Stadt: Berlin

Frist: 2026-02-28

Beginn: 2026-09-22

Ende: 2026-09-23

URL: https://matthias-kramer-gesellschaft.de

Die Tagung möchte den Fokus auf Fremdsprachenunterricht und Lehrkräftebildung im sich seit der Frühen Neuzeit abzeichnenden öffentlichen, später auch staatlichen Schulwesen lenken. Seit der Frühen Neuzeit finden sich etwa in den städtischen Latein-, Bürger- und Handelsschulen Vorläufer heutiger öffentlicher Schulen, die weiteren Kreisen zugänglich waren, bis hin zu einer sich seit dem 18. Jahrhundert in regional unterschiedlichen Ausprägungen entwickelnden Unterrichts- und später Schulpflicht. In diesem Kontext spielten Fremdsprachen – Alte Sprachen und „Volkssprachen“ wie etwa die romanischen Sprachen Italienisch, Französisch und Spanisch – immer eine gewisse, später eine essentielle Rolle. Entscheidende Einschnitte in der Geschichte des Fremdsprachenunterrichts stellen die Einrichtung staatlicher Schulen, die Einführung des Abiturs und der Staatsexamina in der Lehrkräftebildung seit der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert dar. Erstmals werden auch für die neueren Sprachen (insbesondere Französisch) Anforderungen in der Abiturprüfung formuliert, in Schuljahrbüchern werden Curricula und ihre Ausgestaltung dokumentiert und in den Lehramtsprüfungsordnungen konkrete Anforderungen an Lehramtsanwärter formuliert, die sich in den Angeboten der Universitäten spiegeln. Allmählich zeichnet sich auch eine Professionalisierung der zweiten Phase der Lehrkräftebildung ab, die über die Vorformen Probe- und Seminarjahr schließlich zu Beginn des 20. Jahrhunderts in die heute bekannte Form des Referendariats überführt wird. Eine Pluralisierung des schulischen Fremdsprachenangebots findet spätestens seit der Oberstufenreform der frühen 1970er Jahre beispielsweise in (West-) Deutschland durch zunehmende Angebote – in Unterricht und Lehrkräftebildung – gerade auch in den romanischen Sprachen (bes. Italienisch, Spanisch, Portugiesisch) statt, Entwicklungen, die ihren Reflex – teilweise auch in anderer Schwerpunktsetzung – auch in anderen europäischen Ländern findet (z.B. Portugiesisch in Frankreich). Einen Sonderfall, der nach wie vor zahlreiche Forschungsdesiderata aufweist, stellt wiederum die Entwicklung in der DDR dar, auch mit Blick auf die Lehrkräftebildung.

Die Tagung lädt dazu ein, sicherlich gerade auch in Einzelfallstudien, ausgewählte dieser Entwicklungen beispielsweise an einzelnen Standorten näher zu untersuchen, wie etwa:

- Entwicklungen der fachlichen Verfasstheit der (fremd-) sprachlichen Unterrichtsfächer über die Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte, insbesondere auch in ihrer historischen Dimension bisher weniger beforschter Sprachen wie etwa Italienisch oder Spanisch,
- Entwicklung der Professionalisierung der philologischen Lehrpersonen an öffentlichen Schulen,
- Relationen zwischen Unterrichtsentwicklung und Lehrkräftebildung in den sprachlichen Fächern an öffentlichen Schulen in Theorie und Praxis,
- Dokumentation von Unterricht in alten und neuen Fremdsprachen an einem einzelnen Schulstandort / an einzelnen Schulen seit der Frühen Neuzeit, später etwa anhand von Schuljahrbüchern,
- Einsatz von Lehrwerken im Unterricht einzelner (alter oder neuer) Fremdsprachen anhand der vorliegenden Dokumentation (z.B. Schuljahrbücher) in einem bestimmten Zeitraum,
- Lesestoffe im Unterricht einzelner (alter oder neuer) Fremdsprachen anhand der vorliegenden Dokumentation (z.B. Schuljahrbücher) in einem bestimmten Zeitraum,
- Biographien und Einsatz einzelner Lehrpersonen / Fachschaften an einzelnen Schulen etwa anhand von Schuljahrbüchern als Bausteine einer Geschichte der Professionalisierung des Lehramts in den Fremdsprachen an öffentlichen Schulen,
- Entwicklung der Lehrkräftebildung in bestimmten Sprachen in einzelnen Regionen anhand der Lehramtsprüfungsordnungen seit dem 19. Jahrhundert,
- Entwicklung der Ausbildung in den Sprachen an einzelnen (Schul-) Seminarstandorten,
- Entwicklungen in Unterricht und Ausbildung seit dem 20. Jahrhundert, insbesondere auch in den weniger beforschten Schulsprachen, beispielsweise auch in der DDR.

Beitragsvorschläge im Umfang von ca. 150 bis max. 300 Wörtern und Rückfragen bitte bis 28.02.2026 und gerne zugleich an:

Dr. Jessica Ammer
- 1. Vorsitzende der Matthias-Kramer-Gesellschaft -
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Institut für Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft
jammer@uni-bonn.de

Prof. Dr. Daniel Reimann
- Organisation vor Ort –
Humboldt-Universität zu Berlin
Sprach- und literaturwissenshaftliche Fakultät
Lehrstuhl für Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen
daniel.reimann@hu-berlin.de

Beitrag von: Daniel Reimann

Redaktion: Robert Hesselbach