Protestschreiben von romanistik.de zu den geplanten Stellenkürzungen im Bereich der Italianistik an der Humboldt-Universität zu Berlin

Das Team von romanistik.de wendet sich entschieden gegen die beabsichtigte Schließung der Italianistik am Institut für Romanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Hierfür seien im Wesentlichen zwei Gründe aufgeführt:
Zum einen zeigen die auf unsere Plattform eingestellten Daten nicht das Bild einer unterrepräsentierten Sparte. Die Italianistik an der Humboldt Universität ist im Vergleich nicht unterdurchschnittlich rege oder in geringerer Zahl vertreten als dies andernorts der Fall ist. Darüber hinaus zeigen die Zugriffszahlen auf unsere Plattform ein sehr reges Interesse an der deutschsprachigen Romanistik aus Italien: unsere Plattform wird im Schnitt über 1.000 Mal pro Monat von Kolleg:innen aus Italien besucht, die sich über die Aktivitäten der Institute im deutschsprachigen Raum informieren. Damit ist Italien (nach Deutschland) das Land, aus dem die zweitmeisten Seitenbesuche kommen. Dies unterstreicht nochmals die engen wissenschaftlichen Verbindungen der beiden Länder. Die Italianistik an der Humboldt-Universität zu Berlin stellt dabei einen unverzichtbaren Pfeiler dar.
Zum anderen scheint es uns gerade im Rahmen einer Situation, in der Europa seinen Zusammenhalt unter Beweis stellen muss, als politisch nahezu fahrlässig, ein Institut abzuschaffen, das junge Menschen zu interkulturellem Agieren erzieht und den Austausch und Kontakt mit Italien ermöglicht und pflegt. Wenn Rechtspopulist:innen wie auch jene in Italien die eigene Gesellschaft spalten wollen, sind Außenbeziehungen umso nötiger und sie stellen ein Gegengewicht dar, das zum Erhalt der Demokratie im Staatenbund Europa beiträgt. Angesichts der Tendenz der Ergebnisse der diesjährigen Europawahl scheint es uns unerlässlich, dass eine Einrichtung, die den Weg des Austauschs und Dialogs für Wähler:innen in beiden Ländern bereitet, nicht aufgegeben wird.
Denn das trüge zur Isolation der Kulturen bei, förderte die Destabilisierungsversuche einer Partei wie der Fratelli dʼItalia und setzte mit der Schließung der Italianistik in unserer multikulturellen Hauptstadt außenpolitisch ein Signal, das nicht nur dem europäischen Gedanken zuwiderläuft, sondern auch Humboldts Verständnis von Sprache als wichtigem Instrument für wissenschaftliches Arbeiten und den Erkenntnisgewinn. Der interdisziplinäre Austausch mit Fächern wie der Kunstgeschichte, der Musik und Architektur, der Geschichtswissenschaft oder unter anderem den Sozialwissenschaften wäre auch im universitären Kontext sehr stark eingeschränkt.
romanistik.de unterstützt aus den genannten Gründen die Kolleg:innen der Sprach- und literaturwissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität uneingeschränkt und mit Nachdruck und plädiert für den Erhalt der dortigen Italianistik.

Für den Vorstand von romanistik.de e.V.
Dr. Robert Hesselbach
(1. Vorsitzender)