Das Institut für romanische Sprachen und Literaturen der Universität Duisburg-Essen sowie seine Schülerinnen und Schüler trauern um Bernd Spillner. Bernd Spillner war von 1972 bis zu seiner Emeritierung Professor für Romanistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Duisburg bzw. nach der Fusion 2003 an der Universität Duisburg-Essen. Er gehört damit zur Gründergeneration der Duisburger (später Duisburg-Essener) Romanistik. Von 1979 bis 1981 war er Dekan und Prodekan an der Universität Duisburg. In der Lehre vertrat er vor allem die französische Sprachwissenschaft. Seine wissenschaftlichen Interessen gingen weit darüber hinaus, wie allein schon sein sehr umfangreiches Publikationsverzeichnis – und sein unerschöpfliches Archiv sprachwissenschaftlicher Sekundärliteratur – zeigen. Seine wissenschaftlichen Interessen waren breit gefächert. Fragen der Stilforschung – hier gehörte er zu den Pionieren der Anwendung quantitativer, computerlinguistischer Methoden an der Schnittstelle von Literatur- und Sprachwissenschaft – stehen im Zentrum seiner Dissertation über den Stil Marcel Prousts wie auch in dem 1974 erschienenen Werk Linguistik und Literaturwissenschaft. Stilforschung, Rhetorik, Textlinguistik, das auch in spanischer und arabischer Übersetzung erschien. Darüber hinaus war er in vielen anderen Forschungsfeldern aktiv, etwa in der Kontrastiven Linguistik, der Interkulturellen Kommunikation, der Textwissenschaft oder der Fachsprachenforschung. Sein besonderes Interesse galt Fragen der angewandten Sprachwissenschaft. So war er von 1987 bis 1994 Vorsitzender der Gesellschaft für Angewandte Linguistik. Mit großer Sorgfalt organisierte er Exkursionen für die Studierenden, bei denen kulinarische und önologische Fragen nicht zu kurz kamen.
Über die Universität Duisburg hinaus war Bernd Spillner vielfach im In- und Ausland tätig, durch Gastdozenturen, Forschungsaufenthalte und Vorträge in Europa und (fast) allen Kontinenten, von Oran über Dakar, Nouméa und Quito bis nach Shanghai. Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 2007 absolvierte er zahlreiche internationale Forschungsaufenthalte und Kurzzeitdozenturen. 2011 ehrten Kolleginnen und Kollegen Bernd Spillner anlässlich seines 70. Geburtstages im Glaspavillon auf dem Essener Campus mit einem Festakt und einer Festschrift zu seinen Ehren.
Wir erinnern uns an Bernd Spillner auch als einen Kollegen, der noch lange nach seiner Emeritierung regelmäßig auf dem Campus präsent war. Er war stets ein geschätzter, offener und angenehmer Gesprächspartner und zeigte viele Kompetenzen, u.a. auch als kulinarischer Experte und Restaurantkritiker. Geradezu sprichwörtlich waren seine perfekten Sprachkompetenzen im Französischen; viele Anekdoten ranken sich um seine Kenntnis französischer Fachlexeme (‟Wie, Sie wissen nicht, was ‟gespickter Rehrücken” auf Französisch heißt?”).
Bernd Spillner zeichnete sich durch einen äußerst feinsinnigen und intelligenten Humor und ein Gespür für groteske Alltagssituationen aus. Neben den hohen Anforderungen an das methodisch saubere und systematische Arbeiten an (auch schwer zu beschaffenden) Korpora, die er an seine Studierenden und insbesondere Promovend*innen stellte, kam die Maßgabe, dass die gewählten Themen letztendlich auch Spaß machen sollten, nie zu kurz. Als akademischer Lehrer verstand er es, die Begeisterung für Fragestellungen der Angewandten Linguistik an seine Schüler*innen weiterzugeben und in ihnen das ihm eigene Gespür für innovative sprachliche Phänomene, die es verdienen erforscht zu werden, zu wecken. Erfolge im akademischen Alltag wurden so auch regelmäßig mit kulinarischen Schätzen aus der Romania gefeiert – niemals jedoch ohne eine angemessene, auf dem unermesslichen Wissens- und Erfahrungsschatz Bernd Spillners basierende Würdigung.
Sein kritischer Blick auf die akademischen Leistungen seiner Schüler*innen, stets verbunden mit einer gesunden pragmatischen Distanz, hat deren Arbeitsethos nachhaltig geprägt und vielen von ihnen den Weg in die wissenschaftliche Karriere geebnet. Vieles davon wird in ihnen weiterleben und an zukünftige Generationen Studierender weitergegeben werden.

Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Familie. Wir werden Bernd Spillner ein ehrendes Andenken bewahren.

Institut für romanische Sprachen und Literaturen der Universität Duisburg-Essen
stellvertretend für Bernd Spillners Schülerinnen und Schüler Nadine Rentel (Zwickau)

Beitrag von: Dietmar Osthus

Redaktion: Ursula Winter