Stadt: Universität des Saarlandes (Saarbrücken)

Frist: 2023-01-23

Beginn: 2023-09-27

Ende: 2023-09-30

URL: https://kwg-ev.org/populaere-kulturen-2023/

Zur 8. Jahrestagung der Kulturwissenschaftlichen Gesellschaft Populäre Kulturen / Popular Cultures laden wir herzlich zur Teilnahme an unserem Panel “Von der Resistenz zur Resilienz. Formen der Populär- und Popularkulturen in der Romania, Spannungsverhältnisse und kollektive Zugehörigkeiten” ein.

Organisator:innen: Minerva Peinador (Universität Regensburg), Florian Homann (Westfälische Wilhelms-Universität Münster)

Wir möchten der Frage nach der Produktion und Rezeption aktueller kollektiver kultureller Ausdrucksformen in der Öffentlichkeit romanischsprachiger postkolonialer Kulturräume nachgehen. Dabei wollen wir das Zusammenspiel sowie die Spannungs- und Konkurrenzverhältnisse zwischen Popularkulturen und Hochkultur bei der Herausbildung von kollektiven Identitäten untersuchen. Unser Ziel dabei ist, kulturelle Erscheinungsformen aus dem Bereich des Popularen wahrzunehmen, zu analysieren und zu deuten. Dabei kommen kulturelle Produkte aus den Bereichen Musik, Lyrik, Theater, Kino, Fotografie, Comic, Street Art usw. in aller Vielfalt in Frage.

In der aktuellen Ära des Anthropozäns erleben wir eine Welt extremer Spannungen, in der das Globale und das Lokale aufeinandertreffen und sich der Traum von Wohlstand für alle als Illusion entpuppt, was Halls (2010) Bekenntnis vom Mangel an Gewissheit bestätigt. Stattdessen herrschen ansteigende Ungleichheiten, die u. a. mit dem feministischen intersektionalen Ansatz beschreibbar sind.

In unserer Sektion wollen wir kulturelle Formen der Populärkulturen analysieren, die hegemonische Selbstverständlichkeiten auf die Probe stellen, aus dem Gleichgewicht bringen und womöglich darauffolgende Verhältnisse beeinflussen und verändern, Dynamiken, die Bourdieu bereits erläuterte. So möchten wir zur kulturwissenschaft-lichen Analyse und Debatte dieser Artefakte und ihrer Diskursivität einladen, die wir ferner als Dispositive im Sinne Agambens verstehen. Wir fragen uns also mit Alabarces nach den Bedeutungsmöglichkeiten und der Reichweite des Populären.

Ausdrucksformen wie Literatur, Film, Comic, darstellende Künste wie Tanz und Theater, Fotografie, Street Art und Musik, von denen manche wie der Flamencogesang aus älteren volkstümlichen Traditionen stammen (Homann 2021) sowie ihr Einfluss auf die Öffentlichkeit, nicht zuletzt auf den öffentlichen Raum und seine Materialität (Rabotnikof 2005), sind einige der Hauptkanäle für die Darstellung von Populärkulturen. Aufgrund ihres Entstehungskontextes, ihrer Machtverhältnisse und deren interventionistischen Charakters besitzen sie ein ästhetisches und zugleich politisches Potential, wobei wir auf Foucaults Diskursanalyse zurückgreifen. In der Gegenwart finden wir dafür mögliche Beispiele für Kulturschaffende aus der Literatur bei Gabriela Cabezón Cámara, Camila Sosa Villada oder Rita Indiana; aus dem Film bei César González; aus der Musik ist bspw. Rebeca Lane zu nennen. Sie sind bereits teilweise, jedoch bei weitem noch nicht umfassend untersucht worden (Peinador 2021, 2022).
Sowohl beim Themenkomplex als auch bei der methodologischen Wissensproduktion nehmen wir uns eine konsequente Anwendung der dekolonialen und der feministischen Perspektiven vor, was u. a. eine horizontale Wissensproduktion impliziert (Cornejo/Rufer 2020). Für diese Überlegungen und deren Formulierung wollen wir uns dabei auf Manifestationen der Alltagskultur stützen und zur Entwicklung dieser Perspektive einladen. Dabei verstehen wir uns und die Arbeit in unserer Sektion als kommunizierendes Sprachrohr, Dialog und Transfer zwischen den Epistemologien des Globalen Südens (de Sousa Santos 2018) und westlichen Ansätzen.

Auf diese Weise werden folgende Untersuchungsfragen und -Felder aufgeworfen:

  • Kulturelle Vorstellungen / das populäre Imaginäre
  • Kollektive Zugehörigkeiten unter Bezugnahme auf Gedächtnistheorien, Fragen der Generationalität und der kollektiven Zugehörigkeit
  • Subversives Potential von Ausdrucksformen der Populär- und Popularkulturen
  • Welche kulturellen Artefakte werden wie kollektiv konzipiert und in die Öffentlichkeit vermittelt?
  • Welche Auswirkungen hat dies auf die Gesellschaft und die öffentliche Wahrnehmung?

Für die Teilnahme mit einem Vortrag (15-20 Min.) bitten wir bis zum 15. Januar 2023 um die Einsendung von Abstracts (max. 250 Wörter), die auf diese Themenbereiche sowie Fragestellungen eingehen; einschl. Titel, Kurzbiografie und institutioneller Verankerung an Minerva Peinador (minerva.peinador-perez[at]ur.de) und Florian Homann (fhomann[at]uni-muenster.de).

Es besteht die Möglichkeit der Finanzierung der Reisekosten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.

Literatur

Alabarces, Pablo (2021). Pospopulares. Las culturas populares después de la hibridación. Bielefeld: University Press/transcript.
Agamben, Giorgio (2006). Che cos’è un dispositivo? Milano: Nottetempo.
Bourdieu, Pierre (1992). Les règles de l’art: genèse et structure du champ littéraire. Paris: Éditions du Seuil.
Cornejo, Inés; Rufer, Mario (eds.) (2020). Horizontalidad. Hacia una crítica de la metodología. Buenos Aires, México: CALAS, CLACSO.
Foucault, Michel (1992). L’Archéologie du savoir. Paris: Gallimard.
Hall, Stuart (2010). Sin garantías. Trayectorias y problemáticas en estudios culturales. Ausgabe von Eduardo Restrepo, Catherine Walsh y Víctor Vich. Universidad Javeriana/Universidad Andina Simón Bolívar. Popayán, Colombia: Envión Eds.
Homann, Florian (2021). Cante flamenco y memoria cultural lo performativo de la tradición, las redes de intertextos y las nuevas dinámicas en la poesía del cante. Madrid/Berlin: Iberoamericana/Vervuert.
Peinador, Minerva (2022). “Destellos de ‘mi reflejo de perfil incaico’. Hacia un orden decolonial afiliativo en Huaco retrato (2021), de Gabriela Wiener”. Revista Letral vol. 29: Escrituras desterritorializadas: literatura femenina y migración hispanoamericana en Europa,111-131.
____ (2021) “Refundando la matria argentina, desdibujando límites normativos. Las aventuras de la China Iron, de Gabriela Cabezón Cámara.” Romanica Olomucensia 33(2): Disensos al canon literario, 289-304.
Rabotnikof, Nora (2005). En busca de un lugar común. México D. F.: Universidad Nacional Autónoma de México, Instituto de Investigaciones Filosóficas.
Sousa Santos, Boaventura de [et al.] (2018). Epistemologías del Sur – Epistemologias do Sul. Maria P. Meneses, Karina A. Bidaseca (coords.). Buenos Aires: CLACSO/Coimbra: Centro de Estudos Sociais CES.

Beitrag von: Minerva Peinador

Redaktion: Robert Hesselbach