Stadt: Innsbruck

Frist: 2024-07-31

Beginn: 2024-12-17

Ende: 2024-12-19

URL: https://www.uibk.ac.at/de/congress/oelt2024/

Die Thematik des inklusiven Sprachgebrauchs wird aktuell sowohl in Wissenschafts- als auch in Laienkreisen breit diskutiert und betrifft neben der Leichten und Einfachen Sprache u.a. auch die gendergerechte Sprachverwendung. Die geplante Sektion soll dem erstgenannten Aspekt mit Fokus auf den germanischen und romanischen Sprach- und Kulturraum gewidmet sein. Während in Bezug auf das Deutsche und Englische mittlerweile einige Arbeiten vorliegen, die sich insbesondere mit morphosyntaktischen, lexiko-semantischen sowie teilweise auch textlinguistischen Aspekten dieser (funktionalen) Varietäten auseinandersetzen (cf. für das Deutsche z.B. Bredel/Maaß 2016; Lasch 2017; Gutermuth 2020; Prossliner 2021; Rocco 2022; Bock/Pappert 2023; Wiesmann 2023); für das Englische z.B. Hackos/Stevens 1997; Cheek 2010) und auch bereits die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz bei Translationsprozessen prüfen, deren Zielsprache/-varietät die Leichte bzw. Einfache Sprache darstellt (cf. Deilen et al. 2023), sieht die Forschungslage im Bereich der Romanistik weitaus dünner aus. Bisherige Studien zu den romanischen Sprachen sind überwiegend sprachvergleichender Natur, wobei als Kontrastsprache meist das Deutsche fungiert (cf. z.B. Crestani 2022; Perego/Rocco 2022; Nicklaus/Rocco 2023). Bock/Pappert (2023: 9) halten jedoch in ihrem als Studienbuch konzipierten Einführungswerk in die Leichte und Einfache Sprache fest, dass die beiden Varietäten auch im germanistischen Bereich einen „Forschungsgegenstand [darstellen], der weiterhin zahlreiche Fragen aufwirft, die einerseits die Texte mit den verschiedenen sprachlichen Ebenen und andererseits die heterogene Gruppe der Leserinnen und Leser betreffen“. Im Rahmen dieser Sektion soll versucht werden, einige der betreffenden Fragen – sowohl in Bezug auf den germanischen als auch auf den vergleichsweise wenig erforschten romanischen Sprach- und Kulturraum – zu klären. Nachstehend werden mögliche Ansätze und Fragestellungen für Beiträge stichwortartig skizziert:

terminologische, kommunikationstheoretische und soziolinguistische Reflexionen zur Frage, inwiefern Leichte und Einfache Sprache als Varietäten einer natürlichen Einzelsprache verstanden werden können, zur Problematik der asymmetrischen Kommunikation und der unklaren Zielgruppen; Überlegungen zum Verhältnis zwischen Leichter/Einfacher Sprache und Sprachausbau, zur Frage der Universalität von Leichter/Einfacher Sprache, zu den Grenzen von Leichter/Einfacher Sprache im Spannungsfeld von wenig bis nicht akzeptablen Texten und umfassender Inklusion
Studien zu verschiedenen Ebenen der Sprachbetrachtung, z.B. phonologische, morphosyntaktische, lexiko-semantische, textlinguistische und grammatiktheoretische Untersuchungen zu Phänomenen und Texten in Leichter/Einfacher Sprache, kritische Auseinandersetzung mit Handbüchern und Leitfäden zur Konzeption von Texten in Leichter/Einfacher Sprache
pragmalinguistische Annäherungen, z.B. Rolle von Präsuppositionen (inkl. Realia aus translationswissenschaftlicher Perspektive), Implikaturen, sprachlicher Höflichkeit, Persuasion in Leichter/Einfacher Sprache
medien- und diskurslinguistische Zugänge, z.B. im Hinblick auf Multimodalität, das Text-Bild-Verhältnis, die Frage möglicher „leichter Bilder“, den medialen Diskurs zu Leichter/Einfacher Sprache
translationswissenschaftliche Aspekte, z.B. Strategien und Herausforderungen beim intralingualen Über-tragen in Leichte/Einfache Sprache (inkl. Berücksichtigung audiovisueller Translation); Analysen von über-setzten Versionen zwei-/mehrsprachiger Webseiten in Leichter/Einfacher Sprache (v.a. in mehrsprachigen Regionen wie Südtirol oder der Schweiz)
Untersuchungen zum Sprach- und Textverstehen, u.a. auch unter Einbezug von Formaten wie Easyreaders, Apps/Webseiten; experimentelle Studien zur empirischen Prüfung der in Handbüchern und Leitfäden aufgestellten Hypothesen bzgl. der (Un)Verständlichkeit gewisser Elemente und Strukturen
didaktische Aspekte, z.B. Rolle von Leichter/Einfacher Sprache im Sprach- und/oder Inklusiven Unterricht sowie in der Lehrer:innenausbildung/-weiterbildung; Analysen inklusiver Lehrmaterialien im Hinblick auf die (Nicht-)Beachtung von Prinzipien Leichter/Einfacher Sprache; Auslotung geeigneter (sprach)didaktischer Methoden; experimentelle Studien mit Proband:innen zur Testung von Lehrmaterialien oder mit SuS, Lehrer:innen und anderen Beteiligten zu deren Einstellungen gegenüber Leichter/Einfacher Sprache

Bibliographie
Bock, B. M./Pappert, S. (2023): Leichte Sprache, Einfache Sprache, verständliche Sprache. Mit Beiträgen von Pirkko Friederike Dresing, Mathilde Hennig und Cordula Meißner. Tübingen: Narr.
Bredel, U./Maaß, C. (2016): Leichte Sprache: Theoretische Grundlagen. Orientierung für die Praxis. Berlin: Dudenverlag.
Cheek, A. (2010): Defining Plain Language. Clarity 64: 5-15.
Crestani, V. (2022): Il “linguaggio facile tedesco”, il “linguaggio facile italiano”: una prospettiva sulle strategie di mediazione. Italiano LinguaDue 14.2: 237-259.
Deilen, S. et al. (2023): Using ChatGPT as a CAT tool in Easy Language translation. arxiv. [DOI: https://doi.org/10.48550/arXiv.2308.11563]
Gutermuth, S. (2020): Leichte Sprache für alle? Eine zielgruppenorientierte Rezeptionsstudie zu Leichter und Einfacher Sprache. Berlin: Frank & Timme.
Hackos, J. T./Stevens, D. M. (1997): Standards for Online Communication. Hoboken, New Jersey: John Wiley & Sons Inc.
Lasch, A. (2017): Zum Verständnis morphosyntaktischer Merkmale in der funktionalen Varietät „Leichte Sprache“. In: Bock, B. M. et al. (eds.): „Leichte Sprache“ im Spiegel theoretischer und angewandter Forschung. Berlin: Frank & Timme, 275-299.
Nicklaus, M./Rocco, G. (2023): Intralinguale Übersetzung von Rechtstexten in Easy Language(s): syntaktische Aspekte der deutschen und französischen Fassung des Schweizer Behindertengleichstellungsgesetzes (BehiG). Rivista Internazionale di Tecnica della Traduzione 25: 13-37.
Perego, E./Rocco, G. (2022): The UN Convention on the Rights of Persons with Disabilities: a comparative analysis of the Easy English, the Easy German and the Easy Italian versions. Rivista Internazionale di Tecnica della Traduzione 24.1: 63-87.
Prossliner, L. (2021): Kann Recht verständlicher dargestellt werden? Wege, Möglichkeiten, Vorschläge und Grenzen eines angewandt-linguistisch orientierten Modells zur Überbrückung irrationaler Sprachbarrieren in der Expert*innen-Lai*innen-Kommunikation. Universität Innsbruck: Dissertation.
Rocco, G. (2022): Leichte Sprache und einfache Sprache. Syntaktische Aspekte im Vergleich. In: Wienen, U./Reichmann, T./Sergo, L. (eds.): Syntax in Fachkommunikation. Berlin: Frank & Timme, 155-173.
Wiesmann, E. (2023): Übersetzung in Leichte Sprache. Zur Problematik der Übersetzung von Gesetzestexten am Beispiel des Infektionsschutzgesetzes. INTRALINEA ON LINE TRANSLATION JOURNAL: 1-24.

Termine, Fristen und Hinweise:
• Abstracteinreichung:
Es wird gebeten, Abstracts für Vorträge (mit bis zu 350 Wörtern, vorzugsweise zuzüglich Bibliographie) bis spätestens 31. Juli 2024 an folgende E-Mail-Adressen zu schicken:
paul.mayr@fau.de
Christine.Konecny@uibk.ac.at
Verena.Thaler@uibk.ac.at
• Verständigung über die Annahme: 31. August 2024
• Registrierung nach Annahme des Vortrags: bis spätestens 01.10.2024 über das Veranstaltungs-ConfTool der ÖLT 2024

Vortragssprachen: Deutsch oder Englisch
Publikation: Eine Veröffentlichung der Workshopbeiträge im Anschluss an die Tagung ist im Rahmen eines Zeitschriftensonderheftes geplant (akzeptierte Sprachen in diesem Fall: Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch).

Beitrag von: Paul Mayr

Redaktion: Robert Hesselbach