Stadt: Köln/Bamberg (online)

Frist: 2021-03-31

Beginn: 2021-09-23

Ende: 2021-09-25

Universität zu Köln/ Universität Bamberg (Virtuell) 23.-25. September 2021
Organisation: Judith Rauscher (K), Mareike Spychala (B), Sara Tewelde-Negassi (K), Lorena Bickert (B)

“Science fiction is not predictive; it is descriptive”
– Ursula K. Le Guin

Seitdem Ursula Le Guin 1976 eine Einleitung zu ihrem SF Klassiker The Left Hand of Darkness (1969) veröffentlichte, ist ihre Betonung der beschreibenden, nicht extrapolierenden oder gar prophetischen Natur spekulativer Literatur ein geflügeltes Wort geworden. Spekulative Literatur, so Le Guin, beschreibt damit nicht, was sein wird. Sie beschreibt auch nicht, was ist. Sie stellt vielmehr ein Gedankenexperiment dar („a thought experiement“), das nicht allein die Frage aufwirft, wer wir sind— ob als Individuum, als Gemeinschaft, oder als Menschheit im Allgemeinen—sondern vor allem, wer wir sein könnten, wer wir sein wollen, und auf welche Weise unser Handeln und unsere tagtäglichen Entscheidungen darauf Einfluss nehmen können. Mit diesen Fragen beschäftigen sich auch die Philosophie und im Speziellen die Ethik als eine ihrer Unterdisziplinen. Im Forschungsfeld der
„Literatur und Ethik“ verschränkt sich die Ethik mit der Literaturwissenschaft und widmet sich dabei, so Michael Eskin, insbesondere der Bedeutung von Literatur und der in ihr enthaltenen Narrative für das „moralische Potential“ („the moral potential“ 560) des Menschen in der Gesellschaft. Für die 12. Jahrestagung der Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF) sind wir an Beiträgen interessiert, die untersuchen, wie spekulative Literatur und andere spekulative Medien persönliche, soziale, und politische Ethik hinterfragen, die Existenz universeller moralischer Maßstäbe hinterfragen und hierbei die spezifischen Kontexte und erschwerenden Bedingungen beleuchten, in bzw. unter denen Individuen und Gemeinschaften handeln und Entscheidungen treffen.

Ob in klassischer spekulativer Literatur wie H.G. Wells The War of the Worlds (1897), Charlotte Perkins Gilmans Herland (1915), J. R. R. Tolkiens The Lord of the Rings (1954), oder Michael Endes Die Unendliche Geschichte (1979), in Star Trek Folgen wie „The Measure of a Man“ (TNG_, 1989) und
„Death Wish“ (_VOY
, 1996) oder in Filmen wie Guillermo del Toros El laberinto del fauno (2006) und Jennifer Phang’s Advantageous (2015), in Comics wie Enki Bilals Le sommeil du monstre (1998), Videospielen wie The Last of Us (2013) oder in zeitgenössischen Romanen wie Cornelia Funkes Tintenherz (2003), Annalee Newitzs Autonomous (2018) oder N. K. Jemisins The City We Became (2020), überall spielen Fragen der Ethik eine zentrale Rolle. Das Gleiche gilt für zahllose andere Erzählungen, die der Fantastik zuzuordnen sind.

Wir laden Beiträge zu allen Formen und Genres der Fantastik und deren Auseinandersetzung mit Fragen der Ethik ein, egal ob sie sich mit Literatur, Comics, Film, Fernsehen, Musik, Videospielen, oder Live-Rollenspiel beschäftigen. Im open track kann jedes Paper zur Fantastik eingereicht werden. Wir begrüßen aber besonders Themen wie:

  • ethische Fragestellungen und Gedankenexperimente in Werken der Fantastik
  • Gender, Race, Class, Sexualität bzw. Ökologie und Ethik in der Fantastik, auch aus transnationaler Perspektive
  • Ethik und Emotion bzw. Moral und Affekt in der Fantastik
  • posthumanistische, queere, rassismuskritische bzw. dekoloniale Interventionen und Fragen der Ethik in spekulativer Literatur und spekulativen Medien
  • Repräsentationen von alternativen familiären, gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen und politische Ordnungen und Fragen der Ethik in der Fantastik
  • Darstellungen von Gewalt, Krieg, Krankheit, Sterben, bzw. Tod und Ethik in der Fantastik
  • Verhandlungen der ethischen Dimensionen von Technologisierung und wissenschaftlichem Fortschritt in spekulativer Literatur und spekulativen Medien
  • Debatten um die ethischen Dimensionen der Produktion, des Vertriebs und des Konsums von spekulativer Literatur und spekulativen Medien

Bitte schicken Sie Ihr Exposé (300 Wörter auf Deutsch oder Englisch) sowie eine Kurzbiographie (150 Wörter) bis zum 31. März 2021 an Jun.-Prof. Dr. Judith Rauscher (Universität zu Köln) und Mareike Spychala, M.A. (Universität Bamberg) unter folgender Adresse: gff-2021@uni-koeln.de.

Beitrag von: Mareike Spychala

Redaktion: Robert Hesselbach