Tagung "Das Werk Montaignes im deutschsprachigen Raum" / Colloque "L'œuvre de Montaigne dans les espaces germanophones"
Stadt: Münster
Beginn: 2024-11-21
Ende: 2024-11-22
Die von Prof. Dr. Karin Westerwelle (Münster) und Prof. Dr. Elsa Kammerer (Paris) organisierte internationale Tagung “Das Werk Montaignes im deutschsprachigen Raum. Zur Rezeption der Essais, der Theologia naturalis und der Voyage en Italie, 16.-21. Jahrhundert” findet am 21. und 22. November 2024 im Exzellenzcluster “Religion und Politik” der Universität Münster statt.
Im Unterschied zu anderen europäischen Ländern wurde die Rezeption Montaignes in Deutschland und im deutschsprachigen Raum bislang wenig erforscht. Unsere Kenntnisse über die frühe Aneignung des Werks, die unabhängig von deutschsprachigen Übersetzungen der Essais seit dem späten 16. Jahrhundert auch in lateinisch verfassten Texten erfolgte, sind sehr lückenhaft. Durch die maßgeblichen Übersetzungen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die Versuche (1753–1754) von Johann Daniel Tietz und die Gedanken und Meinungen über allerley Gegenstände (1793–1795) von Johann Joachim Christoph Bode, gewann Montaigne eine neue Leserschaft in Deutschland. In das 18. Jahrhundert fiel auch die Entdeckung von Montaignes Tagebuch einer Reise, die den Schriftsteller 1580 bis 1581 über Deutschland bis nach Italien führte. Mit Neugier nahm man die Beschreibungen von bereisten Bäderorten und mit Erstaunen die Beobachtung intimer Körperdetails in Frankreich und in Deutschland zur Kenntnis. Im 19. Jahrhundert begeisterte sich u.a. Friedrich Nietzsche für die Essais, parallel dazu setzte eine starke pädagogische Rezeption von Montaignes Erziehungsessay ein. Neue Übersetzungen im 20. Jahrhundert bis in die Jetztzeit belegen ein großes Interesse für den Edelmann aus der Gascogne. Dabei liegt ein Schwerpunkt der Rezeption vor allem auf Fragen, die sich mit der Definition der Gattungsform des Essays beschäftigen. Zudem gewinnen einzelne Themen, die Montaigne in Zeiten der Religionskriege in toleranter Manier innovativ behandelt, an Bedeutung. Dazu zählen die Freiheit der Rede, das Fremde, Skeptizismus, Formen der Andacht und der heiteren Lebensführung.
Die Rezeptionsgeschichte der Essais in der deutschsprachigen Ideen- und Kulturgeschichte grundlegend zu erschließen, verspricht gewinnbringende Erkenntnisse zu Deutungshorizonten eines Werks, das in seiner Dialogizität und toleranten Offenheit in der ersten Rezeptionsphase oftmals kritisiert wurde, aber in vielen europäischen Ländern neue gesellschaftspolitische Akzente gesetzt hat.
Programm:
Donnerstag, 21. November 2024
09:00
Begrüßung und Einleitung
Karin Westerwelle (Münster) und Elsa Kammerer (Paris)
09:30–10:30
„Ein so schönes Buch hat er geschriben in Frantzösischer Sprach…“. Zirkulation und Rezeption der Essais im Heiligen Römischen Reich bis ca. 1700
Martin Lange (Münster)
10:30–11:30
Entre éloge et blâme : le discours portant sur Montaigne et les Essais dans la culture allemande à l’époque baroque (1613-1689)
Jean Balsamo (Reims)
11:30–12:00
Kaffeepause
12:00–13:00
Extraits d’Essais. Le Sommaire des Essais par Christoph Kormart (1689)
Wolfgang Adam (Osnabrück)
Mittagspause
14:00–15:00 Sapiens Galliae: Montaigne dans l’œuvre pédagogique de Thomas Lansius au Collegium Illustre de Tübingen
Elisabeth Rothmund (Paris)
15:00–16:00
Montaignes Postkarte. Zur imagologischen Rezeption des Freien Geistes seit Goethe
Christian Schärf (Hildesheim)
17:00–18:00
Führung durch die Ausstellung „Körper. Kult. Religion.“ des Exzellenzclusters “Religion und Politik”
19:30
Gemeinsames Abendessen
Freitag, 22. November 2024
09:00–10:00
Montaigne in der deutschen Philosophie und Geistesgeschichte zwischen 1900 und 1940
Olav Krämer (Osnabrück)
10:00–11:00
Im Turm. Montaigne bei Stefan Zweig, Thomas Bernhard und Nils Minkmar
Martina Wagner-Egelhaaf (Münster)
11:00–11:30
Kaffeepause
11:30–12:30
Vom Atheismus zum Skeptizismus. Montaigne und die Theologie in Deutschland. Eine Spurensuche
Anselm Schubert (Erlangen-Nürnberg)
Mittagspause
13:30–14:30
Prolégomènes à un dossier énigmatique : les Essais en latin
John O‘Brien (Durham)
14:30–15:00
Schlusswort
Hinweis: Der Vortrag von John O’Brien (Durham) wird bei Zoom übertragen. Um den Link zu erhalten, wenden Sie sich bitte an frieda.schulzedephoff@uni-muenster.de
Kontakt:
Prof. Dr. Karin Westerwelle
karin.westerwelle@uni-muenster.de
Prof. Dr. Elsa Kammerer
elsa.kammerer@univ-paris8.fr
Ort der Veranstaltung:
Universität Münster
Hörsaalgebäude des Exzellenzclusters “Religion und Politik”
Johannisstr. 4, Raum JO 101 (1. Etage)
48143 Münster
Beitrag von: Frieda Schulze Dephoff
Redaktion: Robert Hesselbach