Frist: 2026-03-15

Das Archiv „Textmusik in der Romania“ der Universität Innsbruck sammelt seit nunmehr 40 Jahren Tonträger und Forschungsliteratur zu den wichtigen Formen der Populärmusik aus den romanischsprachigen Ländern. Durch eine große Schenkung des Romanisten Albert Gier verfügt das Archiv aber auch über eine umfassende Dokumentation zur Libretto- und Opernforschung. Nachdem diese Materialen in den vergangenen Jahren sortiert und digital erfasst wurden, soll im März 2026 das „Digitale Dokumentationsportal für Librettoforschung“ im Rahmen eines feierlichen Präsenz- und Online-Events freigeschaltet werden.
Aus diesem Anlass möchten wir die nächste Jahresnummer von ATeM (11,1 2027) den Crossovers von Oper und den diversen Formen der Populärmusik widmen. Unter dem Gesichtspunkt der Wechselbeziehungen können neben Autorenlied, Pop-, Rock- oder Rap-Song natürlich auch Genres in den Blick genommen werden, die Gesangsnummern für die Bühne inszenieren, wie dies bei Musical, Varieté, Revue, sprachlich-regionalen Sonderformen wie Zarzuela oder Sceneggiata napoletana und nicht zuletzt beim Videoclip der Fall ist.
Von den drei stets ineinandergreifenden Komponenten textbasierter Musik – Text, Musik und Interpretation bzw. Performance – kann bei der Frage nach den ‚Kreuzungen‘ oder ‚Überlagerungen‘ mit der Oper jede schwerpunktmäßig in den Fokus genommen werden: Populärmusik kann sich etwa durch die Adaption musikalischer Sequenzen oder die Uminterpretation von Arien der Oper annähern, sie kann Textpassagen aus Opern ‚zitieren‘ und spielerisch ein- oder umbauen, sie kann gesanglich-stimmlich (im englischen Sprachraum als Operatic Pop gefasst) oder in ihren Inszenierungsformen (auf der Bühne oder im Musikvideo) Anleihen bei der Operntradition nehmen.
Andererseits kann ebenfalls danach gefragt werden, wie sich die Oper der Populärmusik annähert oder sich gar als Populärmusik präsentiert. Welche melodischen und klanglichen Elemente haben Opernkompositionen und produktionen aus der Popmusik übernommen? Welche Annäherungen an die Populärmusik und kultur gibt es in der Aufführungs und Rezeptionsgeschichte der Oper – wie ‚pop‘ waren beispielsweise Bizets Carmen oder Rossinis Produktionen in Neapel? Welche Anleihen an Charakteristika der Populärmusik nehmen zeitgenössische Operninszenierungen (Stichwort ‚Regieoper‘)? Was zeichnet die noch relativ junge Form der ‚Pop-Oper‘ aus (als Beispiel kann die 2022 in Venedig uraufgeführte Casanova Opera Pop dienen), wie unterscheidet sie sich von der traditionellen Oper, aber auch vom Musical?
Neben den oben skizzierten Crossovers und Bezügen zwischen Oper und Populärmusik eröffnet das Libretto eine weitere Schiene für mögliche Beiträge. So kann etwa gefragt werden, inwieweit eine dramatische und zugleich narrative Textgrundlage, wie sie das Libretto für die Oper darstellt, in ähnlicher oder abgewandelter Form für das Musical, den Musikfilm, das Varieté, das politische Musiktheater oder sogar für ein Konzeptalbum Inspirationsquelle bzw. ein relevantes Strukturprinzip darstellen kann.

Der Bezug zur Oper – sei es als Gattung mit ihrer ganz eigenen Spezifik oder als Einzelwerk – sollte bei allen vorgeschlagenen Beiträgen stets gewahrt werden. Darüber hinaus sollen sich die untersuchten Fallbeispiele dem Profil der Zeitschrift entsprechend in den romanischen Kulturen verorten. Der Call ist offen für Beitragende aus unterschiedlichen Disziplinen, insbesondere Literatur , Kultur-, Sprach- und Musikwissenschaft, wobei interdisziplinäre Ansätze bevorzugt werden (gerne auch in Form eines ‚vierhändigen‘ Beitrags, wie von unserer Zeitschrift favorisiert).
https://atem-journal.com/index.php/ATeM/guidelines
Wir bitten, uns über die geplanten wissenschaftlichen Beiträge mittels Nennung des Arbeitstitels und Zusendung eines kurzen Abstracts bis 15. März 2026 zu informieren (atem-journal@uibk.ac.at). Abgabetermin für die Beiträge, die einem Double-Blind Peer-Review-Verfahren unterzogen werden, ist der 15. Juli 2026.
Wir bitten überdies um Rezensionen zu einschlägigen Veröffentlichungen. Eine Liste zu rezensierender Buchveröffentlichungen findet sich auf der Webseite der Zeitschrift unter „Publizieren“, es können jedoch auch eigene Rezensionsvorschläge eingebracht werden. Für die Rubrik „*Forum*“ können schließlich Textsorten wie Tagungs-, Projekt-, Konzertberichte, Vorstellungen von Institutionen oder Sammlungen, Festreden, Nachrufe etc. eingereicht werden. Abgabetermin für Rezensionen und Forumsbeiträge ist der 15. September 2026. Die Zeitschriftennummer wird im Januar 2027 erscheinen.
Wir freuen uns auf Ihre Beiträge!

Die Herausgeber*innen
Gianpaolo Chiriacò (giovanni.chiriaco@uibk.ac.at)
Gerhild Fuchs (gerhild.fuchs@uibk.ac.at)
Serena Guarracino (serena.guarracino@univaq.it)
Ursula Mathis-Moser (ursula.moser@uibk.ac.at)
Birgit Mertz-Baumgartner (birgit.mertz-baumgartner@uibk.ac.at)

Beitrag von: Gerhild Fuchs

Redaktion: Robert Hesselbach