Im Jahr 2023 jährte sich zum 100. Mal der Geburtstag des Begriffshistorikers und Theoretikers der historischen Zeit, Reinhart Koselleck (1923-2006). Aus diesem Anlass wurden verschiedene Tagungen organisiert, unter anderem im Zentrum für Theorien in der historischen Forschung der Universität Bielefeld, an deren Gründung Koselleck in den späten 1960er und frühen 1970er Jahren massgeblich beteiligt war. Weitere Veranstaltungen fanden im Deutschen Literaturarchiv in Marbach, das den umfangreichen Nachlass des Bielefelder Historikers beherbergt. Am Leibniz-Zentrum für Literatur- und Kulturforschung in Berlin bereitet wiederum eine interdisziplinäre Forschungsgruppe zurzeit das Lexikon Das 20. Jahrhundert in Grundbegriffen vor. Verschiedene Bücher (u.a. Koselleck, Hoffmann, Jureit) und Aufsätze (u.a. Gumbrecht, Geyer, Kellerer) des vergangenen Jahres bezeugen die herausragende Stellung und Aktualität Kosellecks in der Wissenschaft und der breiten Öffentlichkeit.
Die jüngsten Forschungen zu und im Anschluss an Reinhart Koselleck widmen sich einerseits den grossen wissenschaftlichen Anliegen des Historikers: Geschichtliche Grundbegriffe – Historik oder “Theorie geschichtlicher Zeitschichten” und “Theorie geschichtlicher Zeiten” – Kritische Lektüre der «Moderne» und des «Politischen» – Politischer Ikonologie und geschichtspolitische Interventionen. Andererseits sind in jüngerer Zeit Studien zu den komplexen intellektuellen Ursprüngen von Kosellecks Werk entstanden, etwa die Rezeption von Historikern und Philosophen der Zeit des Nationalsozialismus und der frühen deutschen Kulturwissenschaft sowie umgekehrt Kosellecks Einfluss auf die New Cultural History.
Nicht zuletzt stellt sich heute die Frage nach den Gründen für die breite internationale und interdisziplinäre Rezeption von Kosellecks Begriffsgeschichte wie auch nach den Möglichkeiten einer Weiterführung seines Ansatzes in der globalen Gegenwart. Vor diesem Hintergrund präsentieren in dieser Ringvorlesung verschiedene Expert:innen aus dem In- und Ausland ihre Forschungen zur Bedeutung des Werks von Reinhart Koselleck in den Geschichts- und Kulturwissenschaften.
Folgende Redner:innen werden an der Tagung teilnehmen: Proff. Falko Schmieder (ZfL, Berlin), Marcel Lepper (Neue deutsche Literaturwissenschaft, Univ. Leipzig), Joachim Eibach (Geschichte, Univ. Bern), Ernst Müller (ZfL, Berlin), Florian Zemmin (Islamwissenschaft, Freie Univ. Berlin), Elize Mazadiego (Kunstgeschichte, Univ. Bern), Adriana Markantonatos (Kunts- und Filmwissenschaft, Friedrich-Schiller-Universität Jena), Barbara Picht (ZfL, Berlin), Stefan Rebenich (Geschichte, Univ. Bern), Carsten Dutt (Philosophie, Technische Universität Darmstadt), Christian Büschges (Geschichte, Univ. Bern), Bénédicte Vauthier (Hispanistik, Univ. Bern).

Beitrag von: Benedicte Vauthier

Redaktion: Robert Hesselbach