Stadt: Kassel

Frist: 2016-04-30

Beginn: 2016-10-11

Ende: 2016-10-12

Wahlkampf ist Wortkampf: In Reden, auf Plakaten, in Werbespots, Talkshows und Interviews, online oder auf der Straße – überall versuchen die Parteien und Kandidaten mittels der persuasiven Kraft des Wortes Wählerstimmen und damit politische Macht zu erhalten. Dort, wo das Amt an der Spitze des Staates zum Ziel der wahlkämpferischen Begierde wird, erhält dabei das Wort der potenziell prospektiven Präsidenten besondere Wirkungsmacht. „Read my lips“ forderte einst George H.W. Bush folgerichtig im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf und formulierte so eine aus Wähler- wie aus Wissenschaftssicht schiere Notwendigkeit in modernen demokratischen Präsidentschaftswahlkämpfen: Denn das geschriebene oder gesprochene Wort der Kandidaten, ihrer Unterstützer und Wähler sowie derer, die über sie berichten, verrät weit mehr als politische Vorhaben für die Zukunft. Es zeichnet Bilder vom Zustand und der Entwicklung von Gesellschaften, es verdichtet ganze Legislaturperioden und Jahrzehnte, die kommen, zu einzelnen Reden oder sogar Slogans.

Wir suchen mit Blick auf die näher rückende französische Präsidentschaftswahl und die – so scheint es – permanent campaign, die ihr vorausgeht, Beiträge, die sich mit dem Wortkampf in Präsidentschaftswahlkämpfen auseinandersetzen: in einzelnen Ländern oder aus vergleichender Perspektive über die Ländergrenzen hinweg. Welche Themen prägen den politischen Diskurs? Welches Bild zeichnen sie von der Gesellschaft und der politischen Kultur? Welche sprachlichen Mittel werden von den Kandidaten zu welchem Zweck eingesetzt? Wie gestaltet sich der Kontakt mit den Wählern? Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten finden sich im Fernsehen, Online, im Geschriebenen wie im Gesprochenen, auf Plakaten und Interviews…? Welchen Widerhall findet die Kampagne dort, wo sie sich der Kontrolle der Kandidaten und ihrer Strategen entzieht: in Presse, Internet und interpersoneller Kommunikation? Wie und worüber wird in In- und Ausland berichtet? Kurz: Welche Erkenntnisse lassen sich mithilfe sprachwissenschaftlicher Zugänge über moderne Präsidentschaftswahlkämpfe gewinnen?

Als Keynote Speaker hat Prof. Dr. Franz Lebsanft (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn) zugesagt.

Erwünscht sind Beiträge, die sich inhaltlich aus sprach-, literatur- oder kulturwissenschaftlicher Perspektive mit den folgenden Themenbereichen auseinandersetzen:

  • Wahlkampagnen und -werbung (Reden, Pressemitteilungen, Wahlprogramme, Talkshows, Interviews…)
  • Öffentlicher Diskurs (Pressediskurs/Wahlkampfberichterstattung, interpersonelle Kommunikation, Online-Kommentare,…)
  • Multimodalität
  • Kontrastive Analysen (frühere Kampagnen, europäische und nicht-europäische Kampagnen im Vergleich, Pressediskurs in verschiedenen Ländern, Unterschiede im Pressediskurs des In- und des Auslandes,…)
  • Rezeption von Präsidentschaftswahlkampagnen in Literatur und Film

Wir bitten um Vorschläge für Beiträge (20 Minuten Vortrag + 10 Minuten Diskussion) in Form eines Abstracts mit Literaturangaben (max. 400 Wörter) und einer Kurzvita bis zum 30.04.2016 an Aline Wieders-Lohéac (a.wieders-loheac@uni-kassel.de) und Sandra Issel-Dombert (s.issel-dombert@uni-kassel.de) zu senden. Vortragssprachen sind Deutsch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch, Italienisch oder Englisch. Zu- und Absagen erfolgen bis zum 10.05.2016.

Eine Veröffentlichung der Beiträge ist geplant.

Literatur:
Bartels, Marike (2015): Kampagnen. Zur sprachlichen Konstruktion von Gesellschaftsbildern. Berlin: de Gruyter [Sprache und Wissen 20].
Banita, Georgiana/Pöhlmann, Sascha (2015) (Hrsg.): Electoral Cultures: American Democracy and Choice. Heidelberg: Universitätsverlag Winter.
Mots (2009): 2007. Débats pour l’Élysée. N° 89. [http://mots.revues.org/18713].

Beitrag von: Aline Wieders-Lohéac

Redaktion: Christof Schöch