Deutsch-jüdische Identitäten in Argentinien – Interdisziplinäre Perspektiven auf Migration, Identitätswandel und Kulturen/Literaturen des Exils
Am 25. und 26.6. werden am Institut für Romanistik der Universität Kassel zwei Veranstaltungen (ein Workshop und eine Abendvortrag) zum Thema “Deutsch-jüdische Identitäten in Argentinien – Interdisziplinäre Perspektiven auf Migration, Identitätswandel und Kulturen/Literaturen des Exils” mit Alfredo Schwarcz (Buenos Aires) organisiert, in Kooperation mit der Stelle für Antidiskriminierung der Uni Kassel sowie mit der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Kassel.
Die Veranstaltungen richtet sich an Studierende und Lehrende der Universität Kassel sowie an sämtliche interessierte Personen.
Um Anmeldung wird gebeten (bei dem Workshop).
1. Workshop: “Deutsch-jüdische Identitäten in Argentinien – Interdisziplinäre Perspektiven auf Exil, Migration und Identitätswandel”
Mit Alfredo Schwarcz (Buenos Aires)
Mittwoch, 25.06.2025, 16-20 Uhr, Kurt-Wolters-Straße 5, Raum 0019
Der Workshop setzt sich mit deutsch-jüdischen Identitätskonstruktionen in Argentinien auseinander, und bietet Raum für interdisziplinären Austausch über dieses vielschichtige kulturhistorische Phänomen. Die Veranstaltung gliedert sich in mehrere thematische Einheiten: Zum Einen wird eine theoretische Erörterung der Unterschiede von Exil, Flucht und Migration sowie deren phänomenologischer Spezifik erfolgen. Eine große Rolle spielt die Erläuterung desPhänomens der „Ghettoisierung" als Überlebensstrategie, deren Bedeutung für städtische Gemeinschaftsbildungerläutert wird. Die Wechselbeziehung von Sprache und Identität, insbesondere hinsichtlich der Rolle von Muttersprache, Akkulturationsprozessen und kulturellen Referenzpunkten sowie der generationellen Transformation von Konzepten wie „Heimat" und „Diaspora" werden ebenso berücksichtigt. Psychosoziale Aspekte werden anhand der Ankommensbedingungen und der biografischen wie generationellen Identitätswandlungsprozesse beleuchtet.Begleitend wird ein literaturwissenschaftlicher Zugang zu den Phänomenen gelegt, der Ko-Organisator der Veranstaltung, Patrick Eser, wird Werke der deutsch-jüdisch-argentinischen Exilliteratur des „Post-Exils" vorstellen, die die Themen des Workshops reflektieren und im Medium der Literatur erkunden.
Der Workshop richtet sich an Studierende und Lehrende der Kultur- und Literaturwissenschaften, Sozialwissenschaften, Psychologie, Geschichte sowie an sämtliche Interessierte. Um Anmeldung wird gebeten.
Referent: Alfredo Schwarcz ist Psychologe und Gerontologe. Er arbeitet als Psychotherapeut und ist Autor des Buches “Y a pesar de todo: Los Judíos de habla alemana en la Argentina” (1991) / “Trotz allem…die deutschsprachigen Juden in Argentinien” (1995)
2. „Deutsch-jüdische Präsenz in Argentinien – eine Schicksalsgemeinschaft“
Vortrag von Alfredo Schwarcz (Buenos Aires)
Donnerstag, 26.06.2025, 18 Uhr, Campus Uni Kassel
Viele deutschsprachige Juden fanden während der Nazizeit in Argentinien Zuflucht vor der Verfolgung. Diese Veranstaltung beleuchtet die Geschichte und Entwicklung dieser besonderen Migrationswelle und zeigt, wie aus Flucht und Vertreibung eine neue Heimat entstand.
Der argentinische Psychologe Alfredo Schwarcz zeichnet den Weg der deutschsprachigen Juden nach Argentinien nach. Was wussten sie über das Land am Rio de la Plata? Was fanden sie dort vor? Welche Schwierigkeiten mussten sie überwinden.
Wir betrachten das unlösbar miteinander verbundene Dreieck von Migration, Zerstreuung und Holocaust und seine Auswirkungen auf die Flüchtlinge. Ein besonderer Fokus des Vortrags liegt auf den Identitätsfragen: Was bedeutete die dreifache Zugehörigkeit für die Betroffenen? Wie gingen sie mit dem Gefühl der Entwurzelung um? Auch die Weitergabe des deutsch-jüdischen Kulturerbes an die nächsten Generationen wird thematisiert – mit all ihren Brüchen und Kontinuitäten. Der Vortrag zeigt, wie aus Flucht und Verlust neue kulturelle Identitäten entstehen konnten. Abschließend werden allgemeineÜberlegungen zum Phänomen Migration heute angestellt und Bezüge zur Gegenwart hergestellt.
Einleitung und Moderation: Patrick Eser und Renate Pfromm
Organisation & Kontakt:
PD. Dr. Patrick Eser: eserp[at]uni-kassel[dot]de
Beitrag von: Patrick Eser
Redaktion: Robert Hesselbach