30-11.00 Uhr Kaffeepause / Pause-café

11.00-11.30 Uhr
Christian Koch (Universität Siegen):
Herkunftssprachen im Französischunterricht achten, nutzen und fördern am Beispiel Vietnamesisch. Beiträge zu einer grundständigen Ausbildung von Französischlehrer*innen

11.30-12.00 Uhr
Laura-Joanna Schröter (Universität Göttingen): Vivre dans un immeuble plurilingue: Simulation Globale und Forschendes Lernen als Ansatz zur Förderung von Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität im Lehramtsstudium Französisch

Lehrwerke

12.00-12.30 Uhr
Steffi Morkötter (Universität Rostock) & Christiane Neveling (Universität Leipzig): Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität in aktuellen Englisch- und Französischlehrwerken  Analyse und Anregungen für eine sprachenübergreifende Kooperation

12.30-12.45 Uhr
Corinna Koch (Universität Münster) & Michaela Rückl (Universität Salzburg): Sektionsabschluss und Ausblick / Conclusion et perspectives

Literaturverzeichnis
Allgäuer-Hackl, Elisabeth/Jessner, Ulrike (2013): „Mehrsprachigkeitsunterricht aus mehrsprachiger Sicht. Zur Förderung des metalinguistischen Bewusstseins“, in: Vetter, Eva. (ed.), Professionalisierung für sprachliche Vielfalt. Perspektiven für eine neue Lehrerbildung, Baltmannsweiler, Schneider Hohengehren, 111–147.
Candelier, Michel et al. (2012): Ein Referenzrahmen für Plurale Ansätze zu Sprachen und Kulturen. Un Cadre de Référence pour les Approches Plurielles des Langues et des Cultures, Strasbourg, Europarat.
Council of Europe (2007): From Linguistic Diversity to Plurilingual Education: Guide for the Development of Language Education Policies in Europe. Main Version. https://rm.coe.int/CoERMPublicCommonSearchServices/DisplayDCTMContent?documentId=09000016802fc1c4 (21. Juli 2019).
Council of Europe (2018): Common European Framework of Reference for Languages: Learning, Teaching, Assessment. Companion Volume with New Descriptors, Strasbourg, Council of Europe Publishing.
Europäische Kommission (2006): Die Europäer und ihre Sprachen, Eurobarometer Umfrage. http://ec.europa.eu/commfrontoffice/publicopinion/archives/ebs/ebs_243_de.pdf (21. Juli 2019)
Europarat (2001): Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen für Sprachen: lernen, lehren, beurteilen, Berlin et al., Langenscheidt.
Freitag-Hild, Britta (2017): „Interkulturelle kommunikative Kompetenz“, in: Surkamp, Carola (ed.), Metzler Lexikon Fremdsprachendidaktik. Ansätze – Methoden – Grundbegriffe, Stuttgart, Metzler, 147–149.
Hufeisen, Britta (2011): „Gesamtsprachencurriculum: Überlegungen zu einem prototypischen Modell“, in: Baur, Rupprecht/Hufeisen, Britta (eds), „Vieles ist sehr ähnlich.“ – Individuelle und gesellschaftliche Mehrsprachigkeit als bildungspolitische Aufgabe, Baltmannsweiler, Schneider Hohengehren, 265–282.
Kramsch, Claire J./Zhang, Lihua (2018): The Multilingual Instructor, Oxford, UK, Oxford University Press.
Meißner, Franz-Joseph (2000): „Aufgabenfelder der Didaktik der romanischen Sprachen: Zwischen Französischunterricht und sprachenteiliger Gesellschaft. Fremdsprachen Lehren und Lernen“, in: Fremdsprachen Lehren und Lernen 29, 37–53.
Meißner, Franz-Joseph et al. (2011): „Interkomprehension und Kompetenzförderung mit Blick auf die Konstruktion von Lehrwerken“, in: Meißner, Franz-Joseph/Krämer, Ulrich (eds.), Spanischunterricht gestalten. Wege zu Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität, Seelze, Kallmeyer, 81–122.
Rückl, Michaela (ed.) (2016): Sprachen & Kulturen: vermitteln und vernetzen, München et al., Waxmann.

Beitrag von: Corinna Koch

Redaktion: Robert Hesselbach