Das Saarland “kürzt” Italien. Man will mehr Europa, streicht aber Italienisch aus dem Studienangebot.

Im äußersten Westen Deutschlands, aber im Herzen Europas, will die Universität des Saarlandes ihre geographische Lage zu einer wissenschaftlichen Berufung machen. Die von der Großen Koalition vorgelegten Umstrukturierungspläne fordern die Universität auf, die europäische Ausrichtung zu fördern und die Internationalisierung des Studienangebots zu verstärken. Das Ergebnis ist die geplante Streichung aller Lehrstühle für Italianistik.
Dieses Vorhaben steht in krassem Widerspruch zu den Leitlinien, die der Universität ermöglichen sollten, ein innovatives Profil zu entwickeln, das zukunftsorientiert und attraktiv für begabte NachwuchswissenschaftlerInnen ist. Denn die Kürzungen treffen ausgerechnet eine Italianistik-Abteilung, die weltweit renommiert ist.
Hier wird schon seit 1979 an einem monumentalen Werk gearbeitet, dem Etymologischen Lexikon der italienischen Sprache (LEI), dem größten italienischen etymologischen Wörterbuch aller Zeiten, finanziert von der Akademie der Wissenschaften in Mainz. Hier arbeiten und forschen drei Mitglieder der „Accademia Nazionale dei Lincei“ in Rom (der ältesten wissenschaftlichen Akademie Europas) und ausländische Mitglieder der „Accademia della Crusca“ (Akademie der italienischen Sprache).
In die Italianistik-Abteilung der Universität Saarbrücken kommen seit Jahren Wissenschaftler aus allen italienischen Universitäten, bekannte Namen der italienischen Linguistik oder junge Forscher, die sich weiterbilden bei der Arbeit am Etymologischen Lexikon LEI. Die Italianistik-Projekte der saarländischen Universität (neben dem LEI sind u.a. nennenswert: Deonomasticon Italicum und Dictionnaire Étymologique Roman) werden in enger Zusammenarbeit mit italienischen Kollegen ausgearbeitet. Ein umfassendes didaktisches Angebot bereichert das Profil eines Instituts, das man zweifellos als ein Exzellenzzentrum der deutschen Italianistik bezeichnen kann.
Das Saarland kürzt drastisch im Bereich Forschung und Lehre und fordert von der Universität eine 20-prozentige Reduzierung. Die Universität folgt diesem Diktat, indem sie die ersten freiwerdenden Lehrstühle streicht: unter anderem eben die der Italianistik. So verschwindet aus rein biografischen Gründen ein exzellentes Fach, das der Universität des Saarlandes übrigens Drittmittel in Höhe von mehreren Millionen Euro eingebracht hat. So verschwindet eine Hochburg der internationalen Italianistik, die auch vom italienischen Staat durch ein Stiftungslektorat finanziell unterstützt wurde. So verschwinden alle italienischen Studiengänge eines Bundeslands (Bachelor und Master, Lehramt, Vergleichende Sprach- und Literatuwissenschaft sowie Translation) und so verschwindet in der Folge auch der Italienischunterricht in den Schulen. Und das alles in einem Land, in dem 18.000 Italiener leben, die hier die größte Ausländergruppe darstellen.
Die angekündigte Maßnahme trifft aber auch ganz massiv das Saarland selbst. Nach den Berechnungen der Handelskammer des Bundeslands für 2013 steht Italien an 5. Stelle im Volumen der Importe und Exporte mit einem Umsatz von ca. 1 Milliarde-300 Millionen.
Indessen proklamiert die Universität des Saarlandes weiterhin das Ziel einer Stärkung des europäischen Profils.

Alle WissenschaftlerInnen, Institutionen und Interessenten, die diese Entscheidung nicht einfach so hinnehmen wollen, können auf einfache Weise dazu beitragen, den Druck auf die Entscheidungsträger wachsen zu lassen:
• Schicken Sie Ihre Unterstützung an die KollegenInnen der Universität des > Saarlandes (Mail an: t.bisanti@mx.uni-saarland.de), wie zahlreiche renommierte WissenschaftlerInnen bereits getan haben (http://adi-germania.org/it/saarbr-cken-reazioni-alla-minacciata-chiusura-dell#firme)

• Verbreiten Sie diese Pressemeldung unter Ihre Kontakte und über Ihre sozialen Netzwerke (bei öffentlichen Beiträgen verwenden Sie bitte die Hashtags #SaarKurztItalien bzw. #SaarTagliaItalia);

• Mobilisieren Sie ProfessorenInnen, PolitikerInnen, JournalistenInnen… kurz: alle, die eine konkrete Möglichkeit haben, diese sinnlose, für die Italianistik tödliche und für die Romanistik insgesamt extrem gefährliche Entscheidung rückgängig zu machen;

• Bleiben Sie informiert: http://adi-germania.org/it/chiusura-dellitalianistica-saarbr-cken-i-fatti

Beitrag von: Laura Sergo

Redaktion: Lars Schneider