Stadt: Bochum

Frist: 2023-02-15

Beginn: 2023-05-31

Ende: 2023-06-01

Seit dem Beginn des Kriegs in der Ukraine im Februar 2022 zeigen sich die Herausforderungen, vor denen Europa und die EU stehen, in besonders eindrücklicher Weise. Am erwartbarsten waren sicher die Flüchtlingsbewegungen aus dem Kriegsgebiet, die im Winter 2022/23 erneut zunehmen dürften; hinzu kam die Blockade der Getreidelieferungen, über die insbesondere nordafrikanische Länder von einer Hungerkatastrophe bedroht waren, was wiederum neue Flüchtlingsbewegungen auslöste. Neben der nach wie vor offenen Frage nach einer adäquaten Verteilung der Geflüchteten in der EU wurde parallel v.a. diejenige nach der Energieversorgung der Mitgliedstaaten virulent. Neben den hohen Energiepreisen, die ein wesentlicher Inflationstreiber inzwischen auch für den Lebensmittelmarkt sind, rückt die kurzfristig notwendig gewordene Schließung der Versorgungslücke v.a. über Erdgas, aber auch Kohle und Atomenergie, die Erreichung der im European Green Deal definierten Klimaziele in den Hintergrund, auch wenn ein schnellerer Ausbau erneuerbarer Energien nach wie vor intendiert ist. Gleichzeitig könnten Engpässe in der Energieversorgung dazu führen, dass die Wirtschaft aus Kostengründen Teile ihrer Produktion ins nicht-europäische Ausland verlagert. Die immer wieder angesprochene mögliche Ausdehnung des Konflikts auf angrenzende wie die baltischen Staaten oder auch ein möglicher Einsatz nuklearer Waffen sowie die eindringliche Forderung der Ukraine nach westlicher Unterstützung haben zu einer Neuausrichtung der Sicherheits-, Verteidigungs- und Rüstungspolitik der EU und einer, nicht zuletzt durch den US-Präsidenten Biden gestützten, Stärkung der NATO geführt, der Finnland und Schweden beitreten wollen (aktuell blockiert durch das Veto der Türkei). NATO wie EU agieren vorsichtig, insbesondere über Sanktionen und Beschwichtigungen, um eine weitere Eskalation zu vermeiden. Die aktuelle Situation macht allerdings auch sichtbar, dass neben einer bereits (zwangsläufig) erfolgten Neuausrichtung der Beziehungen der EU zu Russland mit Blick auf mögliche Handelspartnerschaften das Verhältnis zu China, vor dem Hintergrund u.a. der Menschenrechtsverletzungen, diskutiert werden muss.
Europa muss sich also, wenn es weiterhin ein wichtiger Partner auf globaler Ebene sein möchte, neu positionieren und die Verlässlichkeit seiner bisherigen Partner hinterfragen. In diesem Kontext ist auch das Vorantreiben des European Green Deal wesentlich sowie das Anwerben von Fachkräften aus dem Ausland und die Integration von Geflüchteten als mögliche Maßnahme, um den die gesamte EU betreffenden demographischen Wandel und die damit verbundenen Probleme abzufedern. Europa und die EU stehen somit vor großen Herausforderungen, die durch die die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine in ihrem ganzen Ausmaß auf einen Schlag sichtbar geworden sind und zügiges Handeln erfordern.
Die Tagung soll beleuchten, wie in den romanischsprachigen Ländern auf diese Herausforderungen reagiert wird, welche nationalen Kräfte wirksam werden, wie sich die einzelnen Staaten in die Erarbeitung von Lösungsvorschlägen der EU einbringen, wie sich die Staaten zu Russland und der Ukraine positionieren etc. Sie lädt ein, diese und verwandte Fragen und Prozesse aus lexikalischer, frame-semantischer, diskursanalytischer etc. Sicht zu analysieren und zu diskutieren und so einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der aktuellen Situation und der Parallelen und Unterschiede in den romanischsprachigen Ländern der EU im Umgang mit dieser zu leisten.

Wir freuen uns über die Einreichung von Abstracts (max. 3.000 Zeichen, inkl. 3-5 bibliographische Angaben) bis zum 15.2.2023 an sabine.heinemann@uni-graz.at, uta.helfrich@phil.uni-goettingen.de, judith.visser@rub.de.
Eine Benachrichtigung über die Annahme der Vorträge erfolgt bis zum 28.2.2023.

Beitrag von: Sabine Heinemann

Redaktion: Ursula Winter