Geschichte wird gemacht! Vergangenheitspolitik und Erinnerungskulturen in Lateinamerika - Weingartener Lateinamerikagespräche 2015
Stadt: Weingarten
Beginn: 2015-01-09
Ende: 2015-01-11
Vor circa vier Jahrzehnten begann eine Phase blutiger Militärherrschaften in Lateinamerika, die heute in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert wird. Dieser Erinnerungsboom zeichnet sich durch eine thematische Breite sowie die Nutzung sehr unterschiedlicher Medien aus. Diverse Denkmäler und Museen, Dokumentationen, zivilgesellschaftliche Organisationen, soziale Bewegungen sowie zahlreiche Romane, Gedichte und Filme beschäftigen sich mit dem Erbe und der Aufarbeitung der oftmals traumatischen Vergangenheit der einst autoritären und repressiven Gesellschaften. Aber heißt mehr Erinnerung auch mehr Demokratie? Oder lassen sich Anzeichen einer Banalisierung, Ritualisierung oder Selbstreferenzialität der Erinnerung feststellen? Welche Implikationen hat die Erinnerung an die gewaltsame Vergangenheit für aktuelle Auseinandersetzungen um soziale Teilhabe und Gerechtigkeit? Wer wird wie, warum und von wem erinnert? Diese Fragen verdeutlichen, dass die Vergangenheit nicht abgeschlossen, sondern ein Thema von eminenter Aktualität sowie großer politischer und gesellschaftlicher Relevanz ist. Vergangenheitspolitiken und Erinnerungskulturen sind nicht nur zentral zum (Selbst-) Verständnis Lateinamerikas, sondern auch ein wichtiger Schlüssel für deren Zukunft. Auf den Weingartener Lateinamerikagespräche 2015 wird das Thema des politischen, gesellschaftlichen und kulturellen Umgangs mit der gewaltvollen Vergangenheit aus verschiedenen disziplinären und theoretischen Perspektiven sowie anhand von unterschiedlichen Länderbeispielen analysiert und diskutiert.
Programm
Freitag, 9.1.2015
18:00 Uhr
Anreise / Abendessen
20:00 bis 21:30 Uhr
Begrüßung und Einführung
Dr. Rainer Öhlschläger, Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart
Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Universität Kassel
Dr. Stefan Peters, Universität Kassel
Geschichtspolitik in Lateinamerika
Prof. Dr. Michael Zeuske, Universität zu Köln
Samstag, 10.1.2015
8:00 Uhr
Frühstück
Morgenimpuls
9:00-12:30 Uhr
Aspekte der Vergangenheitspolitik
Vergangenheitsaufarbeitung in Chile. Modellfall oder Negativbeispiel?
Dr. Stephan Ruderer, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Transitional Justice in Lateinamerika: Hintergründe, Mechanismen, Wirkungen
Prof. Dr. Anika Oettler, Philipps-Universität Marburg
Transnationale Erinnerungen zwischen Spanien und Lateinamerika
Dr. Nina Elsemann, Freie Universität Berlin
12:30-14:00 Uhr
Mittagessen
14:00-18:00 Uhr
Geschichte und Aufarbeitung in Politik und Kultur
Propaganda während der brasilianischen Militärdiktatur
Dr. Nina Schneider, Universität Konstanz
Staatsterror und Aufarbeitung in Peru
Stefanie Wiehl, Universität Leipzig
Vom Schmutzigen Krieg zum Drogenkrieg: desaparecidos in Vergangenheit und Gegenwart in Mexiko Dr. Sylvia Karl, Philipps- Universität Marburg
Erinnerung an weibliche Militanz in argentinischen Dokumentarfilmen
Daniela Noll-Opitz, Universität Bielefeld
18:00 Uhr
Abendessen
19:00-21:30 Uhr
Filmvorführung und „Infancia Clandestina“ (OmU) und anschließendes Filmgespräch
Im Kulturzentrum KinoLinse, Weingarten
Sonntag, 11.1.2015
Ab 8:00 Uhr
Frühstück
8:30
Gottesdienst in der Basilika
9:45-13:00 Uhr
Geschichte und Erinnerung der Guerilla
Verschüttetes Erbe? Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte in den revolutionären Bewegungen Kolumbiens
Prof. Dr. Klaus Meschkat, Leibniz-Universität Hannover
Die Erzählung politischer Gewaltkonflikte in der Stadt: literarische Darstellung der
‚guerrilla urbana‘ und ihre Erinnerung
Dr. Patrick Eser, Universität Kassel
Ausblick und weiterführende Fragestellungen
Dr. Stefan Peters, Universität Kassel
Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt, Universität Kassel
Abschlussdiskussion
13:00 Uhr
Mittagessen und Tagungsende
Anmeldung und weitere Informationen: http://www.akademie-rs.de/themen-politik.html
Beitrag von: Stefan Peters
Redaktion: Christof Schöch