Stadt: Bremen und Hamburg

Frist: 2020-10-16

Beginn: 2021-03-09

Ende: 2021-03-12

Sommerschule: Interdisziplinäre Zugriffe auf kulturelle Transfer- und Transformationsdynamiken in spanischsprachigen Literaturen
09.03.2021-12.03.2021 im Hanse-Wissenschaftskolleg (Delmenhorst)

Der Begriff Transfer wird in der aktuellen gesellschaftswissenschaftlichen Forschung im Sinne einer Übertragung kultureller Elemente von einer Kultur in eine andere verwendet, wohingegen sich der Begriff der Transformation zunächst auf die rezipierende Gesellschaft bezieht, in der der Transfer eine Veränderung verursacht.
Die komplexen Beziehungsgeflechte der Gesellschaften des 21. Jahrhunderts sind von gewalttätiger Einflussnahme durch Versklavung, Krieg oder Vertreibung und vergangene und gegenwärtige Fluchtbewegungen sowie durch jahrhundertelange Migrationsströme, Globalisierung und Digitalisierung geprägt. Folglich sind theoretische Konzepte über unidirektionale Beeinflussungen einer Kultur oder auch Betrachtungen der Wechselbeziehungen zwischen zwei Kulturen obsolet. Vielmehr handelt es sich bei Transfer- und Transformationsdynamiken um polydirektionale, zeitlich und räumlich schwer zu verortende Prozesse.
Ausgehend von literaturwissenschaftlichen Sichtweisen auf unterschiedliche gesellschaftliche Transfer- und Transformationssysteme und deren literarisch-mediale Aneignungen strebt die geplante Sommerschule eine Ausweitung auf interdisziplinäre Perspektiven an, um so gesellschaftliche Phänomene des Wandels und der Übertragung transdisziplinär theoretisch und praktisch zu konzeptualisieren und Impulse für innovative literaturwissenschaftliche Studien zu setzen. Zusätzlich wollen wir zur Vernetzung von Nachwuchswissenschaftler*innen mit bereits etablierten Wissenschaftler*innen beitragen. Der fachwissenschaftliche Output soll in Form eines open-access-Bandes dokumentiert werden.

Mögliche thematische Anknüpfungspunkte können sein:
- Thematische Transferprozesse (Grenze, insbesondere Mexiko-USA), Frauenmorde (feminicidios), Narco-Literatur ( literatura narco), Gewaltdimensionen, wobei insbesondere auf gesellschaftliche, politische und rechtliche Kontexte rekurriert wird
- Die Funktion von literarischen und kulturellen Diskursen in Transfers und die Folgen dieser gesellschaftlichen und ökologischen Transformation (weltweite Verbreitung des ökokritischen Diskurses, Erzählstrategien und Funktionen der zeitgenössischen globalen literarischen Krisenaneignungen, identitäre Ausbildung von Selbst- und Fremdbildern, Erinnerungskulturen, Transfer von Gender- und Queer-Diskursen)
- Transferierende Dialogizität der Künste (Zusammenwirken von Lyrik und bildender Kunst, Tendenzen der literarischen Digitalisierung)
- Transferdynamiken von Konzepten und Wissen (Urbanität in literarischen Werken von der beginnenden Neuzeit bis ins 21. Jahrhundert; Transfer von Gattungen und Schreibweisen, beispielsweise die Verbreitung der spanischen novela picaresca in Europa und Hispanoamerika; Transfer von Epochenbegriffen und Epochenkonzepten, wie der Austausch über den spanischen Barock oder die spanische Aufklärung in Hispanoamerika)
- Übersetzung als Manifestation kultureller Transfers und Voraussetzung von Verständnis, Zirkulation und als Schlüsselbegriff der kulturwissenschaftlichen Theoriebildung
Die während der Sommerschule angestrebten intensiven Diskussionen bedürfen einer obligatorischen Lektüre vorgegebener Texte und setzen eine Verortung der eigenen Forschung in Bezug auf Transferdynamiken und Transformation (in Posterform) voraus. Von Änderungen des Datums oder einer digitalen Umsetzung aufgrund der Corona Pandemie wird zurzeit nicht ausgegangen, sie sind jedoch nicht ausgeschlossen.
Wir freuen uns sehr, dass uns neben fünf Professor*innen aus Deutschland auch Dr. Claudia Zapata und Dr. Lucía Stecher von der Universidad de Chile sowie der mexikanische Autor Juan Pablo Villalobos (Fiesta en la Madriguera, 2010) vier Tage lang mit ihrer Expertise zur Seite stehen. Die Sommerschule wird auf Spanisch umgesetzt.
Die Sommerschule wird finanziell von der Volkswagenstiftung gefördert, daher entstehen den Teilnehmenden keine Kosten für Unterbringung und Verpflegung. Zudem wird es eine Fahrtkostenpauschale geben. Die Finanzierung beinhaltet auch die Veröffentlichung. Etwa die Hälfte der Teilnehmenden wird einen Beitrag im geplanten open-access-Band veröffentlichen können.
Bewerbungen für die Sommerschule können bis zum 16. Oktober 2020 an Rebecca Kaewert (rebecca.kaewert@uni-bremen.de) und Anna-Lena Glesinski (anna-lena.glesinski@uni-hamburg.de) gerichtet werden. Dabei handelt es sich um Abstracts von maximal 300 Wörtern in spanischer Sprache. In den Abstracts soll zum einen das eigene Forschungsprojekt kurz beschrieben werden, zum anderen bitten wir um eine thematische Verbindung der jeweiligen Forschung zum Oberthema der Sommerschule. Dabei können folgende Fragen als mögliche Anregungen dienen:
- Welchen Aspekt von Transfer- und Transformationsdynamiken fokussiert das Forschungsvorhaben?
- Zu welchen thematischen Oberthemen passt das jeweilige Projekt? (Neben der Einordnung in die vorgeschlagenen Anknüpfungspunkte können auch neue Oberthemen formuliert werden) ,
- Wie könnte eine interdisziplinäre Diskussion des jeweiligen Themas umgesetzt werden?
Verantwortliche
Prof. Dr. Inke Gunia, Universität Hamburg
Prof. Dr. Sabine Schlickers, Universität Bremen
Anna-Lena Glesinski, Universität Hamburg
Rebecca Kaewert, Universität Bremen

Beitrag von: Rebecca Kaewert

Redaktion: Robert Hesselbach