Stadt: Gießen

Frist: 2019-03-15

Beginn: 2019-10-31

Ende: 2019-11-02

URL: http://romaliteraturen.uni-koeln.de/

Die Roma (hier als Heteronym verstanden, das sämtliche Untergruppen wie Sinti, Roma, Calé, Kalderasch, Manouches, etc. umfasst) bilden mit knapp zwölf Millionen Menschen die größte ethnische Minderheit Europas. Während die Lebensbedingungen der Roma in Südosteuropa überwiegend prekär sind, hat sich ein Großteil der in Südwesteuropa lebenden Roma in die jeweiligen Mehrheitsgesellschaften integriert, lebt überwiegend sesshaft und spricht die jeweiligen Landessprachen. Dennoch sind Roma auch dort weiterhin massiven Vorurteilen und rassistischen Ressentiments ausgesetzt.

In den Literaturwissenschaften wird das Thema Roma und Literatur in erster Linie motivisch bearbeitet, d.h. es werden Fremddarstellungen von Roma, ihren Lebensweisen, Sitten und Gebräuchen in literarischen Texten von Autoren der Mehrheitsgesellschaft untersucht. Die Perspektive unserer Tagung, die im Rahmen des DFG-Forschungsnetzwerkes „Ästhetik(en) der Roma: Literatur, Comic und Film von Roma in der Romania“ stattfindet, ist anders fokussiert, denn hier soll es um den literarisch-künstlerischen Selbstausdruck von Roma in der Romania gehen, die in den romanischen Mehrheitssprachen arbeiten. Dabei soll die Frage zu Diskussion gestellt werden, ob und wenn ja inwiefern man von unterschiedlichen Ästhetiken der Roma sprechen kann.

Da Roma-Gesellschaften in sich ausgesprochen heterogen sind, gibt es eine Vielzahl von Roma-Kulturen. Durch die Fokussierung auf die Romania mit ihrer Vielzahl von Sprachen und literarischen und filmischen Traditionen wird diese Diversität und Heterogenität noch verstärkt; dementsprechend ist von vielen, z.T. sehr unterschiedlichen Ästhetiken auszugehen.

Um der Frage nach den Ästhetiken der Roma gezielt nachgehen zu können, müssen die Wirkungen der Heterostereotype auf die ästhetische Selbstrepräsentation von Roma in Literatur, Comic und Film ebenso ausgelotet werden wie das ästhetisch hoch interessante Spannungsverhältnis, in dem Werke von Roma zu denen von Autoren/Künstlern der Mehrheitsgesellschaft stehen. Zentrale Bedeutung kommt folglich dem Austarieren von Ähnlichkeiten und Unterschieden, von Übernahmen, Beeinflussungen und Abgrenzungen von Fremd- und Selbstbildern einerseits und ästhetischen Techniken und Verfahren andererseits zu.

Kunst von Roma kennzeichnet sich durch die Überschreitung von kulturellen, sprachlichen und medialen Grenzen. Bei der Untersuchung wird den Aspekten Intermedialität und Interkulturalität daher ebenso große Bedeutung zukommen wie den Themenfeldern Minderheiten, Diaspora, Exklusion, Peripherie und Migration.

Bitte schicken Sie Ihren Vortragsvorschlag mit einem kurzen Abstract im Umfang von ca. 300-400 Wörtern zusammen mit einer kurzen Biobibliographie bis 15. März 2019 an Prof. Dr. Kirsten von Hagen (kirsten@vonhagen.de) und PD Dr. Marina O. Hertrampf (marina.hertrampf@sprachlit.uni-regensburg.de).

Beitrag von: Marina Ortrud Hertrampf

Redaktion: Christof Schöch