Für das geplante HeLix-Themendossier wird der Romananfang u.a. als ,ästhetisch verdichtete Textzone‘ (Scholler 2014: 107) verstanden, deren Grundfunktion darin besteht, Leserinnen und Leser zum (Weiter-)Lesen zu ,verführen‘. Dabei ist der Erzählanfang als Ausschnitt aus einem Ganzen mehr als ,nur ein Anfang‘. In ihm werden vielmehr die ästhetischen Qualitäten literarischer Ganztexte in nuce greif- und analysierbar (Alt 2020: 15). Für den fremdsprachlichen Literaturunterricht liegt es auf der Hand, dass sich Romananfänge, die aufgrund ihrer Kürze fremdsprachendidaktisch zunächst einmal ,leichter handhabbar‘ (Hescher 2009: 103) erscheinen als umfangreichere Texte, in besonderer Weise für schulische Vermittlungszusammenhänge anbieten. In diesem Zusammenhang erstaunt es, dass hierzu bisher kaum literaturdidaktische Forschungsarbeiten vorliegen. Denn durch die Kürze, aber auch beispielsweise durch den Spannungsaufbau, der als eine zentrale Funktion des Romaneingangs genannt werden kann, ergeben sich vielfältige didaktisch-methodische Möglichkeiten des Umgangs mit den Textausschnitten. Sowohl die intensive Auseinandersetzung mit dem Anfang bzw. mit mehreren Romananfängen als auch der nachfolgende unterrichtliche Umgang mit dem offenen Raum, in den der Romananfang eintreten lässt, bergen vielfältige Möglichkeiten für das fremdsprachliche Klassenzimmer.
Für das Themendossier, das den Sprachen der Gesamtromania offensteht, sind Sie eingeladen, einen literaturdidaktischen Beitrag einzureichen. Als mögliche Themen und Zielsetzungen für die Beiträge können exemplarisch und natürlich nicht erschöpfend genannt werden:

  • didaktisch-methodisch ausgerichtete Auseinandersetzungen mit einzelnen Romanfängen,
  • kontrastive Ansätze zur Arbeit mit mehreren Romananfängen im romanistischen Fremdsprachenunterricht,
  • literaturdidaktische Verfahren und Prinzipien im Umgang mit Romananfängen (z.B. Aufgabenorientierung, kreativ-handlungsorientierte/performative Verfahren usw.),
  • kontrastive unterrichtliche Arbeit mit Film- und Romananfängen,
  • Ansätze zur literaturwissenschaftlichen (u.a. narratologischen/gattungstypologischen) Durchdringung von Romananfängen vor dem Hintergrund fremdsprachendidaktischer Fragestellungen.

Erscheinungsort: HeLix – Dossiers zur romanischen Literaturwissenschaft (vgl. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/index.php/helix)

Frist zur Einreichung eines Abstracts (max. Länge exkl. Literaturangaben: 250 Wörter): 30. Juni 2022

Sprache: Die Artikel können in einer der romanischen Sprachen, auf Deutsch oder Englisch verfasst sein.

Kontakt: benjamin.inal@uni-paderborn.de

Zitierte Literatur:

Alt, Peter-André (2020). ,Jemand musste Josef K. verleumdet haben…‘ Erste Sätze der Weltliteratur und was sie uns verraten. München: C.H. Beck.
Hescher, Achim (2009). „A Typology for Teaching Novel Incipits.“ In: AAA – Arbeiten aus Anglistik und Amerikanistik, 34 (1), S. 103–124.
Scholler, Dietrich (2014). „Inizi difficili – Das Incipit als Problemzone im italienischen Roman der Moderne.“ In: Erschwerte Lektüren. Der literarische Text im 20. Jahrhundert als Herausforderung für den Leser. Hg. v. Helke Kuhn u. Beatrice Nickel. Frankfurt a.M.: Peter Lang, S. 107–119.

Beitrag von: Benjamin Inal

Redaktion: Redaktion romanistik.de