Seit 2012 haben jedes Jahr am katalanischen Nationalfeiertag durchschnittlich eine Million Menschen für das Recht auf eine Abstimmung demonstriert, um über den Status der politischen Zugehörigkeit zum spanischen Staat zu entscheiden (also auch die Fortführung der jetzigen Regierungsform, aber auch in Form einer Föderation oder als unabhängiger Staat). Gemäß verschiedener Umfragen haben über 80% der Katalanen ein solches Referendum gewünscht, darunter auch viele Unabhängigkeitsgegner. Der spanische Staat hat diese Forderung mehrfach abgelehnt, mit der Begründung, dass die Verfassung dies nicht vorsehe, obwohl es aus anderen Gründen mehrfach sehr kurzfristige Verfassungsänderungen gegeben hat (etwa, um dem spanischen König das Abdanken zu ermöglichen oder um Spaniens Rettung durch die EU während der Bankenkrise zu ermöglichen).

Die katalanische Regierung hat nach Jahren der vergeblichen Forderungen nach Gesprächen über den politischen Status am 1. Oktober ein Referendum angesetzt, das von der spanischen Regierung als illegal erklärt worden ist. Trotzdem haben über zwei Millionen Bürgerinnen und Bürger daran teilgenommen.

Der Vorstand des Deutschen Katalanistenverbands verurteilt die brutale Polizeigewalt des vergangenen 1. Oktober in Katalonien gegen die Bevölkerung, die sich in friedlicher Weise vor Wahllokalen zusammengefunden hat, um am Referendum zur Selbstbestimmung teilzunehmen. Die Handlungsweise von Einsatzkräften der staatlichen Polizei und der paramilitärischen Guardia Civil, die in brutalster Weise auf unbewaffnete und friedlich handelnde Personen einschlugen, stellt eine klare Verletzung der Grundrechte der Bürgerinnen und Bürger dar und widerspricht den Normen der Europäischen Union und jedes zivilisierten und demokratischen Landes hinsichtlich des Einsatzes der Polizei. Der Vorstand solidarisiert sich mit den Personen, die Opfer dieser Übergriffe wurden, und mit dem katalanischen Volk, das gegen diese Vorgehensweisen in friedlicher Weise demonstriert hat. Die Äußerungen des spanischen Regierungssprechers, der diese friedlich gegen die Polizeigewalt demonstrierenden Menschen mit Nationalsozialisten verglichen hat, verurteilt der Vorstand mit äußerstem Nachdruck. Alles deutet leider nun darauf hin, dass die spanische Regierung ihre repressive Vorgehensweise fortsetzen wird.

Der Vorstand des DKV schließt sich auch der ähnlich lautenden Erklärung der Internationalen Vereinigung von Verbänden für Katalanistik (FIAC), der unter anderem die Associació de Catalanistes de l’Àmerica Llatina (ACAL), die Anglo-Catalan Society (ACS), die Association Française des Catalanistes (AFC), die Associació Internacional de Llengua i Literatura Catalanes (AILLC), die Assoziazione Italiana di Studi Catalani (AISC), die North-American Catalan Society (NACS) und die Societat Catalana de Llengua i Literatura (SCLL) angehören, an. Die Erklärung in mehreren Sprachen finden Sie unter http://www.katalanistik.de/fileadmin/verband/dkv/documents/FIAC-Manifest-Octubre-2017.pdf

Beitrag von: Bàrbara Roviró

Redaktion: Christof Schöch