Stadt: Leipzig

Frist: 2020-09-15

Beginn: 2021-09-15

Ende: 2021-09-19

URL: http://lusitanistenverband.de/

14. Deutscher Lusitanistentag an der Universität Leipzig (15. – 19. September 2021)

Zeitlichkeit(en):
Reminiszenzen, Wahrnehmungen, Projektionen

Der 14. Deutsche Lusitanistentag greift als Rahmenthema ein verändertes Zeitbewusstsein auf, das sich zum Beispiel im viel diskutierten Begriff einer „breiten Gegenwart“ (A. Assmann, H. U. Gumbrecht) artikuliert. Dabei seien sowohl der Historismus als auch der zukunftsgerichtete Sinn für Möglichkeiten in eine Krise geraten. Auch zeichne sich die „breite Gegenwart“ durch die Kopräsenz multipler Archive der Vergangenheit aus. Gerade mit Blick auf die lusophone Welt gehen wir von der Annahme simultaner und multipler Zeitlichkeiten und damit auch von Konstellationen der Ungleichzeitigkeit aus. Kulturelle, literarische und sprachliche Phänomene bieten einen privilegierten Zugang zu verschiedenen Manifestationen von Zeitlichkeit(en), die sich dem Schema linearer Entwicklungs- und Fortschrittsmodelle entziehen. Wie und warum ragt die Vergangenheit in die Gegenwart hinein? Inwiefern ist die Vergangenheit am Vergehen gehindert? Wie kehrt sie wieder? Wie wird sie für die Gegenwart nutzbar gemacht oder inszeniert? Vom Sebastianismo bis hin zu Traumata und Ruinen bieten sich hier zahlreiche Möglichkeiten.
Wie werden Phänomene der Dauer, der Wahrnehmung im Modus der „reinen“ Gegenwart beschrieben und repräsentiert? Und wie artikulieren sich Zukunftsprojektionen sowie Imaginationen und historisch orientierte Erkundungen des potentiell Möglichen gerade in einer Zeit, die sich offenbar ganz im Gegenwärtigen eingerichtet hat?
Zeitlichkeit ist jedoch keineswegs eine Programmatik, deren Anknüpfungspunkte sich im Bereich der Kultur- und Literaturwissenschaft erschöpfen. Auch in der Sprachwissenschaft ist Zeitlichkeit spätestens seit der systematischen Unterscheidung zwischen Synchronie und Diachronie omnipräsent. Die Sprachwissenschaft beschäftigt sich dabei aber nicht alleine mit der Frage nach Temporalität und Tempus – also der Zeitlichkeit von Sprache im engsten Sinne – sondern rückt diese auch in zahlreichen weiteren Teilbereichen zunehmend in den Mittelpunkt. Die enge Verknüpfung von Zeitlichkeit und Sprachwissenschaft wird dabei besonders in der Semantik und der Pragmatik evident, offenbart sich aber nicht minder wirkungsmächtig in klassischen und neueren Ansätzen der internen und externen Sprachgeschichte, der Varietätenlinguistik, der Soziolinguistik, der perzeptiven Linguistik oder der Spracherwerbs- und Sprachverlustforschung. Keinesfalls exhaustiv seien hier nur einige wenige konkrete Beispiele genannt: die für die Soziolinguistik der letzten Jahre so wichtig gewordene apparent time-Hypothese, die noch junge und gleichermaßen vielversprechende Forschungsrichtung „Sprache und Altern“, die facettenreiche Beschäftigung mit Sprachattrition und heritage-Sprechern, die Hypothese der „kritischen Phasen“ im Spracherwerb oder die chronologische Nachzeichnung sprachlicher Veränderungen auf Systemebene, die dank der immensen Fortschritte der digital humanities und der Korpuslinguistik heute um ein Vielfaches genauer ist als noch vor wenigen Jahrzehnten und mittlerweile zudem auch graphisch – bspw. mit motion charts – attraktiv visualisiert werden kann. Varietätenlinguistische Sektionsvorschläge, die sich z.B. mit der Emergenz endogener Standardvarietäten, soziolinguistischer Variation und Sprachkontakt in der lusophonen Welt befassen, sind folglich genauso willkommen wie solche, die die lusophone Diachronie in den Mittelpunkt rücken oder auf das Portugiesische angewandte Spracherwerbs- oder Sprachverlustthemen ins Zentrum stellen. Explizit ermuntert seien nicht zuletzt auch Sektionsvorschläge, die methodologische Neuerung, bspw. im Bereich der digitalen Datenaufbereitung und Datendarstellung, anstreben.
Die Didaktik des Portugiesischen wiederum arbeitet mit Projektionen der Sprache, die auf Wahrnehmung und Sprecherurteile zurückgehen. Dabei haben sich die Paradigmen der (Fremdsprachen-)Didaktik besonders im letzten Jahrzehnt stark gewandelt, mit einer starken Ausdifferenzierung, die auf unterschiedliche Bedürfnisse der Lernenden eingeht. So unterscheidet man zwischen L2- und verstärkt auch L3-Unterricht, Vermittlung der Sprache als Herkunftssprache sowie zwischen regulären Sprachkursen und jenen mit konkreten Zielen (z.B. Wirtschaftsportugiesisch), mit differenzierten inhaltlichen Strukturen und Herangehensweisen an die Vermittlung der Sprache. Gleichzeitig stehen aber auch die didaktischen Ansätze im Zeichen der Zeitlichkeit, sodass die klassische Grammatik- und Übersetzungsmethode von neokommunikativen kompetenzorientierten Ansätzen abgelöst wurde und der Fokus auf der kommunikativen Interaktion liegt. Reminiszenzen klassischer Ansätze findet man besonders in der Sprachvermittlung an Hochschulen, wo die Beherrschung grammatischer Strukturen zentral ist – das ist vor allem auch für eine metasprachliche Kompetenz von Bedeutung. Der Spagat zwischen einem realitätsnahen, anwendungs- und kommunikationsorientierten Unterricht einerseits und einem tiefgründigen Verständnis der Fremdsprache andererseits stellt eine zentrale Herausforderung der Fremdsprachendidaktik in ihrer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Vermittlung von Sprache dar.
Wahrnehmung und Perzeption von Sprache und Literatur wiederum konditionieren in wesentlichem Maße die Translation, die sowohl im Bereich der Übersetzung als auch des Dolmetschens stets von ihrer Zeit determiniert wird. Dadurch nehmen die Anforderungen an den professionellen Sprach- und Kulturtransfer stetig zu, da neben der gemein- und fachsprachlichen Kompetenz auch (inter-)kulturelle und historische Kenntnisse wichtig sind. Aber auch die fortschreitende Spezialisierung in der Fachkommunikation sowie durch gesellschaftliche Veränderungen hervorgerufene neue Kommunikationsbedürfnisse prägen das Übersetzen und Dolmetschen im Sprachenpaar Portugiesisch-Deutsch. Das Rahmenthema des 14. Deutschen Lusitanistentags soll somit auch Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Translationswissenschaft zur Reflexion und Diskussion anregen. Aber auch interdisziplinäre, philosophische, wirtschafts- oder geschichtswissenschaftliche Ansätze können das Thema mit Bezug auf die lusophone Welt aufgreifen.
Der DLV und die Universität Leipzig laden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus verschiedenen Fachbereichen ein, sich darüber auszutauschen, wie unterschiedliche Texte, Medien und sprachliche Phänomene der lusophonen Welten Zeitlichkeit repräsentieren, imaginieren und erfahrbar machen. Sektionsvorschläge von etablierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind ebenso willkommen wie Vorschläge von Nachwuchswissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und Fachexperten. Bitte schicken Sie Ihre Vorschläge bis zum 15.09.2020 an die Präsidentin des DLV, Frau Prof. Dr. Doris Wieser (dwieser.fluc@gmail.com). Geben Sie bei Ihrer Einreichung bitte bereits zwei potenzielle Gäste an, für deren Reisekosten Sie eine (Teil-)Finanzierung anstreben, unter Angabe einer Kurzvita (ca. 5-10 Zeilen) und einem möglichen Thema bzw. einer Begründung des thematischen Bezuges und der Relevanz für die von Ihnen vorgeschlagene Sektion.


14°Congresso Alemão de Lusitanistas na Universidade de Leipzig (15 a 19 de setembro de 2021)

Temporalidade(s):
Reminiscências, Perceções, projeções

O 14º Congresso Alemão de Lusitanistas toma como tema de enquadramento uma consciência do tempo modificada que se articula, por exemplo, com o muito discutido conceito de um “presente amplo” (H. U. Gumbrecht). Como resultado, tanto o historicismo como o sentido das possibilidades voltadas para o futuro entraram em crise.
O “presente amplo” também se caracteriza pela co-presença de múltiplos arquivos do passado. Especialmente no que diz respeito ao mundo lusófono, assumimos temporalidades simultâneas e múltiplas e, com isso, também constelações de não simultaneidade. Os fenómenos culturais, literários e linguísticos oferecem acesso privilegiado a várias manifestações de temporalidade(s) que escapam ao esquema dos modelos lineares de desenvolvimento e progresso. Como e porque é que o passado se projeta no presente? Em que medida é que o passado é impedido de passar? Como é que regressa? Como será utilizado ou encenado para o presente? Do Sebastianismo aos traumas e ruínas, há inúmeras possibilidades.
Como serão descritos e representados os fenómenos de duração, de perceção na forma do presente “puro”? E como se articulam projeções futuras, imaginações e explorações historicamente orientadas para o que é potencialmente possível, num tempo que aparentemente se estabeleceu no presente?
No entanto, a temporalidade não é, de forma alguma, um programa cujos pontos de contacto se esgotam no domínio dos estudos culturais e literários. Também na linguística, a temporalidade é omnipresente, no máximo desde a distinção sistemática entre sincronia e diacronia. No entanto, a linguística não se ocupa apenas com a questão da temporalidade e do tempo – ou seja, a temporalidade da linguagem no sentido mais estrito – mas está também cada vez mais centrada nestas questões em muitas outras áreas. A estreita ligação entre temporalidade e linguística é particularmente evidente na semântica e na pragmática, mas não é menos eficaz nas abordagens clássicas e mais recentes da História das línguas internas e externas, da Variação Linguística, da Sociolinguística, da Linguística percetiva ou da investigação sobre a aquisição e a perda linguística. De forma alguma exaustiva, são aqui mencionados apenas alguns exemplos concretos: a hipótese do tempo aparente a aparente hipótese temporal, que se tornou tão importante para a sociolinguística nos últimos anos, o ainda jovem e igualmente promissor campo de investigação “linguagem e envelhecimento”, a ocupação multifacetada com a atrição linguística e os falantes de língua de herança, a hipótese de “fases críticas” na aquisição da língua ou a subscrição cronológica das mudanças linguísticas a nível sistémico, que graças ao imenso progresso das humanidades digitais e do corpus linguístico é hoje em dia muitas vezes mais exata do que era há algumas décadas e pode agora ser visualizada também graficamente de forma atrativa – por exemplo, com gráficos de movimento.
As propostas da secção de variedades linguísticas que tratam, por exemplo, da emergência de variedades padrão endógenas, da variação sociolinguística e do contacto linguístico no mundo lusófono são, por isso, tão bem-vindas como as que se centram em questões como a diacronia lusófona, a aquisição ou perda linguística aplicadas ao português. Por último, mas não menos importante, são explicitamente incentivadas as propostas de secções que visem a inovação metodológica, por exemplo, no domínio da preparação e apresentação de dados digitais.
A didática do português, por sua vez, trabalha com projeções da língua baseadas na perceção e nos juízos dos oradores. Por conseguinte, os paradigmas da didática (das línguas estrangeiras) mudaram consideravelmente, sobretudo na última década, com uma forte diferenciação que responde às diferentes necessidades dos aprendentes. Assim, é feita uma distinção entre o ensino da L2 e, cada vez mais, da L3, ensinando a língua como língua de herança, tal como entre os cursos regulares de línguas e aqueles com objetivos concretos (por exemplo, o Português para negócios), com estruturas de conteúdo e abordagens diferenciadas para o ensino da língua.
Ao mesmo tempo, porém, as abordagens didáticas são marcadas pela temporalidade, pelo que o método clássico da gramática e da tradução foi substituído por abordagens neo-comunicativas orientadas para a competência, sendo o enfoque na interação comunicativa. As reminiscências das abordagens clássicas podem ser encontradas particularmente no ensino das línguas nas universidades, onde o domínio das estruturas gramaticais é central – isto é particularmente importante para a competência metalinguística. O ato de equilíbrio entre o ensino realista, orientado para a aplicação e comunicação, por um lado, e uma compreensão profunda da língua estrangeira, por outro, representa um desafio central da didática das línguas estrangeiras no seu exame científico do ensino das línguas. A perceção da língua e da literatura, por sua vez, condicionam consideravelmente a tradução, que é sempre determinada pelo seu tempo, tanto no domínio da tradução como no da interpretação. Desse modo, as exigências na área da transferência linguística e cultural em nível profissional aumentam constantemente, uma vez que os conhecimentos (inter-)culturais e históricos são importantes para além da competência em linguagem comum e especializada.
Mas, além disso, também a especialização progressiva na comunicação técnica e as novas necessidades de comunicação causadas pelas mudanças sociais caracterizam a tradução e a interpretação no par linguístico Português-Alemão. O âmbito temático do 14º Congresso Alemão de Lusitanistas destina-se, assim, também a incentivar a reflexão e o debate entre os especialistas da área dos estudos de tradução. No entanto, as abordagens interdisciplinares, filosóficas, económicas ou históricas podem também abordar o tema do congresso com referência ao mundo lusófono.
As línguas do Congresso são, como de costume, o português, o galego e o alemão. A DLV e a Universidade de Leipzig convidam cientistas de várias disciplinas a trocar ideias sobre como os diferentes textos, média e fenómenos linguísticos do mundo lusófono representam, imaginam e tornam a temporalidade tangível. As propostas de secções apresentadas por investigadores já estabelecidos são tão bem-vindas como as propostas de investigadores iniciantes e peritos. Por favor, envie as suas propostas à Presidente da DLV, a Prof. Dra. Doris Wieser (dwieser.fluc@gmail.com), até ao dia 15 de Setembro de 2020. Ao apresentar a sua candidatura, por favor, indique já dois potenciais convidados da Secção para cujas despesas de viagem procura financiamento (parcial), incluindo um breve CV (cerca de 5-10 linhas) e um possível tema ou uma justificação da referência temática e relevância para a Secção que propõe.